Merzig Rat: Bebauung auf drei Geschosse begrenzen

Merzig · Der Stadtrat von Merzig hat darauf verzichtet, einen der drei Entwürfe zur Neugestaltung des Gustav-Regler-Platzes zu favorisieren. Aber: Die Bebauung entlang der Straße am Werthchen soll niedriger bleiben als laut Bebauungsplan möglich.

 Bis Herbst soll es einen Entwurf zur Neugestaltung des Gustav-Regler-Platzes geben.

Bis Herbst soll es einen Entwurf zur Neugestaltung des Gustav-Regler-Platzes geben.

Foto: Ruppenthal

Der Stadtrat von Merzig hat sich am Donnerstagabend dafür ausgesprochen, auf der Basis der Vorschläge aus dem Ideenwettbewerb bis zum Herbst einen Planungsentwurf für die Neugestaltung des Gustav-Regler-Platzes in Merzig zu erarbeiten. Gleichzeitig soll die Stadtverwaltung in Gesprächen mit den Eigentümern der privaten Flächen entlang der Straße Am Werth­chen darauf hinwirken, dass eine dort angedachte mögliche Bebauung nicht höher als dreigeschossig erfolgen soll. Angestrebt werden soll laut dem von der Ratsmehrheit gebilligten Beschlussvorschlag „eine möglichst niedrige Gebäudehöhe“, maximal sollen drei Geschosse möglich sein. Laut dem derzeit gültigen Bebauungsplan könnten auf diesen Flächen Gebäude mit vier Geschossen errichtet werden. Die Frage der Bebauung auf den Privatflächen hatte in der seit gut einem Jahr laufenden Debatte um die Neugestaltung von Gustav-Regler-Platz und Seffersbachbereich eine zunehmend wichtige Rolle gespielt. Für dieses Vorgehen stimmten 28 Ratsmitglieder, sechs stimmten mit Nein.

Der Stadtrat hat in seinem Beschluss darauf verzichtet, aus den drei beim Ideenwettbewerb eingereichten Planungskonzepten einen expliziten „Sieger“ zu benennen. Vielmehr sollen aus allen drei Vorschlägen Ideen in den nun zu erstellenden Planungsentwurf einfließen, denn, so sagte Bürgermeister Marcus Hoffeld zu Beginn der Debatte: „In allen Entwürfen sind gute Ansätze erkennbar.“ Bauamtsleiter Christian Bies stellte den Ratsmitgliedern die drei Entwürfe der Büros M.E.S.S. Stadtplaner aus Kaiserslautern, der Planungsgemeinschaft arus Willi Latz (Püttlingen) und Dutt & Kist (Saarbrücken) sowie des Saarbrücker Büros Wandel Lorch Architekten noch einmal vor. Er befand: „Der Ideenwettbewerb war definitiv ein Gewinn.“ Alle drei Büros hätten unabhängig voneinander eine klare Aussagen getroffen, so Bies: „Alle sagen, der Platz braucht eine Raumkante mittels einer Bebauung, aber sie haben alle nicht die laut B-Plan möglichen vier Geschosse ausgereizt.“ Jeder der drei Entwürfe habe Stärken, aber auch Schwächen, weshalb auch die Fachjury beim Ideenwettbewerb keinen Sieger gekürt habe. Die Jury hatte den Vorschlag der M.E.S.S. Stadtplaner auf Platz drei gesetzt, die beiden anderen Konzepte teilten sich im Juryvotum den zweiten Platz. Beim Entwurf von M.E.S.S. merkte Bies kritisch an, dass durch die von den Kaiserslauterern vorgeschlagene Tieferlegung des Platzes eine komplett versiegelte Fläche mit wenig Grün entstehen solle – aus klimatischer Sicht problematisch: „Das wirkt im Sommer wie eine Herdplatte.“ Der Entwurf von Latz/Dutt & Kist sei von der Jury als „überfrachtet“ beurteilt worden, auch weil die Planer sich erkennbar bemüht hätten, möglichst viele Vorschläge aus den Bürger-Workshops mit einzubringen. Bei dem Vorschlag von Wandel und Lorch bleibe der Bereich von Regler-Platz und Seffersbach nahe dem Fußgängersteg komplett ausgenommen.

Für CDU-Fraktionsmitglied Jürgen Auweiler war die Debatte im Rat „ein weiterer guter Schritt nach vorne“ in dem Diskussionsprozess, der seit etwa einem Jahr zur Neugestaltung dieses Kernbereichs der Merziger Innenstadt laufe. Auweiler betonte, der Ideenwettbewerb habe viele gute Anregungen aus der Bürgerschaft gebracht. Daher sei es für die CDU von elementarer Bedeutung, auch bei den zukünftigen Planungsschritten die Bürgerschaft mitzunehmen. SPD-Fraktionschef  Manfred Klein befand: „Wir haben über den Ideenwettbewerb einen Stand der Diskussion erreicht, der sehr zufriedenstellend ist.“ Wie Auweiler erwähnte auch Klein, dass es aus den Reihen der Grundstücks-Eigentümer am Werthchen „positive Signale“ gegeben habe, dass sie den Weg einer einvernehmlichen Planung der weiteren Entwicklungen des Areals mitgehen wollten. Klein: „Wir haben die Möglichkeit, aus den drei Plänen einen Entwurf für den Regler-Platz und die Randbebauung zu entwickeln, auf den wir alle stolz sein können.“

Kritischer äußerten sich Vertreter der Ratsopposition. Michael Schettle (Freie Alternative) sagte: „Es hätte im Ideenwettbewerb eigentlich darum gehen sollen, den Fokus auf die Platzgestaltung zu legen.“ Die Entwürfe der drei Planungsbüros seien aber stärker im Interesse der Bauherren gewesen, weil die Bebauung darin für Schettles Geschmack viel stärker akzentuiert worden sei. Er forderte: „Wir sollten darauf Wert legen, dass wir rechtssicher verhindern, dass viergeschossig gebaut wird.“ Sein Antrag, einen entsprechenden Passus in den Ratsbeschluss aufzunehmen, fand allerdings keine Mehrheit. Anders die Anregung von Bernhard Morbe (Freie Wähler): Er schlug vor, dass die Skizze von BI-Sprecherin Hannah Spanier, die eine Neugestaltung des Bereichs am Werthchen ohne Bebauung vorsah, in den anstehenden Gesprächen mit den Grundstückseigentümern ebenfalls thematisiert werden sollte – was Bürgermeister Marcus Hoffeld dem Rat zusagte.

Gänzlich ablehnend äußerte sich Linken-Fraktionssprecher Frank Hackenberger: „Die Vorgaben der Bürger sind in keinem der drei Entwürfe umgesetzt, auch ist in keinem der drei Entwürfe ein schonender Umgang mit Steuermitteln zu erkennen.“ Der BI sei es zu verdanken, so Hackenberger, dass das Schlimmste verhindert werden kann: „ein Betonklotz auf dem Gustav-Regler-Platz“. Grünen-Vertreter Klaus Borger monierte die Besetzung der Jury beim Ideenwettbewerb: „Wie kann es sein, dass in einer Wettbewerbsjury als stimmberechtigtes Mitglied ein Investor mit drin sitzt, aber die Vertreterin der BI dort nur ohne Stimmrecht vertreten sein darf?“ Er sei „erschüttert“, dass keines der Büros auf die Idee gekommen sei, auf eine Bebauung zu verzichten. „Es ist schade, dass die Bürger nur die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Formen der Bebauung haben.“ Das sei für ihn ein Grund, dem Beschlussvorschlag der Verwaltung nicht zuzustimmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort