Lesung mit Antje Herden Von Banden, Küssen und guten Taten

Merzig · Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin Antje Herden war am Gymnasium am Stefansberg zu Gast. 160 Kinder der Klassenstufe sechs lauschten ihren Geschichten und stellten viele spannende Fragen.

 Die Sechstklässler stellten viele spannende Fragen. Sie wollten mehr über die Geschichten, aber auch über das Leben als Autorin wissen.

Die Sechstklässler stellten viele spannende Fragen. Sie wollten mehr über die Geschichten, aber auch über das Leben als Autorin wissen.

Foto: Esther Kuhn

Die Welt mit guten Taten ein bisschen besser machen – das wollte Antje Herden als Kind. Damals lebte sie in der ehemaligen DDR, und in der Schule gab es als Belohnung für gute Taten einen roten Plastik­stern. „Ich hab nie einen bekommen“, bedauert die Autorin und erzählt von ihrer Bande, mit der sie versucht hat, Gutes zu tun – leider ohne Erfolg.

So ähnlich geht es Julia, der Titelheldin des Buches „Julia und die Stadtteilritter“, das auf Antje Herdens Kindheitserinnerungen – transportiert in die heutige Zeit – basiert und das sie zu ihrer Lesung mit nach Merzig mitgebracht hat. In der Geschichte wollen Julia und ihre Freunde für ein Schulprojekt Menschen in ihrem Viertel helfen. „Erstmal geht alles schief, doch alle Aktionen bringen auch immer etwas Gutes hervor“, verrät Antje Herden.

Die Sechstklässler des Gymnasiums am Stefansberg in der Aula lauschen gebannt, als sie das Kapitel über Elli Lampe vorliest, eine alte Dame, der die Helden des Romans beim Einkaufen helfen wollen. Im Buch ist es eine spannende und lustige Episode mit Happy-End.
In der Realität sah das ein bisschen anders aus: „Wir haben auch einer alten Dame die Einkaufstasche tragen wollen, aber sie dachte, wir wollten sie beklauen, und hat uns mit ihrem Stock verjagt“, erzählt Antje Herden lachend.

Beim Vorlesen sitzt sie vorne auf der Bühne auf einer Schulbank, ihre Beine baumeln herunter, ihre strahlenden Augen nehmen immer wieder Verbindung mit den Zuhörern auf. Bis in die letzte Reihe ist ihre Präsenz zu spüren, sie füllt die Aula aus mit ihrer offenen Art. Die Kinder dürfen Fragen stellen, sie beantwortet sie ehrlich. Es ist ein Gespräch auf Augenhöhe. Sie erzählt von ihrem Leben als Autorin zwischen Schreiben und Lesungen, von ihren Erfolgen, aber auch von ihren Zweifeln an sich selbst, die jeder Autor hat.

Ob sie schon als Kind Autorin werden wollte? „Als Kind wollte ich Tiefseetaucherin werden oder Modedesignerin“, sagt sie. Später war sie als Model tätig und hat Architektur studiert. „Dann hab ich mich in einen Schriftsteller verliebt und wir haben zusammen einen Roman veröffentlicht. So fing alles an.“ Das war 2006. Inzwischen hat sie über 20 Bücher geschrieben. Der Erfolg kam mit „Letzten Donnerstag habe ich Welt gerettet“, aus dem sie auch vorliest. Dieses Jahr wurde ihr der Peter-Härtling-Preis für das Jugendbuch „Keine halben Sachen“ verliehen.

Die Klasse 6c im Publikum ist besonders aufgeregt an diesem Tag. Ihnen ist der Besuch der Autorin zu verdanken. Nach der Lektüre von „Julia und die Stadtteilritter“ sollten sie als Aufgabe einen Brief an die Autorin schreiben. „Unsere Briefe hat unsere Lehrerin, Stephanie Seckelmann, dann tatsächlich an Frau Herden geschickt“, erzählt Liliane Freyer freudig, „und Frau Herden hat geantwortet.“ Dass sie die Autorin jetzt live erleben können, finden alle toll.

Und eine wichtige Frage kann auch endlich geklärt werden. Warum haben sich Julia und Paul am Ende nicht geküsst? „Das Buch ist ab zehn Jahre, da geht nur Händchenhalten“, erklärt Antje Herden, „ab zwölf darf geküsst werden, ab 14 ist dann auch Sex erlaubt.“

 Antje Herden las aus ihrem Buch „Julia und die Stadtteilritter“ vor. 

Antje Herden las aus ihrem Buch „Julia und die Stadtteilritter“ vor. 

Foto: Esther Kuhn

Ob sie mit dem Vorbild der Figur von Paul denn auch in echt zusammengekommen ist, wollen die Kinder wissen. „Nein“, antwortet Antje Herden, die 1983 im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern aus der DDR ausgereist ist und ihre Bande von damals nie mehr wiedergesehen hat. „Aber Jahre später hab ich ein Paket aus meiner alten Heimat bekommen. Und darin waren auch drei Liebesbriefe. Einer davon war von Paul.“

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