Merzig Musik und viele tiefsinnige Fragen

Hilbringen · Beim kulturellen Abend im Museum Zimmer in Hilbringen ging es um psychologische Themen. Für die Gäste gab es dabei viel Nachdenkliches.

 Kammermusiker Frank Grandjean (links) und der Psychiater Wolfgang Werner.

Kammermusiker Frank Grandjean (links) und der Psychiater Wolfgang Werner.

Foto: Tina Leistenschneider

Tiefe, schwermütige Töne erfüllen den Raum, in dem zahlreiche abstrakte Kunstwerke hängen. Die Musik soll die Phantasie beflügeln und die Gedanken treiben lassen. Lässt man dies zu, nimmt sie einen voll ein. Die Füße wippen im Takt mit, der Kopf neigt sich vor und zurück. Verstummt sie dann doch für ein paar Minuten, lauschen die Besucher den Worten von Wolfgang Werner, der an diesem kulturellen Abend im Museum Zimmer in Hilbringen zum Nachdenken und Hinterfragen anregen möchte.

Der Psychiater spricht über unbeantwortete Fragen. „Es gibt immer wieder die Situation, dass wir Fragen haben und keine Antworten bekommen“, bekundet er und führt die seelische Gefühlslage der Menschen in solch einer Situation aus: Keine Antwort zu erhalten, versetze den Menschen in eine schmerzliche Lage, man zweifle an sich selbst und fühlt sich möglicherweise nicht verstanden. Darum sei es „vielleicht das Schönste, dass wir jemanden Fragen können und eine Antwort erhalten“, hält Wolfgang Werner fest und unterstreicht damit die Bedeutung der Erwiderung.

Da eine Reaktion zu erhalten, wo man selbst nicht mehr weiter weiß, hätte möglicherweise auch Hamlet aus Shakespeares gleichnamigen Stück weitergeholfen. Der kulturelle Abend stand ganz im Zeichen von Shakespeares Hamlet, der über das „Sein oder nicht sein“ sinniert. Es geht um die Frage, ob es jemanden adelt durchzuhalten, obwohl er nicht mehr kann, oder ob man aufgeben soll. Wofür entscheidet man sich, zu existieren oder zu sterben? Ist man dazu in der Lage, sich selbst zu töten? „Die Organisation des Suizids können Betroffene als frustrierend empfinden“, schildert der Psychiater und stellt dabei die Frage in den Raum, ob man bei der Ausführung eines Selbstmords helfen sollte, sieht der andere sich dazu nicht in der Lage. Ist man dazu fähig, jemand anderen zu töten?

„Die von Hamlet angesprochenen Fragen sind unendlich“, weiß der Psychiater und erklärt, dass man letztendlich zu einer Antwort und einer Entscheidung kommen muss. Ist das Leben es wert zu leben? Wenn Wolfgang Werner davon spricht, dass die Vorstellung von Suizid zum normalen Gedankenwesen eines Menschen dazu gehört, spricht er aus Erfahrung, aber er merkt an, dass sich nur psychisch Erkrankte eingehender damit auseinandersetzen. Seinen Worten nach würde es helfen, sich die Frage „Was macht das Leben lebenswert?“ zu stellen und danach sein Leben zu richten sowie offen für Neues zu sein.

Xxx2.Text.xxxSinn des Lebens?

Der Psychiater zeigte sich dabei von einer anregenden, lebensbejahenden Seite und beantwortete den Zuhörern die Frage nach dem Sinn des Lebens: „Mitgefühl“, verkündete er und rief zugleich zu mehr Empathie auf. Auch die Freundschaft zu anderen kann den Menschen viel Kraft und Lebensfreude schenken. Man fühlt sich verstanden, keineswegs alleine und sie stärken einem den Rücken, weiß man nicht mehr weiter. Darin sieht Wolfgang Werner ein wertvolles Gut, dem man sich nicht verwehren sollte. So erzählte er von einer Anekdote, die ihn seinen Freund Frank Grandjean näher kennen lernen ließ: Beide hatten sich zuvor kennengelernt und als der Musiker ihm erzählte, dass eine Wanderung drohte ins Wasser zu fallen, und er deswegen niedergeschlagen war, zögerte Werner nicht lange und bot sich ihm als Begleitung an. Auf der Wanderung durch die Berge lernte er neben guter Musik auch einen guten Freund fürs Leben kennen. „Es lohnt sich, offen zu sein“, sagt Wolfgang Werner mit einem Lächeln im Gesicht, das wahre Freude erkennen lässt.

 Bei dem kulturellen Abend lauschten die Besucher sowohl der Musik als auch dem Psychiater Wolfgang Werner.

Bei dem kulturellen Abend lauschten die Besucher sowohl der Musik als auch dem Psychiater Wolfgang Werner.

Foto: Tina Leistenschneider
 Der Psychiater referierte an diesem Abend über den Sinn des Lebens

Der Psychiater referierte an diesem Abend über den Sinn des Lebens

Foto: Tina Leistenschneider

Alle paar Minuten unterbricht Werner seinen literarischen Vortrag und lässt Raum für Frank Grandjean, der mit seinem elektrischen Kontrabass die drückende und gedankenschwere Atmosphäre musikalisch untermalt und ihr damit an Bedeutung verleiht. Seinen Stil beschreibt er als „von allem etwas“. Das kommt an: „Klassische Musik von Mozart würde hier nicht passen“, bekräftigt Michael Laux, dem die Mischung aus elektrischem Bass und dem breiten Spektrum an Tönen sehr gut gefällt. Erwartet hatte er gute Musik und inspirierende Texte und die hatte er bekommen. Dabei zeigt er sich insbesondere von der Wahl des Ortes angetan: „Ich finde es super, diese Veranstaltung im Rahmen des Museums Zimmer stattfinden zu lassen. Dieses Highlight im grünen Kreis wird viel zu wenig geschätzt“, sagt Laux und wippt dabei mit seinen Füßen im Rhythmus der Musik. Für ihn ist sicher: Er kommt wieder.

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