Sie singen und rappen über „Sellemols“ Musik-Wahlprogramm bei der Alternative für Deutschrap

merzig · Peter Lang, Martin Lang, Christian Jost und Andreas Jost überzeugen mit Rap, Funk, Soul, Rock und Jazz — und mit einer Portion Wortwitz und Wahrheit.

 Die Alternative für Deutschrap (von links): Peter Lang, Martin Lang, Christian Jost und Andreas Jost.

Die Alternative für Deutschrap (von links): Peter Lang, Martin Lang, Christian Jost und Andreas Jost.

Foto: Alternative für Deutschrap

Ihr Wahlprogramm überzeugt mit Rap, Funk, Soul, Rock und Jazz. Eine große Portion Wortwitz und Wahrheit soll das Rap-Land besser machen. Zwei Nachnamen, zwei Brüder und vier Männer, das ist die Alternative für Deutschrap. Gangsterrap liegt der Band fern. Stattdessen gibt es bei ihnen handgemachte Musik mit viel Melodie und Sprechgesang. Obwohl in ihren Liedern insgesamt 50 Mal das Wort „Scheiße“ vorkommt, bieten sie nicht den typischen Rapper-Jargon.

Manche verbinden Rap mit frauenfeindlichen, obszönen Texten. Das ist aber nicht Euer Ding. Werdet Ihr von einigen Menschen auch bevorurteilt?

Martin Lang: Die Leute sind interessiert, schon wegen des Namens. Da sie alles Mögliche erwarten, können wir sie nur überraschen. Die meisten sind begeistert, was in unserer Musik alles drin ist.

Christian Jost: Wichtig ist es, authentisch zu sein. Wir wollen bei der Wahrheit bleiben und schreiben die Songs aus unseren eigenen Erfahrungen. Wir können nur das wiedergeben, was wir selbst erlebt oder beobachtet haben. „Sellemols“ ist ein gutes Beispiel dafür. Da geht es um gute alte Zeiten.

Andreas Jost: Es ist einfach peinlich, dass es heute noch normal ist, beispielsweise „schwul“ als Schimpfwort zu benutzen oder Texte zu schreiben, die frauenverachtend sind.

Martin Lang: Aber, ich habe gezählt: auch in unseren Texten kommt das Wort „Scheiße“ insgesamt ungefähr 50 Mal vor.

Euer Name verrät ja vermeintlich noch mehr. Er ähnelt einer Partei, der Alternative für Deutschland. Gibt es da einen Zusammenhang oder ist er sogar ein politisches Statement?

Martin Lang: Als wir die Band gründeten, gab es diese Partei schon. Wir behaupten jedoch gerne, die Partei habe den Namen von uns geklaut, was allerdings leicht zu widerlegen ist. Es ist einfach so: Wortwitze sind mein Steckenpferd. Der Name ist kontrovers und erregt Aufmerksamkeit. Genau das Prinzip wenden wir auch bei Liedern wie „Swagxit“ oder „Fresh und arbeitslos“ an.

Habt Ihr schon etwas davon aufgenommen?

Andreas Jost: Wir sind aber gerade dabei eine EP aufzunehmen. Die wird nächstes Jahr herauskommen.

Rap zeichnet sich ja nicht nur durch die Texte, sondern auch durch musikalische Merkmale aus. Aber wenn ich mir das so anhöre, hört man bei Euch viel mehr als nur Rap.

Andreas Jost: Wir hören alle ganz verschiedene Musikrichtungen und mögen alles. Das spiegelt sich natürlich in unseren Liedern wider.

Christian Jost: Andy mag Alternative und ich höre Metal und Rap. Peter und Martin sind große Funk- und Fusion-Fans. So kommt bei unseren Liedern immer etwas anderes raus, da wir all unsere Musikgeschmäcker in unsere Musik einfließen lassen.

Ihr steckt Euch mit Eurem Namen selbst in die Rap-Schublade. Was Ihr spielt, ist aber eine Mischung aus Fusion, Funk, Jazz, Rock und Rap. Ist es so nicht schwer, die richtigen Menschen zu erreichen?

Martin Lang: Viele sagen, wir sollen uns auf eine Richtung konzentrieren, weil die Band nur dann eine Seele hätte. Aber wir wollen überraschen und immer etwas Neues ausprobieren.

Christian Jost: Ich glaube, wir haben unsere Schublade noch nicht gefunden und brauchen auch keine. Wichtig ist, dass wir handgemachte Musik machen.

Was meinst Du mit handgemacht?

Christian Jost: Bei uns gibt es nur echte Instrumente und echte Stimmen.

Geht der Elektro-Trend, der vor allem im Rap heute herrscht, komplett an Euch vorbei?

Peter Lang: Ich würde schon gerne ein Samplepad kaufen. Das ist ein elektronisches Instrument, das Töne aufnehmen und auf Tastendruck wiedergeben kann. Das spiele ich an und man hört unter anderem Klänge von Streichern oder Bläsern.

Martin Lang: Ich bin da anders eingestellt. Ich bin musikalisch festgefahren, rückwärtsgewandt. Funk, 80er Jahre, Fusion – das ist mein Ding. Aber sicher hat Peter recht, es würde wohl eine Bereicherung für unsere Musik sein.

So sieht also die Zukunft aus. Und wie hat alles angefangen?

Christian Jost: Ich habe vorher alleine Rap-Musik gemacht und habe auch ein Duo-Projekt. Das war aber nie etwas, für die Bühne. Also wollte ich eine Band gründen. Mir war dabei wichtig, dass wir eine Einheit sind. Ich wollte nicht der Hauptkünstler sein, dessen Band im Hintergrund steht. Ich wollte ein Teil der Band sein. Dann habe ich Martin kennengelernt. Der hat gesagt, er kenne einen Schlagzeuger, der jedoch ein wenig schwierig sei – sein Bruder.

Peter Lang: Mich hat schon lange die Idee begeistert, Rap mit echten Instrumenten zu verbinden.

Christian Jost: Wir drei haben uns im März letzten Jahres zu unserer ersten Bandprobe getroffen und das hat direkt harmoniert. Dabei ist mir noch der Sänger und Gitarrist der Band Point Verse eingefallen: Andreas Jost.

Andreas Jost: Christian hatte ein Lied meiner alten Band abgemischt. Daraufhin haben Christian und ich zusammen einen Song aufgenommen. Letztes Jahr hat er mich gefragt, ob ich bei seiner Band mitmachen will. Bei der zweiten Probe war ich dann auch schon dabei.

Peter, auf Deinem Schlagzeug sitzt ein kleiner Plüsch-Luchs und in Eurem Logo findet man das Tier wieder. Was hat ein Luchs mit Deutschrap zu tun?

Peter Lang: Der Luchs  ist mein Lieblingstier.

Andreas Jost: Außerdem gibt es einen Bezug zu den Beginnern. Die sind die Füchse von Hamburg, wir sind die Luchse von der Saar.

Christian Jost: Die Idee fanden wir alle cool. Mein Mitbewohner Benjamin Mordiconi ist sehr kreativ und hat das Logo für uns entworfen. Aktuell macht er auch mit seinem Modelabel „Nuffin“ Merchandise. Unter anderem für mein Solo-Projekt „Schubidu-Crew“.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

Martin Lang: Wir haben uns für den goldenen Scheinwerfer beworben. Das ist ein saarländisches Rock-Nachwuchs-Festival. Mal sehen wie das läuft.

Ansonsten konzentrieren wir uns auf unsere neue CD und warten, was passiert.

Die Fragen stellte
Ann Sophie Willeitner

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