„Man muss auf Menschen zugehen“

Merzig · Eigentlich ist Lisa-Marie Mohr gelernte Kinderpflegerin. Um herauszufinden, ob die Arbeit mit behinderten Menschen auch beruflich etwas für sie ist, absolviert sie nun ein Freiwilliges Soziales Jahr.

 Für Lisa-Marie Mohr bietet das FSJ spannende Erfahrungen. Foto: Hans-Georg Schneider/Bistum

Für Lisa-Marie Mohr bietet das FSJ spannende Erfahrungen. Foto: Hans-Georg Schneider/Bistum

Foto: Hans-Georg Schneider/Bistum

Wenn Lisa-Marie Mohr morgens in Merchingen ankommt, dann wartet in der Caritas-Tagesförderstätte für geistig behinderte Jugendliche und Erwachsene ein ausgefüllter Tag auf sie. Die 22-Jährige aus Trassem macht seit September letzten Jahres ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Tagesförderstätte.

Um 8 Uhr geht's los, dann treffen aus dem ganzen Kreis die jungen und älteren Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Es gilt Frühstück zu machen. Danach ist eine erste Förderzeit. Lisa-Marie Mohr spielt und bastelt mit den behinderten Menschen. Es gibt Spiele zur Förderung der Sprachkompetenz, gezielte Bewegungsspiele zur Stärkung der Motorik oder auch Spiele, die das Erkennen von Farben fördern. Beim Basteln spielt der Jahreslauf eine wichtige Rolle, da geht es um Ostern, um den Sommer, um Weihnachten.
So selbständig wie möglich

Das Personal unterstützt die behinderten Menschen bei einem möglichst selbstständigen Tagesablauf. Soziale Integration wird in der Gruppenarbeit gefördert. "Wir machen mitunseren Leuten alles, was ihnen möglich ist", sagt die ausgebildete Kinderpflegerin. Diesen Beruf hatte sie nach der Mittleren Reife gelernt. Mit der Ausbildung fertig, interessierte sie sich für die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen.

Um auszuprobieren, ob das wirklich was für sie sein kann, kam sie auf die Idee, ein FSJ in einer geeigneten Einrichtung zu machen. Nach einem halben Jahr Erfahrung hat sie nun beschlossen, nach dem FSJ eine dreijährige Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu machen. Denn die Arbeit gefällt ihr sehr gut und sie will sich in diesem Feld weiterbilden.

Nach der ersten Fördereinheit folgen das Mittagessen und anschließend die Mittagsruhe. Genug zu tun für alle Betreuer, denn einige der Behinderten müssen begleitet werden. Später gibt es nochmal eine Zeit mit Spielen, Basteln oder Singen. Ab 15.45 Uhr werden die Behinderten wieder abgeholt und nach Hause gebracht.

Ist erst alles aufgeräumt, dann hat auch die FSJ'lerin Feierabend. Dann geht es zurück nach Trassem, wo sie - je nach Wochentag - zum Tanzen geht. Lisa-Marie Mohr ist begeisterte Gardetänzerin bei der Karnevalsgesellschaft Sandhasen und für die Auftritte in der Fastnachtszeit wird das ganze Jahr geübt. Ist gerade kein Training, dann trifft sie sich gerne mit Freunden oder geht auch schon mal zum Shoppen.
Investition in die Zukunft

Bei ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr hat sie sich von den Kollegen vom ersten Moment an angenommen gefühlt. "Ich wurde sofort akzeptiert, auch von den beeinträchtigen Menschen, die hierher kommen", berichtet sie. Allerdings müsse man selbst auch auf Menschen zugehen. Hier in Merchingen lerne man das sehr sensibel zu tun. Das Freiwillige Soziale Jahr findet Lisa-Marie ist "eine gut investierte Zeit", für sich selbst und auch für die berufliche Zukunft.

Auf die Begleitseminare durch die Sozialen Lerndienste im Bistum Trier freut sie sich. Fünf Mal treffen sich die FSJ'ler in festen Gruppen für eine Woche. Die Seminar-Inhalte bestimmen sie weitgehend selbst. Demnächst gibt es eine Seminarwoche, die sie selbst mit vorbereitet hat. Und wie sollte es anders sein? Das Thema ist "Leben mit Beeinträchtigung". "Da werden wir selbst mal mit Rollstühlen ausprobieren, wie schwer es ist, im Verkehr in einer Stadt zurecht zu kommen".

soziale-lerndienste.de

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