Buchvorstellung in Merzig Wie Juden einst im Grünen Kreis lebten

Merzig · In seinem jüngsten Buch porträtiert der Heimatforscher Hans Peter Klauck das Leben jüdischer Familien im 17. und 18. Jahrhundert.

 Hans Peter Klauck, Familien- und Heimatforscher, las in der Buchhandlung Bock & Seip aus seinem neusten Buch „Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern von 1650 bis 1940“.

Hans Peter Klauck, Familien- und Heimatforscher, las in der Buchhandlung Bock & Seip aus seinem neusten Buch „Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern von 1650 bis 1940“.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Wie sah das Leben der jüdischen Familien im Landkreis Merzig-Wadern im 17. und 18. Jahrhundert aus? Wie entwickelten sich die Familien und wie wirkte sich das Erstarken der Nationalsozialisten im Landkreis aus? Mit diesen Fragen beschäftigt er sich seit vielen Jahren: Hans Peter Klauck, Familien- und Heimatforscher. „Ich arbeite gegen das Vergessen“, sagt er, ihn interessiert die Geschichte der Juden in seiner Heimat. „Ich kenne viele Zeitzeugen, die mir vieles berichten und meine Recherchen bestätigen“, sagt er. Was für Dinge und Erlebnisse die Zeitzeugen ihm schildern, erschrecke ihn heute noch, darum will er, dass ihre Geschichte überlebt.

Schon im Jahr 2016 veröffentlichte Klauck seine Arbeit zur jüdischen Bevölkerung in der Stadt und im Landkreis Saarlouis. Jetzt stellte er in Merzig, in der Buchhandlung Bock & Seip, ehemals Regler, sein neustes Buch vor: „Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern von 1650 bis 1940“ heißt der Titel, in dem sich Klauck auf rund 600 Seiten dem Leben der jüdischen Bevölkerung widmet.

Sein Fokus liegt dabei auf den Familien. Seine Absicht? „Eine lückenlose Dokumentation der Bevölkerung und deren familiären Verflechtungen“, erzählt er, „ich will den Familien ein Gesicht geben.“ Bei seiner Recherche habe es ihn erstaunt, „wie viele jüdische Geschäfte es in Merzig gab“. Was ihm auffiel: „Sie hatten einen guten Geschäftssinn, früh stellten sie ihre Waren in Schaufenstern aus, machten Werbung in der Zeitung und führten die Ratenzahlung ein. Damit gewannen sie Kunden.“

Aufgeteilt in vier Blöcke thematisiert Klauck die Deportation der letzten Juden aus dem Landkreis nach Gurs, die Synagogen und die Reichspogromnacht im Kreis, die jüdischen Geschäfte und Gewerbe in Merzig und das jüdische Leben im Kreis. Das vierte Kapitel beinhaltet eine Auflistung aller jüdischer Familien in alphabetischer Reihenfolge, darunter die Familien Regler, Weil, Lazarus und Kahn. Hilfe bei seiner Recherche erhielt Klauck von vielen Menschen, darunter auch von Annemay Regler-Repplinger, der Nichte des Merziger Autors Gustav Regler, von Rupert Schreiber sowie von Barbara Ames-Adler. Neben Erläuterungen dokumentieren zahlreiche Abbildungen, abfotografierte Anzeigen oder Bilder, und Augenzeugenberichte das Leben der Juden.

So sind im 17. Jahrhundert im Raum Merzig die ersten jüdischen Familien nachweisbar, viele weitere Familien zogen Jahre später dazu. „Bis zum Jahre 1940 konnte ich 4687 Bewohner jüdischen Glaubens im Landkreis dokumentieren und in 638 Familien zusammenführen“, sagte Klauck. Ihre Geschichte endet jäh im Oktober 1940, als die letzten Juden von den Nazis in das französische Lager Gurs deportiert wurden, auch darüber berichten Zeitzeugen in Klaucks Buch. Umrahmt wurde die Lesung durch musikalische Darbietungen von Oranna Kaspar und Thomas Bernardy, die Lieder von Friedrich Holländer spielten.

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