Hilbringen „Een Duerf voll rabbelkäppeg Gallier“

HILBRINGEN · Teilnehmer eines CEB-Sprachkurses haben Asterix und Obelix ins  Luxemburgische übersetzt – ein Projekt von vielen, das sie angingen.

 Die Kursteilnehmer gestalten mit Dozentin Sylvie Bies (links) zahlreiche Projekte auf Luxemburgisch.

Die Kursteilnehmer gestalten mit Dozentin Sylvie Bies (links) zahlreiche Projekte auf Luxemburgisch.

Foto: CEB/Ruth Hien

Nur wenige Menschen, die nach Luxemburg ziehen oder pendeln, sprechen Luxemburgisch. Für die Einstellung werden häufig nur zwei der drei Amtssprachen – Deutsch, Französisch und Luxemburgisch – vorausgesetzt. Doch immer mehr Betriebe wollen, dass ihre Angestellten Lëtzebuergesch sprechen. Die Nachfrage an Sprachkursen steigt. Die Anfängerkurse der CEB-Akademie in Hilbringen haben im Frühjahr knapp 30 Teilnehmer besucht, weitere Kurse starten demnächst.

Derweil hält sich der Fortgeschrittenenkurs (Niveau C2) bereits im 13. Jahr. Bei vielen Projekten und Aktivitäten lernen die zuletzt fünf Teilnehmer die Sprache fließend sprechen.

„Mir sinn am Joer 50 viru Christus, ganz Gallien ass vun de Réimer besat. Ganz Gallien? Neen! Een Duerf voll rabbelkäppeg Gallier hält net op, géint d’Invasoren ze rebelléieren.“ So beginnt ein Asterix-Comic, den die Kursteilnehmer über zwei Semester komplett übersetzt haben. Jede Sprechblase, jeden Kommentar haben sie für „Eng gallesch Galanterie – eng haart Noss dës Moss“ handschriftlich ins Luxemburgische übertragen. Und nicht nur das. Mit „Mord op der geeschterbunn“ haben sie einen Krimi geschrieben, erzählt Elisabeth Boulanger.

„Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen“, sagt sie und blättert in dem knapp 25 Seiten umfassenden Heft. Franz Ronellenfitsch breitet einen Plan auf einem Tisch aus, skizziert ist eine fiktive Stadt am Cap rouder Léiw. Wie in einem Rollenspiel haben sie Gebiete verteilt, gestaltet und sich dazu Geschichten ausgedacht. „Zum Beispiel über den korrupten Croupier auf dem Casinoschiff“, erzählt Camilla Ronellenfitsch und die anderen fallen in ihr Lachen ein.

Sie haben das Hörspiel „De Max an de Moritz“ schriftlich nacherzählt, ein Kochbuch mit Lieblingsrezepten gestaltet, Texte auf bekannte Melodien wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ gedichtet – die Liste ließe sich endlos weiterführen. Alles auf Luxemburgisch,.

Was das mit einem Sprachkurs zu tun hat? Dozentin Sylvie Bies erklärt, dass sie im Kurs alle Lehrbücher durchgearbeitet haben, die Luxemburger Ministerien für die Erwachsenenbildung konzipiert haben. Deshalb lasse sich die Muttersprachlerin immer wieder neue Projekte einfallen, die das praktische Sprachverständnis fördern. „Prinzipiell sind lesen und schreiben kein Thema mehr. Zwischendurch wiederholen wir Grammatik, weil sich doch ab und an Fehler einschleichen. Aber was wir noch üben müssen, ist freies Reden“, bestätigt Boulanger.

Elisabeth Boulanger ist seit Anfang an im Kurs. Vor 13 Jahren sei man noch mit mehr als 20 Teilnehmern gestartet, erzählt sie. Immer wieder springe jemand ab oder komme neu dazu. Luxemburgisch wollte die heutige Rentnerin damals aus zwei Gründen lernen: sie überlegte, beruflich nach Luxemburg zu wechseln und wollte ihr Moselfränkisch beibehalten. „Das ähnelt sich ein bisschen, auch wenn Luxemburgisch Luxemburgisch ist und Dialekt Dialekt bleibt.“ Um möglichst viel Lëtzebuergesch zu sprechen, führe sie zuhause sogar manchmal Selbstgespräche. „Ich auch!“, wirft Stephanie Niemczyk ein und lacht. Sie kam 2015 als letzte in den Kurs. Solange sie in München gelebt hatte, wollte sie eigentlich Schwizerdütsch lernen, doch als sie nach Saarlouis zog, habe sich Luxemburgisch angeboten. Mittlerweile arbeitet sie auch dort – und ihre Kollegen freuen sich, dass sie sich in der Amtssprache verständigt. „Da blitzen immer die Augen vor Freude!“ Das bestätigt auch Camilla Ronellenfitsch: „Drüben sind alle sehr froh, wenn man Luxemburgisch spricht.“

Sie hat Verwandte dort, aber immer, wenn sie sich getroffen haben, wurde Deutsch gesprochen. „Das wollte ich ändern“, erzählt sie. Mit Erfolg. „Sie ist unsere Grammatikqueen“, verrät ihr Mann schmunzelnd. Auch Monique Gnad kam in den Kurs, weil sie im Nachbarland arbeitet, und ist geblieben, weil es ihr in der Gruppe Spaß macht. Die trifft sich auch gerne mal in der Freizeit. Etwa für eine Führung durch eine Sektkellerei, den Besuch des Schmetterlingsgartens in Grevenmacher oder eine Mosel-Schifffahrt.

Jahr für Jahr geht es gemeinsam auf die Schueberfouer. Und Tradition hat auch schon der Mullendonneschdeg, der mittlerweile an einem Mittwoch und nicht, wie der Name sagt, an einem Donnerstag ist. Dann, am letzten Kurstermin vor Weihnachten, kocht die Gruppe Muscheln in der CEB-Küche. „Wir haben viel Spaß, lachen viel“, sagt Boulanger. Und alles – natürlich – auf Lëtzebuergesch.

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