Neue Therapieformen am SHG-Klinikum MerzigExperten am runden Tisch

Merzig. Mit einer neuen Schwerpunktstation für endoskopische Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes will das SHG-Klinikum Merzig sein medizinisches Leistungsspektrum zukünftig ausbauen. Dafür haben sich die Merziger mit Dr

Merzig. Mit einer neuen Schwerpunktstation für endoskopische Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes will das SHG-Klinikum Merzig sein medizinisches Leistungsspektrum zukünftig ausbauen. Dafür haben sich die Merziger mit Dr. Peter Henkel als neuen Chefarzt der inneren Abteilung (neben Chefarzt Professor Paul Schlimmer) einen Experten auf dem Gebiet der Gastroenterologie, also der Magen-Darm-Heilkunde, ins Haus geholt. Der 55-Jährige, der auch in Merzig lebt, war mehr als sieben Jahre lang Chefarzt im DRK-Krankenhaus in Saarlouis und hat dort bereits eine schlagkräftige gastroenterologische Abteilung aufgebaut. Ähnliches strebt Dr. Henkel nun auch an seiner neuen Wirkungsstätte an, wo er seit Beginn dieses Jahres tätig ist. "Wir wollen die Abteilung auch technologisch auf den neuesten Stand bringen, um dort künftig neben den seit langem etablierten Verfahren der Magen- und Darmspiegelung weitere hochmoderne Untersuchungsmethoden anwenden zu können", erläutert Henkel. Dafür investiert die SHG-Klinik fast eine Million Euro, bestätigt der stellvertretende Verwaltungsdirektor Bernd Mege. So wurde beispielsweise ein spezielles Sonographie-Endoskop angeschafft, mit dessen Hilfe man aus den Körperhöhlen besonders scharfe und feine Ultraschallbilder der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren und anderer innerer Organe anfertigen kann - was für die Feindiagnostik von Organen der Bauchhöhle von großer Bedeutung ist. Henkel: "Mit Hilfe dieser Methoden lassen sich zum Beispiel Tumorerkrankungen besonders früh erkennen." Derzeit laufen auch einige bauliche Veränderungen in der Abteilung, um diese nach den Vorstellungen Henkels zu einem modernen endoskopischen Diagnose- und Therapiezentrum weiterzuentwickeln. "Damit könnten zukünftig auch ambulante Patienten bei uns nach dem Eingriff so lange unter Überwachung bleiben, bis wir uns sicher sein können, dass sie wieder nach Hause zurückkehren können - etwas, was mir sehr wichtig ist." Auch Spiegelungen des Dünndarms, die Henkel seit 2005 , damals als erster im Saarland, vornimmt, sind zukünftig am Merziger Klinikum machbar.Für den Merziger Mediziner ist die Endoskopie immer genaueste Methode, bestimmte Erkrankungen wie Dickdarmkrebs zu erkennen und frühzeitig schon deren Vorstufen zu behandeln. "Eine Darmspiegelung ist in der Detaildarstellung immer noch genauer als beispielsweise radiologische Untersuchungsmethoden." Dies sei "wie hochauflösendes Fernsehen", eine gute Darmspiegelung ermögliche eine zentimetergenaue Feinanalyse - und es sei zudem möglich, direkt Gewebeproben von auffälligen Partien zu entnehmen, was bei anderen Untersuchungsformen nicht gehe. Henkel weiß auch, dass die endoskopische Untersuchung des Darmes immer noch von vielen gefürchtet wird: "Früher waren diese Untersuchungen wegen der noch nicht so entwickelten Technik tatsächlich eher eine Qual für den Patienten, aber heute sind sie weit weniger belastend."Dass ihm die Arbeit nicht ausgehen wird, dessen ist sich Dr. Henkel bewusst: "Darmkrebs-Erkrankungen nehmen bei uns zu, was vor allem an unserer ungesunden Ernährungsweise liegt. Wir essen zu viel und zu fett und nehmen zu viel Alkohol zu uns." Das Saarland sei das Bundesland mit der höchsten Darmkrebs-Rate pro 100 000 Einwohner, sagt Henkel. Und Deutschland wiederum nehme innerhalb der EU einen traurigen Spitzenplatz ein, liege dort bei den Darmkrebserkrankungen an zweiter Stelle. "Wir haben in der BRD 70 000 Erkrankungen im Jahr, und jedes Jahr sterben 30 000 Menschen an Darmkrebs." Dabei könne der Darmkrebs zur Rarität werden - "wenn alle über 55 sich spiegeln lassen würden". Merzig. Neben den technischen Innovationen strebt der neue Chefarzt Dr. Peter Henkel auch neue Formen der Therapie bei Magen-Darm-Erkrankungen an. Zukünftig sollen dort auf einer so genannten Tumorkonferenz Fachärzte aus verschiedenen Fachbereichen zu einer Art rundem Tisch zusammenkommen, um über mögliche Behandlungswege im Falle einer Tumorerkrankung zu beratschlagen. "Dort sitzen dann regelmäßig Krebsspezialisten, Strahlentherapeuten, Chirurgen und Internisten zusammen und diskutieren die einzelnen Fälle." Die Tumorkonferenz gibt eine Therapieempfehlung für jeden Patienten ab - inwieweit der niedergelassene Haus- oder Facharzt, der diesen Patienten behandelt, dieser Empfehlung folgt, bleibt allerdings in dessen Ermessen. "Mir ist es ganz wichtig, dass wir einen Patienten mit seiner Diagnose nicht im Regen stehen lassen, sondern als Partner für die Haus- und Fachärzte die Therapie unterstützen." Die Tumorkonferenz sei generell auch für diese offen, betont Henkel. Durch diese Treffen müsse der Patient künftig nicht mehr von einem Facharzt zum nächsten pilgern, das spare Zeit und Nerven. cbe "Mir ist es wichtig, dass wir einen Patienten mit seiner Diagnose nicht im Regen stehen lassen"Dr. Peter Henkel

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