Nur das ewige Eis meiden die Exoten

Merzig · Monika Burda ist Vorsitzende der Orchideenfreunde Saarland. Im Vorfeld der Orchideenschau hat sich SZ-Mitarbeiterin Nina Drokur mit ihr in ihrem Orchideenparadies in Losheim getroffen und ihr blumige Geheimnisse entlockt.

 Monika Burda hat zu Hause 1000 Pflanzen verschiedener Gattungen wie Gongora, Stanhopea oder Dendrobium. Fotos: Nina Drokur

Monika Burda hat zu Hause 1000 Pflanzen verschiedener Gattungen wie Gongora, Stanhopea oder Dendrobium. Fotos: Nina Drokur

Orchideen gibt es mittlerweile für wenig Geld in jedem Baumarkt. Aber Orchidee ist noch lange nicht Orchidee. "Der Laie versteht darunter die Gattung Phalaenopsis," sagt Monika Burda , Vorsitzende der Orchideenfreunde Saarland, und spricht von der womöglich häufigsten Orchideengattung auf Deutschlands Fensterbänken. Aber nicht alle Orchideen gehören dieser Gattung an. "Es gibt über 30 000 Orchideenarten auf der Welt. Zählt man die Kreuzungen hinzu, kommt man auf über 250 000 registrierte Arten." Die Kennerin erklärt: "Orchideen kommen auf der ganzen Welt vor, außer im ewigen Eis. Deshalb gibt es auch keinen gemeinsamen Ursprung."

Wer sich für die Vielfalt der Orchideen interessiert, der sollte die Ausstellung der Orchideenfreunde Saarland von Freitag, 9. September, bis Sonntag, 11. September, in der Stadthalle in Merzig nicht verpassen.

Die Orchideenfreunde organisieren das farbenfrohe Treiben inzwischen bereits zum 14. Mal. Täglich stellen neun Orchideengärtner aus ganz Deutschland von 10 Uhr bis 18 Uhr ihre schönsten Pflanzen aus.

Burda ist schon seit vergangenem Herbst mit der aktiven Planung der Veranstaltung beschäftigt: "Da müssen Gärtner kontaktiert, Genehmigungen eingeholt und Hotels gebucht werden. Das ist mein Vollzeitjob ohne Verdienst", sagt die gelernte Krankenschwester mit dem grünen Daumen. Es sei zwar viel Arbeit, eine solche Ausstellung auf die Beine zu stellen, aber es bringe ihr auch sehr viel Spaß. Nicht zuletzt, weil die Stimmung unter den Vereinsmitgliedern und den Ausstellern immer sehr herzlich sei. Auch die Mitglieder der Orchideenfreunde von der Saar präsentieren an zwei Ständen ihre prächtigsten Blüten: "Wir vom Verein gestalten die Ausstellungstische mit Moos und Rinde, ähnlich dem Naturstandort der Pflanze." Damit sich Besucher ihre Lieblingsstücke mit nach Hause nehmen können, wird jeder Gärtner auch einen Verkaufsstand anbieten. Doch nicht jede Pflanze ist für jeden Haushalt geeignet. "Wenn es nicht passt, sagen Gärtner auch schon mal Nein zum Verkauf, das habe ich schon gesehen. Uns ist der Erhalt der Pflanze wichtiger", betont Burda . Das Herz blutet der 60-Jährigen, wenn die Orchidee nur ein teurer Blumenstrauß ist, womit man wieder bei den vielen Discounter-Orchideen sei. Deshalb wird an den Ausstellungstagen auch die Beratung der Besucher zur Pflege und Haltung im Mittelpunkt stehen. Alle Aussteller stehen den Besuchern an den drei Tagen mit Rat und Tat zur Verfügung. Ein besonderer Programmpunkt auf der Agenda der farbenreichen Schau ist die Umtopfungsaktion - täglich von 11 Uhr bis 12 Uhr. "Die harten Wurzeln machen vielen Orchideenbesitzern Angst", sagt die Vorsitzende: "Wer möchte, kann sogar seine eigene Pflanze mitbringen und unter Anleitung der Gärtner umtopfen. Alle drei Jahre sollte man dies tun", empfiehlt die Expertin: "Aber nicht, wenn die Pflanze blüht." Jede Schau der Orchideenfreunde Saarland wird um ein Zusatzthema erweitert. Dieses Jahr sind Fossilien und Mineralien als Ergänzung zu sehen. "Neben einer Ausstellung wird es auch einen Stand geben, wo Besucher Mineralien aufschneiden und bearbeiten können, das ist gerade für Kinder ein großer Spaß", sagt Burda und freut sich auf junge Besucher. Ein besonderer Höhepunkt ist die Taufe einer Neuzüchtung zur Eröffnung der dreitägigen Ausstellung am Freitag um 11 Uhr. Taufpatin ist Carmen Bachmann von SR3 Saarlandwelle. Die Taufpflanze wird an einem gesonderten Tisch zum Verkauf angeboten. Ihren Namen erfährt man erst bei der Taufe . (Näheres zur Pflanzentaufe im Info-Kasten).

Der Eintritt zur Schau kostet vier Euro. Für Mitglieder von Gartenbauvereinen, Busgruppen und Behinderte gilt ein ermäßigter Preis von 3,50 Euro.

Frau Burda , wie viele Pflanzen haben Sie hier?

Monika Burda : Ich habe über tausend Pflanzen. Die meisten ab den 2000er-Jahren. Einige sind aber auch älter. Die älteste ist von 1996.

Wie behält man da den Überblick?

Burda : Ich habe jede Pflanze in eine Liste eingetragen und notiere auch, wann welche Orchidee wie lange blüht. Manchmal kommt man da allerdings nicht hinterher.

Haben Sie eine Lieblingspflanze?

Burda : Das werde ich oft gefragt, und ich sage immer das Gleiche: Die, die gerade schön blüht. Das Dendrobium ist aber meine liebste Gattung.

Warum sammeln Sie ausgerechnet Orchideen?

Burda : Ich habe viele Pflanzen ausprobiert und bin an der Orchidee hängengeblieben wegen ihrer Vielfalt. Das Usambaraveilchen zum Beispiel sieht immer gleich aus, abgesehen von der Farbe vielleicht. Bei den Orchideen gibt es riesige Unterschiede und Varietät. Das ist die Faszination an der Orchidee.

Was muss man bei der Haltung von Orchideen beachten?

Burda : Lieber vergessen als zu viel behüten. Einmal die Woche ordentlich gießen. Orchideen mögen das Auftrocknen. Das sind sie von ihren natürlichen Standorten gewohnt, wo es tagsüber sehr heiß und nachts sehr kalt ist. Deshalb ist ein Kamin im Winter auch problematisch, weil dann der Temperaturunterschied nicht groß genug ist.

Was ist der Unterschied zwischen einer Baumarktpflanze und einer beim Gärtner erworbenen Pflanze?

Burda : Das ist der Vergleich Smart und Mercedes. Der Ursprung der Pflanze ist meist derselbe. Der Gärtner lässt sich in der Aufzucht aber viel mehr Zeit, während die Baumarktpflanze in Massenzuchtbetrieben so schnell wie möglich mit Dünger und manipuliertem Tag-Nacht-Rhythmus großgezogen wird. Letztlich kommt es bei der Qualität der Pflanze aber auf die Wurzeln an, die man beim Kauf in den üblich durchsichtigen Behältern gut sehen kann.Die Orchideenfreunde Saarland sind ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Wissen über die Orchidee zu sammeln und es mit anderen zu teilen. Einmal im Monat treffen sich die 38 Mitglieder zum Erfahrungsaustausch im Mehrgenerationenhaus von Saarlouis-Steinrausch. Oft organisieren sie Vorträge mit Referenten aus ganz Deutschland. Regelmäßig gibt es Exkursionen zu Gärtnereien, Ausstellungen oder botanischen Gärten, bei denen auch Nichtmitglieder willkommen sind. Im Oktober steht eine Tagesfahrt nach Esslingen zur Orchideenschau an. Auch eine Tour zur großen Kürbisausstellung im schwäbischen Ludwigsburg ist geplant. Monika Burda hebt hervor, dass die Betonung im Vereinsnamen auf "Freunde" liege.

Der jüngste Orchideenfreund ist 37 Jahre alt, der älteste schon Mitte achtzig. Das gemeinsame Hobby verbindet alle. Die Orchideenfreunde sind nach den Worten der Vorsitzenden Monika Burda keine Züchter. Dies sei in Deutschland, wo tropische Arten nicht heimisch sind, sehr kompliziert. "Es ist ein großer Aufwand. Man braucht einen bestimmten Nährboden, und die Umgebung muss steril sein. Außerdem werde die Pflanzen nicht von unseren heimischen Insekten bestäubt."

Es gebe jedoch auch in Deutschland heimische Orchideenarten. Deren Zucht sei zwar einfacher, dennoch nicht unproblematisch. "Die heimischen Orchideen gehen eine natürliche Gemeinschaft mit einem Pilz ein. Beide leben in Symbiose, sie sind kein Schmarotzer", verrät Monika Burda weiter. Was umgekehrt bedeutet: "Nimmt man nur die Pflanze ohne den Pilz, dann geht sie ein."

Zum Thema:

Auf einen Blick Die 14. Merziger Orchideentage mit Fossilien und Mineralien sind von Freitag, 9. September, bis Sonntag, 11. September, jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr in der Stadthalle Merzig . Die Eröffnung der Schau mit Orchideentaufe ist am Freitag um 11 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt 3,50 Euro. nid orchideenfreunde- saarland.de

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 Exoten entfalten ihre Pracht.

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 Mit Kennerblick begutachtet Monika Burda ihre Pflanzen.

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Hintergrund Zu jeder Ausstellung der Orchideenfreunde Saarland züchtet Orchideengärtner Reiner Janke aus Weilerbach bei Kaiserslautern eine Pflanze speziell für diesen Anlass. Die wird dann in London in ein offizielles Orchideen-Register eingetragen. Dazu muss sie bestimmte Auflagen erfüllen. "Das ist wie bei Rassehunden", erklärt Monika Burda , Vorsitzende des Vereins. "Da müssen zum Beispiel Vater und Mutter der Pflanze bekannt sein, und die Kreuzung darf in dieser Form noch nicht eingetragen sein." Die Pflanze wird dann auf einen Namen getauft, der sowohl etwas mit der Blüte und dem Taufpaten als auch mit der Region zu tun hat. "Da gab es in der Vergangenheit schon die ,Saarperle', ,Das Merziger Gardefeuer' oder ,La Reine de Porcelaine', als 2008 Brigitte von Boch Taufpatin war." Getauft wird die Pflanze in Merzig nicht mit Champagner, sondern mit Odilien-Wasser, das an Pfingstmontag geweiht wurde. Das Wasser aus der Quelle im Waldgebiet Lückner in der Nähe der Odilien-Kapelle bei Oppen soll der Legende nach die heilige Odilie von der Blindheit befreit haben. "Außerdem sagt man, dass es bei Kinderwünschen helfen soll. Und wir wollen ja, dass sich unsere Pflanzen vermehren", erklärt Monika Burda den Brauch. nid

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