Luthers Sockel wird noch gestaltet

Merzig · Dicht an dicht drängten sich die Gäste an und in der Merziger Friedenskirche, als Pfarrer Klaus Künhaupt bei einer Feierstunde am Sonntag die Büste des Reformators und die neue Bibel vorstellte.

 Pfarrer Klaus Künhaupt (r.) überreichte die alte Gemeindebibel an das junge Ehepaar Silvia und Dieter Pagel.

Pfarrer Klaus Künhaupt (r.) überreichte die alte Gemeindebibel an das junge Ehepaar Silvia und Dieter Pagel.

Ein energischer Zug - und schon kam das strahlende Blau der Luther-Büste unter dem weißen Tuch zum Vorschein. Warum sie blau ist? "Vermutlich, damit sie auffällt", sagte Pfarrer Klaus Künhaupt zu den Büsten, die vor allen sieben evangelischen Kirchen des Landkreises Merzig-Wadern für das Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation" aufgestellt wurden. Die Sockel sollen im Laufe des Jahres noch künstlerisch gestaltet werden.

Zur Enthüllung vor der Friedenskirche in Merzig spielte der Posaunenchor, unter ihnen auch Pfarrer Künhaupt, den Choral "Ein fester Burg ist unser Gott" - ein von Luther selbst komponiertes Stück.

Danach strömten die vielen Gläubigen unter feierlichem Glockengeläut in die neugotische Kirche. Zu diesem besonderen Gottesdienst blieb am Sonntag, einen Tag vor dem Reformationstag kein Platz frei. Zum Auftakt des Luther-Jahres wurde auch die neue Luther-Bibel festlich eingeführt. Zunächst wurde die alte Altar-Bibel, die 1988 angeschafft wurde, aus dem Dienst entlassen.

Damit sie aber weiter einem guten Zweck dient, überreichte Pfarrer Künhaupt das Exemplar als Trau-Bibel an das Ehepaar Dieter und Silvia Pagel, das sich vor Kurzem in der Friedenskirche das Ja-Wort gab. Die neue Bibel wurde eingeweiht: "Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, mir wird es nichts mangeln", las der Pfarrer aus der neuen Übersetzung . Während die Kirchengemeinde sang "Komm durchs Buch der Bücher, das in allen Sprachen Hoffnung in die Welt bringt", formte sich eine lange Prozession zum Altar, an dem Gemeindepfarrer Künhaupt mit den Worten "Gottes Segen für das Wort in eurem Haus" die frisch gedruckten Bücher an die zahlreichen Interessierten verteilte.

"Die letzte Auflage gab es zwar erst im Jahre 1984, in dieser Version wurde aber nur das alte Testament überarbeitet. Das neue Testament stammte noch aus einer Auflage von 1960. Da wurde es Zeit für eine Neue", begründete Gemeindepfarrer Künhaupt die Neuauflage.

In seiner Predigt machte er auf die Unterschiede der Urfassung, wie der Reformator sie im 16. Jahrhundert unter Mithilfe vieler Theologen übersetzte - darunter Philipp Melachthon - und der neuen Übersetzung aufmerksam. Luther habe die Bibel in eine zu seiner Zeit dem Volk verständlichen Sprache übersetzt, um das Wort Gottes zu verbreiten, erklärte er. "Aber Sprache verändert sich", fügte er hinzu. Als Beispiel dient ihm der Ausdruck "denn siehe", den Luther in seiner Übersetzung häufig gebrauche. "Das heißt einfach: ‚Guck mal'. Das war damals ein gebräuchlicher Ausdruck", sagte er. Nach seinen Worten wird dieser Begriff längst mit der Bibel verbunden. "Wenn heute jemand ‚denn siehe' sagt, ist direkt klar, dass etwas Religiöses folgt."

 Seit Sonntag ziert die Luther-Büste die Friedenskirche zum Jubiläum der Reformation. Fotos: Rolf Ruppenthal

Seit Sonntag ziert die Luther-Büste die Friedenskirche zum Jubiläum der Reformation. Fotos: Rolf Ruppenthal

Deshalb seien neue Auflagen der Bibel wichtig. In einer Version von 1975 habe man versucht, sämtliche religiöse Sprache zu ersetzen. "Da hieß es nicht‚ Licht unter den Scheffel stellen, weil keiner mehr wusste, was ein Scheffel ist. Es hieß ‚Licht unter den Eimer stellen', was ihr den Spitznamen ‚Eimer-Testament' einbrachte", sagte Künhaupt. Ein Schmunzeln ging durch die Reihen der Besucher. Es gebe viele Bibeln - wie die Gute-Nachricht-Bibel oder die Volksbibel, die sich laut Künhaupt absichtlich einer gut verständlichen Umgangssprache verschrieben haben. "In der Version von 2016 ist man jetzt bewusst wieder auf die Worte Luthers zurückgegangen. Es ist also wirklich eine Luther-Bibel", sagte der Pfarrer : "Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits ist der komplizierte Satzbau Luthers schwer zu verstehen", verriet er. Andererseits habe er aber seine Lieblings-Luther-Sprüche, die in einer veränderten Version nicht schön klängen.

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