Merzig. Theodor Storm schuf mit dem "Schimmelreiter" eine seiner großartigsten Erzählungen: Der Deichgraf Hauke Haien setzt sich für moderne Techniken zum Schutz der Bevölkerung ein. Was ihn jedoch mehr als die Elementarkraft des Meeres zermürbt, ist die feindselige Stimmung, mit der die abergläubische Bevölkerung ihm und seinem fortschrittlichen Deichbau gegenüber steht. Des ewigen Kampfes müde, lässt er einmal in seiner Wachsamkeit nach; ein Fehler, den seine Frau und seine Tochter mit dem Leben bezahlen. Mit dem "Schimmelreiter" gelang es Vera Oelschlegel und ihrem Ensemble einmal mehr, deutsche Literatur auf höchstem Niveau zu vermitteln. Wie kann man eine Dünenlandschaft, Naturgewalten, dörfliches Leben auf die Bühne bringen? Nicht, indem man versucht, die Wirklichkeit zu imitieren, sondern indem die Bilder im Kopf entstehen - mit den ureigensten Mitteln des Theaters, mit Licht, Musik, akustischen Effekten, Requisiten und vor allem der Sprache. Wie kann sich Theater heute gegenüber den überwältigenden Mitteln von Film, Fernsehen und elektronischen Medien behaupten? Das Theater des Ostens gibt eine überzeugende Antwort darauf: durch die durch nichts zu ersetzende Unmittelbarkeit, durch die Ehrlichkeit der Darstellung, die sich direkt auf den Zuschauer überträgt, durch die Mobilisierung der Phantasie. Plastische InszenierungSeit der Gründung des Theater des Ostens konnten immer wieder Schauspieler gewonnen werden, die in ihren Interpretationen hundertprozentig überzeugen, die den hohen Anforderungen der Sprachkultur der literarischen Vorlagen gewachsen sind. Literatur auf der Bühne - aus Bekanntem wird durch die Adaptierung für das Theater etwas völlig Neues. Sensibel versteht es Vera Oelschlegel, von großen Dichtungen die Brücke zur Gegenwart zu schlagen, Aktualität zu schaffen. Der mutige, aber letztlich vergebliche Kampf eines Außenseiters, der seiner Zeit voraus ist, macht heute ebenso betroffen wie die Bedrohung durch die unkontrollierbaren Naturgewalten. Durch die Verflechtung der eigentlichen Handlung der Novelle mit Szenen aus der Gegenwart wird die Verantwortung gegenüber der Natur, gestern wie heute, immer wieder betont. Die sprachliche Schönheit und emotionale Kraft des Originals bleiben gewahrt; Spielfreude, Ensemblegeist und originelle Ideen der Dramaturgie und der Regie lassen den Abend zu einem fesselnden Theatererlebnis werden, das Niemanden im Publikum kalt lässt. Für das Theaterstück "Der Schimmelreiter" gibt es für die Schulen im Landkreis Merzig-Wadern ein ganz besonderes Angebot. Die Schüler erhalten zum Vorzugspreis von fünf Euro eine Eintrittskarte für diesen Theaterklassiker. Damit möchte das Kulturzentrum Villa Fuchs einen Beitrag leisten, Schülern zu einem günstigen Preis hochkarätige Theaterkultur näher zu bringen. Im Rahmen einer künftigen Zusammenarbeit mit den Schulen wünschen sich die Verantwortlichen der Villa Fuchs, dass Vorschläge für die Große Theaterreihe gemacht würden. redDie Aufführung findet am Dienstag, 27. Januar, 20 Uhr, in der Stadthalle Merzig statt. Karten im Vorverkauf: Kulturzentrum Villa Fuchs und Stadthalle Merzig. Ticket-Hotlines: Tel. (06861) 93670 oder Tel. (06861) 85499 oder im Internet: