Kolumne Superhelden Paris nur mit Espresso

Der erste Schluck Kaffee war nur bitter. Meine Mutter hatte ihn mir als Kind eingeflößt, um meinen Kreislauf auf Touren zu bringen. Damals hatte ich noch niedrigen Blutdruck. Bis zum Abitur habe ich dann morgens auf Kaffee verzichtet.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Erst als ich in Frankreich studiert habe, kam ich richtig auf den Geschmack. Ein petit noir nach dem Essen in der Mensa, das wurde schnell zur Gewohnheit. Und irgendwann unverzichtbar. Hatte ich bis dahin Kaffee mit Milch getrunken, so stieg ich um auf Espresso mit Zucker. Die neue Angewohnheit behielt ich auch bei, nachdem ich wieder in Deutschland gewohnt habe. Bis heute ist es eines meiner größten Vergnügen, in meinem Stammcafé am Boulevard St. Michel in Paris zu sitzen und Espresso zu trinken, dazu eine Gauloise zu rauchen und dann den Blick schweifen zu lassen auf das Rive droite gegenüber. Rechterhand die mächtige Statue des Erzengels Michael, der den Eingang zum Quartier Latin bewacht. Ein Traum. Dabei war der erste Schluck Kaffee so bitter.