Mit Tee startet ihr neues Leben

Merzig · Auf ihre Krankeit will Melitta Scherer-Hubertus nicht näher eingehen. Nur soviel verrät sie: „Alkoholprobleme“. Im Teehaus „Lieber Tee“ in Merzig hat die 62-Jährige die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.

 Melitta Scherer-Hubertus mit einem Betreuer des „LieberTees“.

Melitta Scherer-Hubertus mit einem Betreuer des „LieberTees“.

Foto: Bettina Hönig

Seit rund drei Monaten hat das Merziger Teehaus "LieberTee" geöffnet. Von Beginn an mit dabei ist Melitta Scherer-Hubertus. Für sie hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen - und damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Scherer-Hubertus lebte seit 2004 in der Schwemlinger Laurentiushöhe, einer Pflegeeinrichtung des Schwesternverbandes für Menschen mit Behinderung. Dabei wirkt die 62-Jährige nicht so, als habe sie irgendein Handicap. Routiniert arbeitet sie als Bedienung im Teehaus, nimmt Bestellungen auf, serviert Tees und Bagels, unterhält sich mit den Gästen. "Ich hatte Alkoholprobleme und kam alleine damit nicht mehr zurecht. Also suchte ich mir professionelle Hilfe", gesteht die gelernte Bürokauffrau.

Genauer will sie auf ihre Krankheit nicht eingehen. "Das wühlt mich zu sehr auf", sagt sie. Seit sechs Jahren lebt Scherer-Hubertus in einer kleinen Wohngemeinschaft außerhalb der Kerneinrichtung. Vor kurzem ist sie nach Merzig in die Innenstadt gezogen. Ein großer Schritt zu mehr Selbstständigkeit, wie sie selbst betont. "Ich bin Stadtmensch. Darum fühle ich mich in Merzig wohl, denn ich hab gerne Leute um mich rum, das schenkt mir Lebensqualität. Und alles ist in der Nachbarschaft, auch meine Arbeitsstelle."

Zuvor hatte sie als Bedienung und in der Küche der Laurentiushöhe gearbeitet. Was sie dort gelernt hat, kann sie auf ihre neue Stelle im "LieberTee" anwenden: "Mein Arbeitstag beginnt um 10 Uhr", erzählt sie. "Dann muss alles vorbereitet werden, bevor wir um 11 Uhr öffnen." Sie kocht Tee auf, püriert frisches Obst und bereitet die Zutaten für die Bagels vor. Scherer-Hubertus: "Die Arbeit macht mir Spaß und auch das Design des Teehauses gefällt mir."

Besonders die Couch ist bei den Gästen besonders beliebt, sagt Nicole Coniglio, die Leiterin der Dezentralen Heimversorgung. Sie verrät: "Wir haben ein Ausstellungsstück gekauft, in verschiedenen Farben und verschiedenen Sitzstücken. Die Couch soll Sinnbild für uns Menschen, die wir ebenso alle verschieden sind." Ins Auge springt auch die Bücherwand: Unter dem Motto "Nimm eins, bring eins" soll ein lebendiger Austausch stattfinden. Die Bilder an der Wand stammen von Hobbymaler Hermann Riedel, der sie dem Teehaus zur Ausstellung angeboten hat.

Die Palette der Produkte, die das "LieberTee" anbietet, ist bunt: Neben dem frischen Eistee gibt es eine Auswahl an Teesorten, die warm getrunken werden. Beim Essen sind die Bagels beliebt: "Ob der Südländer, mit Büffel-Mozzarella und Tomaten, oder dem Fischers Fritz mit Lachs, Salat und Wildpreiselbeeren - wir bekommen eigentlich nur positive Rückmeldungen", sagt Scherer-Hubertus. Ihre Freizeit will die gelernte Bürokauffrau laut eigener Aussage unter anderem beim Stadtbummel und im Schwimmbad verbringen.

Den Kontakt zu ihren Freunden und Bekannten aus der Laurentiushöhe wolle sie aber nicht abreißen lassen und dem Haus regelmäßig einen Besuch abstatten.

Einige bekannte Gesichter begleiten sie aber auch auf dem Weg in ein eigenständiges Leben. Denn künftig werden 24 Plätze in der Dezentralen Heimversorgung mit Wohnungen in Merzig vom Schwesternverband angeboten.

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