Müll: Wird er verwogen, wird es teurer

Merzig-Wadern · Bis Ende Juli sollen die Kommunen im Kreis, die ihre Müllabfuhr vom Entsorgungsverband Saar (EVS) erledigen lassen, über das zukünftige Gebührenmodell entscheiden, das dann ab 2017 gelten soll. In der Stadt Wadern und der Gemeinde Beckingen ist diese Entscheidung bereits gefallen: Der Stadt- beziehungsweise Gemeinderat votierte vor wenigen Tagen für eine Beibehaltung des dort gültigen Identsystems.

 Gebühren für Müllentsorgung sorgen für Ärger. Foto: Becker & Bredel

Gebühren für Müllentsorgung sorgen für Ärger. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Innerhalb des EVS, dem 44 Kommunen im Saarland angehören, gibt es zwei verschiedene Systeme zur Berechnung der Müllgebühren: Da ist zum einen das Ident- oder Leerungszähl-System, das in 42 Kommunen praktiziert wird. Hierbei wird die Zahl der Leerungen des Restmüllgefäßes erfasst und anhand davon die anfallende Gebühr erhoben - je Leerung fällt dabei ein fester Satz an, für die (kleine) 120-Liter-Restmülltonne sind dies aktuell 7,30 Euro.

In zwei Kommunen, nämlich Losheim am See und St. Ingbert, gibt es das Verwiegesystem. Hierbei wird bei jeder Leerung das Gewicht des in der Mülltonne bereitgestellten Abfalls gewogen und anhand der Gesamtmüllmenge im Laufe des Jahres die Gebühr berechnet. Beim Verwiegen gilt ein Kilopreis für den Müll, zurzeit liegt dieser bei 31 Cent.

Ab 2017 wird der EVS sein Gebührenmodell neu strukturieren, ab dann werden die Abfälle der Saarländer nicht mehr in zwei Müllverbrennungsanlagen (Neunkirchen und Velsen) entsorgt, sondern nur noch in einer. Weil seit 2011, als die Müllgebühren auf eine mengenabhängige Berechnung umgestellt wurden, die Restmüllmenge deutlich gesunken ist, konnte der EVS den kostspieligen Vertrag mit der Neunkircher Anlage kündigen und nutzt künftig nur noch die von ihm selbst betriebene Anlage in Velsen.

Harsche Kritik aus Losheim

Obwohl der Verband dadurch per Saldo rund 13 Millionen Euro im Jahr einspart, rechnet der EVS auch ab 2017 mit einem unveränderten Gebührenvolumen von 53 Millionen Euro. Dieses soll über ein neu strukturiertes Berechnungsmodell eingetrieben werden, bei dem die Müllverwiegung deutlich teurer wird. Nach den Plänen des EVS soll die Kilogebühr von 31 Cent auf dann 48 Cent steigen, falls alle Kommunen an ihrem bisherigen Modell festhalten. Selbst bei einem Komplettumstieg aller Kommunen aufs Verwiegen würde der Kilopreis nach EVS-Vorstellungen nicht unter 43 Cent sinken.

Etwas billiger würde hingegen die Leerungsgebühr beim Identsystem, zumindest teilweise: Die EVS-Pläne sehen bei der 120-Liter-Tonne eine Absenkung von 7,30 Uhr auf 7,02 Euro vor, unter bestimmten Umständen könnte diese auch auf 7 Euro sinken. Die übrigen Gefäßgrößen (240-Liter-Tonne sowie 770-Liter- und 1100-Liter-Container) werden hingegen teurer.

Der EVS begründet dies damit, dass die Kosten beim Verwiegesystem grundsätzlich höher seien als beim Identsystem, da dort die Tonnen häufiger und zudem nicht vollständig gefüllt zur Abholung bereitgestellt würden. Innerhalb des Ident-Systems wiederum verursachen die Großgefäße höhere Kosten als die 120-Liter-Tonne, da diese in der Regel nur dann abgefahren werden müsse, wenn sie vollständig gefüllt sei.

Die Gemeinde Losheim am See hat bereits scharfe Kritik an der Neukonzeption der Entsorgungsgebühren geäußert und sieht sich als Verwiegekommune massiv benachteiligt. Die Gemeinde will auf jeden Fall am Verwiegen festhalten und schließt auch einen Ausstieg aus dem EVS nicht aus. > : Hintergründe und Reaktionen.

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