Löst Feldwirtschaftsweg das Verkehrsproblem? Stadt: Ausbau kostet 400 000 Euro

Hilbringen. Seit Monaten ist die geplante Bioerdgas-Anlage nahe der früheren EVS-Deponie nahe Fitten in der Diskussion. Die Bioenergie-Sparte des Energiekonzerns Eon, die Stadtwerke Merzig und die Enovos (früher Saar-Ferngas) planen dort die Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Pflanzensilage

 Ex-Ortsvorsteher Klein: Über diesen Weg soll's gehen.Foto: rup

Ex-Ortsvorsteher Klein: Über diesen Weg soll's gehen.Foto: rup

Hilbringen. Seit Monaten ist die geplante Bioerdgas-Anlage nahe der früheren EVS-Deponie nahe Fitten in der Diskussion. Die Bioenergie-Sparte des Energiekonzerns Eon, die Stadtwerke Merzig und die Enovos (früher Saar-Ferngas) planen dort die Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Pflanzensilage. Dieses Biogas soll noch vor Ort zu Bioerdgas veredelt und in die nahe gelegene Erdgas-Hauptleitung eingespeist werden (siehe Info). Gegen das Vorhaben regt sich Widerstand, ein Argument der Gegner ist die befürchtete Verkehrsbelastung durch die Anlieferung von Silagematerial sowie den Abtransport der Gärreste durch die Landwirte, die Vertragspartner der Anlagenbetreiber sind. Diese Transportfahrten würden insbesondere die Anwohner der Waldwieser Straße in Hilbringen treffen und deren Lebensqualität erheblich einschränken, führen Kritiker an. Stabiler Unterbau Um dieses Verkehrsproblem zu entschärfen, hat Paul Klein, früherer SPD-Ortsvorsteher von Hilbringen, einen Lösungsvorschlag entwickelt, den er über die Ortsratsfraktion seiner Partei in Kürze auch öffentlich zur Diskussion stellen will. Klein macht darauf aufmerksam, dass es eine Möglichkeit gebe, für Silagelieferungen aus dem Saartal zu dem geplanten Anlagenstandort zu kommen, ohne die Ortslage von Hilbringen oder Mondorf überhaupt zu tangieren. "Es existiert ein gut befestigter und ausgebauter Feldwirtschaftsweg, der zwischen Mondorf und einem Parkplatz an der Landstraße außerhalb Hilbringens verläuft." Dieser Weg sei vor längerem im Zuge eines Flurbereinigungsverfahrens angelegt worden und werde von den Landwirten aus der Umgebung rege genutzt. "Der Weg ist mit Beton-Spurplatten ausgelegt und besitzt einen stabilen Unterbau. Den können auch schwere Gefährte benutzen." Allerdings ist der Weg zurzeit noch nicht weit genug ausgebaut, er endet nahe der Ortsgrenze von Mondorf, aber einige hundert Meter von der Zufahrtsstraße Mechern-Mondorf (L 381) entfernt. "Der Weg müsste um dieses Stück verlängert und entsprechend ausgebaut werden. Dann könnten alle Silagetransporte aus dem Saartal diese Verbindung nutzen", findet Klein.Skeptisch bewertet die Stadt Merzig den Vorschlag. Die Verwaltung hält die von ihr ermittelten Kosten von 400 000 Euro für die Umsetzung des Vorschlages (siehe separaten Text) für zu hoch in Relation zum Resultat. "Nach Angaben der Betreiberfirma wird maximal zehn Prozent des Anlieferverkehrs zur Bioerdgas-Anlage durch die Waldwieser Straße geführt", heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. In Summe wären das rund 700 Fahrten im Jahr, während den unteren Teil der Waldwieser Straße heute täglich 5000 Fahrzeuge passierten. "Diese Fahrten kommen nur zu einem geringen Teil aus Richtung Fremersdorf." Wie hoch der Anteil der Transportfahrten aus dieser Richtung ist, sei nicht bekannt, er dürfte nach Schätzungen der Verwaltung maximal ein Drittel des über Hilbringen laufenden Zulieferverkehrs betragen - das entspräche drei Prozent des Gesamtverkehrs. "Nur dieser dreiprozentige Anteil würde von der neuen Wegeverbindung profitieren, da diese auf Grund der Umwegfahrten für Anlieferer von der anderen Saarseite uninteressant wäre." Das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Vorschlages bewertet die Verwaltung als "äußerst ungünstig".Merzig. Nach Berechnungen der Merziger Stadtverwaltung müsste für die Verlängerung des bestehenden Weges in Richtung Monbachtal/Dörrmühle ein Stück von 600 bis 800 Metern neu gebaut werden. "Dieser müsste ausschließlich über derzeitiges Privatgelände geführt werden. Es müsste also zunächst angekauft werden." AusweichbuchtenDieser Neubauteil des Weges würde, ohne den Grunderwerb, allein schon rund 100 000 Euro kosten. Auf dem bestehenden Weg müssten auf rund 850 Metern, die bislang nicht befestigt sind, die besagten Spurplatten verlegt werden, was die Verwaltung mit rund 120 000 Euro veranschlagt. Im derzeitigen Ausbauzustand ist auf dem Weg kein Begegnungsverkehr möglich: Weil der bestehende Weg zu schmal ist, kommen landwirtschaftliche Transportzüge nicht aneinander vorbei. Darum müssten nach Einschätzung der Stadtverwaltung mindestens zehn Ausweichbuchten gebaut werden, die dafür benötigten Flächen seien auch vorher zu erwerben. Den Gesamtaufwand für diese Ausweichstellen beziffert die Verwaltung auf 50 000 Euro. "Zu den Tiefbaukosten für den Wegebau (mindestens 270 000 Euro) kämen unter anderem noch Planungskosten, Grunderwerb, Vermessungskosten, Kosten für ökologische Ausgleichsmaßnahmen hinzu. Die Verwaltung: "Insgesamt dürfte die Umsetzung dieser Idee mindestens 400 000 Euro kosten." cbe

StichwortRund 45 000 Tonnen nachwachsende Rohstoffe (vor allem Mais- und Grassilage sowie Pferdemist) sollen in der geplanten Anlage zu Biogas vergoren werden, das im wesentlichen aus Methan und Kohlenstoffdioxid besteht. Aus diesem Rohgas werden durch verschiedene chemische und physikalische Verfahren die Anteile von Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff entfernt. Entsprechend steigt der Anteil von Methan in dem daraus gewonnen Bio-Erdgas, das anschließend in das Erdgasnetz eingespeist wird. Die Anlage bei Fitten soll pro Stunde etwa 1000 Kubikmeter Rohgas erzeugen kann, was etwa 500 Kubikmetern aufbereitetem Bio-Erdgas entspricht. Die energetische Leistung des in der Anlage erzeugten Erdgases entspricht einer Jahresmenge von etwa 44 Millionen Kilowattstunden. Damit ließen sich rund 2200 Durchschnittshaushalte mit Wärmeenergie aus Erdgas versorgen. Damit wäre die Anlage eine der größten in Südwestdeutschland. cbe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort