Merchinger Schule in Not Schule braucht einen neuen Bus
Merchingen · Nach 20 Jahren hat das Fahrzeug der Schule „Zum Broch“ in Merchingen den Dienst quittiert. Viele Angebote sind deshalb derzeit nicht möglich.
Die Schule „Zum Broch“ in Merchingen und ihr Förderverein funken SOS. Nachdem der schuleigene Bus nach mehr als 20 Jahren aus Altersschwäche den Geist aufgegeben hat, sieht sich die eigentlich so aktive und gut ausgestattete Förderschule für geistige Entwicklung nicht mehr in der Lage, ihr pädagogisches Angebot aufrechterhalten zu können.
„Wir suchen aktuell verzweifelt nach Sponsoren und Unterstützern, um ein geeignetes Ersatzfahrzeug anschaffen zu können“, erklärt Förderschulrektor Markus Weiland. Ansonsten drohe in vielerlei Bereichen das Aus. „Trotz der Unterstützung durch den Landkreis Merzig-Wadern können wir nicht alle anfallenden Fahrten mit Taxiunternehmen durchführen“, führt der Schulleiter weiter aus.
In der Vergangenheit nahmen die Jungen und Mädchen der Förderschule für geistige Entwicklung „Zum Broch“ an vielen Sportveranstaltungen teil, und das durchaus mit Erfolg. Man war bei „Jugend trainiert für Paralympics“ im Fußball, in der Leichtathletik, beim Schwimmen und im Skilanglauf mit von der Partie und nahm an Floor-Ball- und Fußballturnieren, an Schwimm-, Spiel- und Sportfesten, aber auch an den saarländischen Schullaufmeisterschaften, Special-Olympics-Veranstaltungen und Tanzwettbewerben teil.
„Um gute Leistungen und Erfolge zu verbuchen, ist aber ein kontinuierlicher und effektiver Sportunterricht in gut ausgestatteten Sportstätten Grundvoraussetzung“, sagt Schulleiter Markus Weiland (52) weiter. Da seine Schule jedoch weder über eine geeignete Sporthalle oder ein Schwimmbad verfügt, ist man gezwungen, mit einem Bus zu den jeweiligen Sportstätten zu fahren.
„Im Bundesfinale Leichtathletik Jugend trainiert für Paralympics 2019 belegten unsere Schüler den ersten. Platz“, führt der Schulleiter weiter aus. Auch im Schwimmen und Skilanglauf nahmen seine Schüler am Bundesfinale teil. Darüber hinaus bietet die Schule „Zum Broch“ therapeutisches Reiten an. Auch hier ist es nach den Worten Weilands notwendig, die Schüler und Schülerinnen mit einem geeigneten Fahrzeug zu den Therapiepferden und Reitstätten zu befördern.
Neben den sportlichen Wettbewerben besuchten die Jungen und Mädchen aus Merchingen kulturelle Veranstaltungen wie Theaterauf- und Filmvorführungen. Auch begeisterten die Schüler und Schülerinnen der Tanzgruppe ihr Publikum bei diversen Veranstaltungen, wie der Schulleiter weiter erklärt. Im Rahmen des Beethoven-Jahres 2020 führte die Tanzgruppe mit anderen Schulen ein großes Tanzprojekt in der Alten Feuerwache in Saarbrücken auf. Die Jugendlichen waren dabei die einzigen Repräsentanten einer Förderschule. „Auch auf kleineren Festen war unsere Tanzgruppe zu sehen“, sagt Weiland weiter.
„Zu unserem pädagogischen Konzept der Schule gehört auch ein wöchentlicher Kochunterricht“, ergänzt Susanne Dräger, seit 26 Jahren als pädagogische Fachkraft an der Schule. Zurzeit muss der Einkauf für diesen Unterricht durch die Lehrkräfte erfolgen, da keine Transportmöglichkeiten vorhanden sind. „Viele wichtige Unterrichtsinhalte gehen dadurch für unsere Schüler und Schülerinnen verloren“, betont Dräger und nennt als Beispiele den Umgang mit Geld, das Erlernen von Überschlagsrechnungen, das Erkennen und Einordnen von Produktinformationen sowie die komplette lebenspraktische Orientierung im außerschulischen Lernort „Lebensmittelgeschäft“.
Wie Dräger weiter ausführt, existiert seit 2013 an der Schule auch eine Schülerfirma namens „Brochstücke“. Diese stellt nach den Worten der 17-jährigen Schülerin Tamara Trunz – sie ist die Vorsitzende dieser Schülerfirma – Tonwaren in verschiedenen Techniken her. Die Produkte der Schülerfirma wurden bislang auf Wochen- und Weihnachtsmärkten, Messen und Ausstellungen von den Schülern und Schülerinnen verkauft – und das mit durchaus gutem Erfolg. Für den Transport der Schüler und Schülerinnen sowie ihrer Produkte ist aber ebenfalls ein Fahrzeug notwendig. Für Klassenfahrten, Wandertage, Tagesausflüge und Expeditionen sei ein Kleinbus nach seinen Worten ebenfalls unabdingbar.
„Seit Jahren legt der Förderverein der Schule regelmäßig Geld für den Schulbus zur Seite“, betont Hedi Groß, die Schatzmeisterin des Fördervereins. Durch diverse Reparaturen und der nicht vorhersehbaren Stilllegung des Fahrzeuges reichen die so angesparten Gelder jedoch nicht aus, um einen neuen Schulbus zu finanzieren. „Wir brauchen also dringend Sponsoren und Unterstützung“, sagt sie, wobei jede noch so kleine Spende willkommen sei. In persönlichen Anschreiben hat man deshalb auch verschiedene Gremien und Organisationen um finanzielle Unterstützung gebeten.
Die Förderschule für geistige Entwicklung „Zum Broch“ des Landkreis Merzig-Wadern in Merchingen wird derzeit von 56 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren besucht. Ihnen stehen 18 Lehrer und noch einmal die gleiche Zahl an Integrationshelfern zur Seite.
