Merzig fördert die Integration

Merzig · Im Merziger Rathaus ist ein runder Tisch zusammengekommen, der sich mit der besseren Integration von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund befasst. Auch mahnende Worte sind gefallen.

 Der runde Tisch hat mehrere Ideen und Maßnahmen für ein besseres gesellschaftliches Miteinander zusammengetragen.Foto: Stadt

Der runde Tisch hat mehrere Ideen und Maßnahmen für ein besseres gesellschaftliches Miteinander zusammengetragen.Foto: Stadt

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Am Mittwoch hat sich im Merziger Rathaus erstmals ein runder Tisch zum Thema "Verständigung der Kulturen" getroffen. Es ging darum, wie sich das gesellschaftliche Miteinander von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft in Merzig verbessern lässt - insbesondere angesichts der wachsenden Zahl von ankommenden Flüchtlingen. "Alle sollen sich hier wohlfühlen", sagte Bürgermeister Marcus Hoffeld während des Treffens, "alle sind ein Teil von uns".

Hoffeld und die Merziger Integrationsbeauftragte Heike Wagner diskutierten bei der Veranstaltung mit Vertretern von Institutionen, die sich in der Praxis mit der Thematik "Verständigung der Kulturen" befassen, etwa die Volkshochschule oder die Tafel. Es soll ausdrücklich kein neues Hilfsnetzwerk gegründet werden wie zum Beispiel das von Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler initiierte "Bündnis für Flüchtlinge ", sondern Ziel ist, bereits bestehende Strukturen und Institutionen zu stärken und besser zu verzahnen sowie Ehrenamtliche besser einzubinden.

Zu diesem Zweck sind verschiedene Maßnahmen vereinbart worden. Die Stadt Merzig will jemanden einstellen, der sich speziell um Flüchtlinge kümmern wird. Außerdem soll ein Info-Flyer erstellt werden, in dem Fragen und Ansprechpartner geklärt werden für all jene, die helfen und sich engagieren wollen. Als Koordinationsstelle für freiwillige Helfer will sich der Landkreis zur Verfügung stellen. Als Möbelbörse fungiert die CEB-Akademie (übrigens: benötigt werden vor allem Einzelbetten und kleine Schränke), Kleiderspenden nimmt die Caritas entgegen. Gegebenenfalls soll es ein Schulungsangebot für Flüchtlingshelfer geben. Auf jeden Fall stattfinden soll eine Informationsveranstaltung für alle Interessierten, die Grundlagen klären soll. Und ein Willkommensfest in Hilbringen, dem möglicherweise ähnliche Veranstaltungen folgen können, um Neuankömmlinge und Alteingesessene zusammenzubringen. Ein Pool aus ehrenamtlichen Dolmetschern soll zudem erstellt werden, um die sprachliche Barriere von Beginn an zu überwinden. Und um das alles ein wenig zu vermarkten, will die Stadt ein Logo erstellen, das die hiesigen Bemühungen um kulturelle Vielfalt unter einen Hut bringt und zukünftig an jeder Aktion und Initiative dieser Art prangt.

Zur Vorsicht gemahnt hat während der Diskussion der Leiter der Merziger Tafel Frank Paqué. Bei all dem Engagement für die Neuankömmlinge könne es passieren, dass sich die anderen sozial Schwächeren benachteiligt fühlen. Das habe "Explosionsstoff", sagte Paqué, diesen Konflikt erlebe er bereits jetzt im Tafel-Alltag. Bürgermeister Hoffeld nahm diese Mahnung auf und betonte, dass die Ziele des runden Tischs auch auf andere sozial Schwächere ausgedehnt werden sollen. Auch der Info-Flyer soll entsprechend erweitert werden. Zudem sagte Bürgermeister Hoffeld , dass sich die Stadt bemühe, für die Flüchtlinge städtischen Wohnraum zu finden, um den Wohnungsmarkt für Geringverdiener nicht noch weiter zu belasten.

In einiger Zeit will sich der runde Tisch erneut zusammenfinden, um zu sehen, was noch verbessert oder neu eingerichtet werden muss.

Meinung:

Die Balance wahren

Von SZ-Redaktionsmitglied Lars Reusch

Es darf nicht sein, dass sich die Ärmsten und Verletzlichsten der Gesellschaft gegeneinander ausgespielt sehen. Das könnte aber passieren, und das passiert teilweise auch schon, glaubt man den Worten von Frank Paqué, dem Leiter der Merziger Tafel: weil sich durch die derzeitige Fokussierung gesellschaftlichen Engagements auf die in wachsender Zahl ankommenden Flüchtlinge die anderen sozial Schwachen, die schon vorher hier waren, abgehängt fühlen. Die Wohnungsknappheit im unteren Preissegment, die durch die Ankunft der Flüchtlinge noch verschärft wird, heizt diesen potenziellen Konflikt zusätzlich an. Bürgern und ehrenamtlichen Initiativen ist nicht vorzuwerfen, dass sie sich um die einen zu viel und um die anderen zu wenig kümmern würden. Hier die Balance zu wahren, die Verteilung von Unterstützung zu steuern, muss Aufgabe der Politik sein.

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