Mordanklage gegen Merziger in Malaga

Malaga/Merzig · Weil er einen Polizisten mit einem Messer erstochen haben soll, steht der Merziger Stefan R. in Malaga vor Gericht. Staatsanwalt und Verteidiger haben Freispruch vom Vorwurf des Mordes wegen Schuldunfähigkeit beantragt.

 Stefan R. bei seiner ersten Verhaftung 2013. Foto: Gerhard Kell

Stefan R. bei seiner ersten Verhaftung 2013. Foto: Gerhard Kell

Foto: Gerhard Kell

Vor dem Strafgericht in Malaga an der südspanischen Costa del Sol muss sich der 1977 in Merzig geborene Stefan R. wegen Mordes an einem Polizisten am 20. Mai dieses Jahres verantworten. Der Staatsanwalt fordert seine Unterbringung für 34 Jahre in einer psychiatrischen Einrichtung. Der Mann leide wegen seiner Drogenabhängigkeit und des jahrelangen Alkoholmissbrauchs unter paranoider Schizophrenie, hieß es. Am ersten Verhandlungstag hatte der Mann, der auf der Straße lebte, ausgesagt, sich an nichts erinnern zu können. Seit 2010 hatte Stefan R. mehr als 30 polizeiliche Vermerke und Straftaten angehäuft, darunter einen Angriff mit einer Flasche auf einen Polizisten , wofür er zu einem Jahr Gefängnis und Geldstrafe verurteilt worden war. 2013 bedrohte er einen Polizisten mit einem Messer, konnte jedoch nach kurzer Flucht festgenommen werden. Das Urteil: 500 Euro Geldstrafe.

Mehrfach kam er wegen Gewalttätigkeiten für einige Tage in Arrest, wurde aber immer wieder frei gelassen. Er bettelte am Eingang eines Supermarkts und hauste mit einem Hund in einem Abbruchhaus. Der Einzelgänger, der nur "El Alemán", der Deutsche, genannt wurde, führte seine Habseligkeiten in einem Einkaufswagen mit sich.

Bei einer Razzia im Mai 2015 in Malaga erkannten ihn Beamte einer Spezialeinheit, er bemerkte die Streife und flüchtete in einen chinesischen Basar. Zwei Polizisten folgten ihm, um ihn festzunehmen. Er begann zu schreien, es kam zu einem Handgemenge, er riss sich los und zückte ein Schinken-Messer. Die Warnrufe der Kollegen zu dem Polizisten , der den Eingang sicherte, kamen zu spät: Stefan R. habe zugestochen, wobei Lunge und Herz des Polizisten verletzt wurden. Ein vierter Beamter gab mehrere Schüsse auf die Beine des Flüchtenden ab, der getroffen und schließlich überwältigt wurde.

Kurz darauf bot sich der Anklage zufolge ein Szenario des Schreckens: am Boden der mit dem Tod ringende Polizist, der Täter mit Stich- und Schusswunden. Zwei Unbeteiligte wurden von verirrten Kugeln verletzt und mussten ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden. Trotz des Einsatzes eines Notarztes am Tatort starb der Polizist später im Krankenhaus.

Am vergangenen Donnerstag wurden im Gericht Zeugen und psychiatrische Gutachter befragt sowie zwei Polizeikommissarinnen per Videokonferenz zugeschaltet. Staatsanwalt und Verteidiger beantragten Freispruch vom Mordvorwurf wegen Schuldunfähigkeit. Auf die Frage, wo er in der Psychiatrie einsitzen wolle, gab der Merziger Spanien an. In seinem Schlusswort auf Deutsch entschuldigte sich Stefan R. mit schleppender Stimme bei der Familie des Opfers. Seit seiner Verhaftung wird er mit Medikamenten ruhig gestellt.

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