Mg-namen.dillschneiderHandwerker, der Stämme zersägte

Wie sind unsere Familiennamen entstanden? Dieser Frage widmet sich Wolfgang Reget, der für die SZ der Herkunft von Familiennamen auf den Grund geht, heute dem von SZ-Leserin Gabi Dillschneider aus Hilbringen. Dilschneider, Dillschneider, Dielenschneider, Tillschneider - eine Auswahl von zahlreichen Namensvarianten, die alle auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten

Wie sind unsere Familiennamen entstanden? Dieser Frage widmet sich Wolfgang Reget, der für die SZ der Herkunft von Familiennamen auf den Grund geht, heute dem von SZ-Leserin Gabi Dillschneider aus Hilbringen. Dilschneider, Dillschneider, Dielenschneider, Tillschneider - eine Auswahl von zahlreichen Namensvarianten, die alle auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten. Die Schreibweise Dilschneider/Dillschneider ist überdurchschnittlich häufig im Saarland vertreten. Eindeutiger Verbreitungsschwerpunkt ist hierbei der Landkreis Merzig-Wadern. In der ersten Silbe des Namens steckt der mittelhochdeutsche Begriff 'dille', der so viel wie Planke, Brett, Diele oder auch Schindel bedeutet und auch heute noch mundartlich gebraucht wird. Demnach war ein Dillschneider ein Handwerker, der stärkere Baumstämme zu ungehobelten Brettern zersägte, die dann in vielfältiger Weise weiterverarbeitet werden konnten. Eine weitere Deutung zur Namensentstehung ist nicht auszuschließen. Die Geschichten von Till Eulenspiegel sind sicherlich allgemein bekannt. Wenn nun ein Träger dieses alten deutschen Vornamens Till das Schneiderhandwerk ausübte, so könnte er in seinem Umfeld Till Schneider genannt worden sein. Es ist nun durchaus denkbar, dass dessen Söhne nach dem väterlichen Namen benannt wurden und Till Schneider Hans oder Dillschneider Theis hätten heißen können. In unserer Gegend taucht der Name erstmals 1638 auf, als ein Hans Dielschneider aus Oberesch als Gemeindevertreter für das in der Nähe von Sierck lagernde Kriegsvolk zahlen muss. 20 Jahre später verwaltet der ebenfalls aus Oberesch stammende Lorenz Dillschneider den Hof der Abtei Mettlach in Rech (heute Merzig-Ballern). Von dort breitet sich der Name über Merchingen im ganzen Gebiet der unteren Saar aus. Ein Nachkomme namens Johann Josef Dillschneider brachte es in Köln zum Obergymnasial-Lehrer, war dort 1823 Mitbegründer des ersten Kölner Karnevalsumzugs und stand in persönlichem Kontakt mit Johann Wolfgang von Goethe, der ihm ein persönliches Gedicht widmete, weil er seiner Einladung zum Kölner Karneval nicht folgen konnte.

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