Spenden für 24-Jährige aus Silwingen Julias Schicksal rührt viele Herzen

Silwingen · Eine Welle der Hilfsbereitschaft für die 24-Jährige aus Silwingen ist angelaufen. Lions und Rotarier übernehmen die Miete.

 Seit Jahren ist Anke Ehmer aus Silwingen für ihre Tochter Julia da, die mittlerweile schwerst pflegebedürftig ist und sich nicht mehr selbst helfen kann.

Seit Jahren ist Anke Ehmer aus Silwingen für ihre Tochter Julia da, die mittlerweile schwerst pflegebedürftig ist und sich nicht mehr selbst helfen kann.

Foto: Ruppenthal

Der Freitag ist kein guter Tag für Julia. Die unruhige Nacht, in der sie Atemprobleme quälten, hat die 24-Jährige, die unter zwei seltenen schweren Erbkrankheiten leidet, total erschöpft. „Ich lasse sie schlafen“, sagt Mutter Anke Ehmer, die der Tochter nicht von der Seite weicht. Die Angst um das Leben ihres geliebtes Kind, das unter der Machado-Joseph-Krankheit und dem Niemann-Pick-Syndrom Typ C leidet, ist geblieben. Die Hilfswelle, die für die Todkranke angelaufen ist, kann aber ihre Sorgen ums Finanzielle erleichtern. „Da ist schon etwas Ballast von meinen Schultern genommen“, sagt die alleinerziehende Mutter, die wegen der schweren Krankheit von Julia auch ihren Minijob aufgeben musste, um rund um die Uhr für die Todkranke da zu sein. Die Folge: Das wenige Geld wurde noch knapper. Angerührt von dem traurigen Schicksal der jungen Frau, die ein Schwerstpflegefall ist, hat sich Professor Jörg Loth, engagiert bei dem Verein Herzensengel und im Merziger Lions Club, Gedanken gemacht, wie man der Familie aus Silwingen helfen kann. Seine Idee: Mit dem Rotary-Club Hochwald übernehmen die Löwen aus der Kreisstadt für ein halbes Jahr die Miete. Zumindest diese Belastung hat die Familie nach seinen Worten aus dem Kreuz – ein Angebot, das Anke Ehmer nur zu gerne annimmt. „Ganz unkompliziert werden wir den Betrag dem Vermieter überweisen“, sagt Loth.

Gerührt von der Welle der Hilfsbereitschaft ist Adrian Schmitz, Loths Mitstreiter bei den Herzensengeln. „Die Resonanz ist riesig“, sagt der Vorsitzende des Vereins, der sich die Unterstützung von Menschen zum Ziel gesetzt hat, die unverschuldet in Not geraten sind. Er hoffe, dass das Engagement für Julia noch weitergehe. Über 2500 Euro sind laut Adrian Schmitz bislang für die junge Frau zusammengekommen, die die beiden Krankheiten ausgezehrt haben. Rund 30 Kilo bringt sie noch auf die Waage – bei einer Größe von 1,62 Meter. Nach einem dreiwöchigen Aufenthalt auf der Palliativ-Station der SHG-Klinik in Merzig sei sie ins Sankt-Barbara-Hospiz in Bous verlegt worden – und von dort auf die Palliativ-Station in der Uniklinik in Homburg. „Danach wurde sie nach Hause entlassen“, sagt Anke Ehmer. Rund um die Uhr ist sie jetzt für ihr Kind da – eine Arbeit, bei der sie von einem Pflegedienst unterstützt wird. Doch das kostet Geld.

Die Furcht, dass sie wegen der Pflege ihrer Tochter ihre Aushilfsarbeit als Verkäuferin bei „KiK“ verlieren könnte, räumt der Textil-Discounter aus der Welt. Seit langen Jahren sei sie in der Filiale in Beckingen tätig und sehr beliebt, teilte das Unternehmen auf Anfrage der SZ mit. „Wir bedauern die schwere Erkrankung ihrer Tochter. Frau Ehmer verdient unseren vollen Respekt für die emotional fordernde und zeitintensive Pflege. Um sie in dieser Situation zu unterstützen, war ihre Frei­stellung für uns selbstverständlich“, heißt es in der Mail weiter. „Damit einher geht die Zusage, dass sie – wann immer es ihre häusliche Situation zulasse – ihre Tätigkeit „bei uns wieder aufnehmen kann.“

Jetzt setzt Anke Ehmer alles daran, dass sich Vater und Tocher noch einmal in die Arme schließen können. Er lebt in einem Pflegeheim in Baden-Württemberg. Wie Julia leidet Michael Ehmer unter der spinozerebelläre Ataxie Typ 3, CA3 oder der Machado-Joseph-Krankheit, ein Leiden, das er ihr vererbt hat. Sei bei ihm die Krankheit erst mit Mitte 30 ausgebrochen, hätten sich bei Julia bereits mit 13 und 14 Jahren erste Symptome gezeigt: Probleme mit der Motorik wie unsicheres Bewegen, Stolpern und Steifheit und Schwierigkeiten mit der Sprache. „Vor drei Jahren hat meine Tochter ihren Vater das letzte Mal gesehen“, sagt sie. „Da er gesundheitlich besser dran ist als Julia, will ich versuchen, dass er zu uns Saarland gebracht wird.“ Vielleicht könnte das Team des Wünschewagens den Traum der jungen Frau wahr werden lassen. Denn Julia sei ein Vaterkind, verrät sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort