Merziger organisieren Benefizkonzert für die Afrikakrieger

Merzig · Kein Thema bewegt seit längerer Zeit die Gemüter im Land so sehr wie die durch die Flüchtlingskrise bedingte Masseneinwanderung nach Deutschland. In diesem Beitrag soll die Zuwanderung in die Merziger Region während der vergangenen 200 Jahre auch als eine Geschichte der auf vielfache Weise stattgefundenen Begegnung mit dem Fremden dargestellt werden.

Nachrichten aus den afrikanischen Kolonien über die in diesen Gebieten stattfindenden Kampfhandlungen erreichten damals auch die Menschen in unserer Region. So meldete die Merziger Volkszeitung beispielsweise am 13. Juni 1906 unter der Überschrift "Aus Deutsch-Afrika" folgendes: "Neue schwere Gefechte und Verluste gegen die Hottentotten. Immer noch sind in der Gegend zwischen Warmbad und dem Fischfluss größere Hottentottenbanden vereinigt, die unseren Truppen zwar nirgends standhalten, doch durch gelegentlichen hartnäckigen Widerstand empfindliche Verluste zufügen können. So wird jetzt amtlich über verlustreiche Kämpfe gemeldet, in denen leider zwei Offiziere und acht Reiter fielen und zehn verwundet wurden. - Neue Unruhen am Kilimandscharo. Nach einem Telegramm des Kaiserlichen Gouvernements von Deutsch-Ostafrika meldete die Station Moschi am Kilimandscharo, dass in der Landschaft Iraku Unruhen ausgebrochen sind. Ein treuer Häuptling wurde verjagt und der Meru-Ansiedler Uffert von 500 bis 1000 Aufständischen aufgehalten und bedroht."

Gut 14 Tage später veranstaltete die Merziger Sanitätskolonne ein Konzert, wie die Merziger Volkszeitung am 26. Juni 1906 notierte: "Zum Besten unserer Söhne in Südwestafrika veranstaltet die hiesige Sanitätskolonne am nächsten Sonntag im Hansel'schen Saale ein Vokal- und Instrumentalkonzert mit nachfolgendem Tanz. Für den gesanglichen Teil wurde der hiesige Fabrikgesangverein gewonnen. Der Erlös soll den Afrikakriegern als Weihnachtsgabe übersandt werden. Es steht zu erhoffen, dass die Veranstaltung gut besucht wird, denn für die im fernen Afrika unter Entbehrungen kämpfenden Söhne unseres Vaterlandes hat jeder ein Scherflein übrig."

Auch vereinzelt kamen Menschen aus der Merziger Region beispielsweise als Soldaten der "Schutztruppen " mit Angehörigen der dort lebenden fremden Völker und Kulturen in Berührung. Die Masse der Hilfstruppen der ostafrikanischen Schutztruppen bestand aus Einheimischen, den sogenannten Askaris. Die Eindrücke, die die relativ wenigen Menschen aus unserer Region in den Kolonien vor Ort gewannen, in sich aufnahmen und in Briefen an oder bei ihrer Rückkehr in die Heimat erzählten und weitergaben, waren für das kollektive Bewusstsein der Deutschen lange nicht so prägend, wie dies für die klassischen Kolonialmächte England, Spanien, Frankreich, Portugal, die Niederlande oder Belgien, die über Jahrhunderte Kolonien besaßen, der Fall war. Dies unterstreicht die Tatsache, dass am Vorabend des Ersten Weltkrieges die weiße Bevölkerung in allen deutschen Kolonien nach 30-jähriger Kolonialtätigkeit nicht mehr als 23 952 Personen, darunter 5764 Angehörige der Schutztruppe und der Polizei , zählte. < Wird forgesetzt.

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