Mit Traktoren auf Pilgertour

Keßlingen. Wendig ist die Lady - trotz ihres immensen Gewichtes. Rund fünf Tonnen wird das rollende Muschelhotel auf die Waage bringen, wenn sein Innenleben komplett ist. Drei weitere Forderungen stellen die sieben Herren an die "Dicke Berta", wie sie ihr Heim auf vier Rädern getauft haben: gemütlich, funktionell und hübsch

 Hotelbauer: Jürgen Pierrags, Rudi Huber, René Fettes, Wilfried Mölders, Pierrot Lahr (v.r.). Foto: rup

Hotelbauer: Jürgen Pierrags, Rudi Huber, René Fettes, Wilfried Mölders, Pierrot Lahr (v.r.). Foto: rup

Keßlingen. Wendig ist die Lady - trotz ihres immensen Gewichtes. Rund fünf Tonnen wird das rollende Muschelhotel auf die Waage bringen, wenn sein Innenleben komplett ist. Drei weitere Forderungen stellen die sieben Herren an die "Dicke Berta", wie sie ihr Heim auf vier Rädern getauft haben: gemütlich, funktionell und hübsch. Schließlich wird sie für drei Monate der Dreh- und Angelpunkt für das Team der Schlepperbande Orscholz. 2014 wollen die Fans alter Traktoren ihre Gefährte, ob Hürlimann oder Güldner, anschmeißen und den Jakobsweg bis Santiago de Compostela bezwingen."An und für sich wollte ich nach meiner Pensionierung die Tour über 5000 Kilometer allein angehen", verrät Pierrot Lahr, Boss der Crew. Schnell sprach sich der Plan jedoch unter seinen Vereinskollegen rum, aus der Einzel-Aktion wurde eine Gemeinschaftssache. Neben Lahr werden Jürgen Pierrags, Hermann Kütten, Paul Michels, René Fettes, Wilfried Mölders und Werner Ackermann an Bord gehen. "Es soll eine Pilger- und Genussreise werden", sind sie sich einig. Einen Start-Termin hat die Gruppe schon ins Auge gefasst: Sonntag, 6. April. "Am 2. April feiern wir den 70. Geburtstag von René Fettes, unserem Senior. Vier Tage später fahren wir von der Jakobus-Kapelle Keßlingen ab", meint Pierrags. Der Wunsch der Jakobsbrüder: 100 bis 150 Kilometer wollen sie auf ihren Traktoren pro Tag zurückzulegen.

Fünf-Sterne-Komfort

"Schon beim ersten Zusammentreffen vor vier Jahren waren wir uns einig, dass eine Gruppe dieser Größe unabhängig von Unterkünften sein muss", sagt Lahr. "Es erschien uns unmöglich, täglich Herbergsplätze für sieben Personen zu finden." So beschlossen die Jakobsbrüder, wie sie sich seit ihrem Zusammenschluss 2008 nennen, Fünf-Sterne-Muschel-Hotels zu bauen. Die "Dicke Berta" steht kurz vor ihrer Vollendung.

Der "Lange Hans", 7.50 Meter lang und 2.30 Meter breit, soll im kommenden Jahr folgen. "Er kriegt auch einen Aufenthaltsraum", sagt Michels. Auf einem ausgedienten Erntewagen haben die sieben Handwerker mit Hilfe von Freund Rudi Huber aus Metall und viel Holz bereits die erste kuschelige wie hochmoderne Unterkunft hochgezogen - mit großformatigen Fotos aus der Heimat an den Außenwänden: Abbildungen der traditionellen Jakobsmuscheln, Schnappschüsse von der Saarschleife, der Porta Nigra, von Schengen, Luxemburg und eine Landkarte vom Dreiländereck.

Hinter der Landkarte verbirgt sich die Kochmöglichkeit. Klappe auf - schon ist die Freiluftküche parat. Den 560-Liter Frischwassertank wollen sie unter das fahrende Hotel versenken, ebenso den 300-Liter-Abwassertank. Auch für Stromanschluss haben sie gesorgt - gleich dreifach: mit einem Generator, mit Batterien und der Möglichkeit, auf einem Campingplatz Strom aus der Steckdose zu zapfen. Im Bauch von "Berta": zweimal zwei Etagenbetten, Spinde, Toilette, Dusche. "Waschmaschine und Trockner werden noch eingebaut", sagt Lahr. Im Oktober wollen sie mit "Berta", sechs Meter auf 2.30 Meter, auf Jungfernfahrt gehen - zum Lac de Madine am Jakobsweg.

Zuvor weihen die künftigen Pilger die gewichtige Dame an diesem Wochenende mit einer Fete auf dem Anwesen von Familie Lahr, Zum Jakobsbrunnen 12, in Keßlingen ein: am Samstag, 4. August, ab 18 Uhr und am Sonntag, ab 11 Uhr. Auch die Oldtimer-Traktoren können besichtigt werden.

www.jakobsbrüder.de

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