Jahresbericht für Merzig Rat bei Fragen zu Familie und zum Leben

Merzig · Partnerschaftskonflikte waren im Jahr 2020 der häufigste Anlass für Gespräche bei der Lebensberatung in Merzig.

  Symbolfoto: Patrick Pleul/dp

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Foto: dpa/Patrick Pleul

1019 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat die Lebensberatung Merzig in Trägerschaft des Bistums Trier im vergangenen Jahr mit Rat und Hilfe in Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensfragen zur Seite gestanden. Darüber hinaus haben 35 weitere Personen an Elternkursen, offenen Sprechstunden und Weiterbildungen teilgenommen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2020 der Lebensberatungsstelle hervor.

Als häufigste Beratungsgründe nennt der Bericht bei Kindern und Jugendlichen Problemlagen der Eltern wie Partnerschaftskonflikte, Trennung und Scheidung, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten, Probleme bei Alleinerziehenden sowie Eltern-Kind-Konflikte. 51 Prozent der beratenen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren lebten nicht mehr in ihren Ursprungsfamilien. Bei Erwachsenen waren die wichtigsten Themen bei der Beratung Kommunikationsprobleme, Belastungen durch das familiäre Umfeld, kritische Lebensereignisse wie Verlusterlebnisse, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten sowie Überlastung und Stress.

 Das Team: Natascha Kuhlmann (oben links), Bruno Heinz (unten links), Anna-Lena Berg (oben rechts), Jennifer La Rocca (Mitte rechts), Sarah Heisel (unten rechts).

Das Team: Natascha Kuhlmann (oben links), Bruno Heinz (unten links), Anna-Lena Berg (oben rechts), Jennifer La Rocca (Mitte rechts), Sarah Heisel (unten rechts).

Foto: Lebensberatung Merzig

Das Team um Beratungsstellenleiter Bruno Heinz hat beobachtet, dass im vergangenen Jahr vermehrt Ratsuchende zum selben Anlass unabhängig voneinander bei verschiedenen Beratern des Teams Hilfe in Anspruch nahmen. 42,8 Prozent der Ratsuchenden nahm bis zu drei Beratungsstunden in Anspruch, fast jeder Dritte (31,6 Prozent) kam zwischen vier und zehn Mal. Jeder Vierte (25,6 Prozent) nahm mehr als zehn Beratungsstunden in Anspruch.

Mit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat die Lebensberatung Merzig auf crossmediale Beratungsmethoden wie Telefon- und Videokonferenzen umgestellt und einen Digitalisierungsschub erlebt. Der Wechsel zwischen den Beratungsformen habe laut Jahresbericht zu mehr Flexibilität für die Beratenden wie auch bei den Ratsuchenden geführt. Pro Monat gab es im Durchschnitt 28 Neuanmeldungen. Spitzenreiter waren die Monate Januar, September und Oktober mit 42, 40 und 39 Anfragen für eine Beratung. Im Schnitt lag die Wartezeit zwischen Anmeldung und dem ersten Informationsgespräch bei 4,5 Wochen.

Das Beratungs-Team bietet auch den Kindertageseinrichtungen im Landkreis Hilfe an, die sich etwa mit der Bitte um Fallsupervision, Verhaltensbeobachtungen und Elternabenden an die Lebensberatungsstelle wenden können. Acht Kindertagesstätten im Landkreis haben im vergangenen Jahr die Hilfe eines Beraters angefragt. Darüber hinaus haben Kita-Leiterinnen kirchlicher und kommunaler Träger das digitale Angebot genutzt, um ihre Leitungsrolle und ihr berufliches Handeln zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

Das Jahr 2020 war für das Team der Lebensberatung in Merzig von personellen Veränderungen geprägt. Das Team verließen Carmela Walter, Kerstin Berlich und Renato Barachino, der nun die Lebensberatungsstelle in Saarbrücken leitet. In den Ruhestand wechselte Verwaltungsfachkraft Petra Klein. Für sie rückte Sarah Heisel nach.

Die Pandemie habe eingespielte familiäre Alltagsrhythmen durcheinander gebracht, berichten die Beratenden. Eltern sei es in Zeiten von Home-Office und Home-Schooling zunehmend schwerer gefallen, die Kinder zum regelmäßigen Lernen zu motivieren, und sie erlaubten ihnen einen erhöhten Medienkonsum. Alleinlebende hätten unter der geforderten sozialen Distanz gelitten, Vorerkrankte und Ältere belastete die unsichtbare Bedrohung durch das Virus, aber auch die Schutzmaßnahmen. Jugendliche seien schnell im „Corona-Blues“ gelandet: Für diese Altersgruppe wichtige Erfahrungen, wie Freunde treffen, jobben oder auf Partys gehen seien nicht möglich gewesen. Paare seien häufiger als sonst schon mit Trennungsabsichten zur Beratung gegangen. Das enge Zusammensein ohne die Möglichkeit, außerhalb Ausgleich zum Alltagsstress zu finden, habe schon länger schwelende Konflikte eskalieren lassen. Hinzu sei bei vielen die finanzielle Sorge wegen Kurzarbeit, Jobverlust oder die Angst um den Arbeitsplatz gekommen.

Auf der anderen Seite gaben laut Bericht vor allem während des ersten Lockdowns Ratsuchende an, dass durch die verordneten Einschränkungen auch eine wohltuende Entschleunigung entstanden sei. Zusammen kochen, backen, spazieren, basteln, spielen, Sport treiben oder das Verschönern von Haus und Garten wurden intensiver gelebt als vor der Pandemie. Pendler sparten sich lange Arbeitswege, viele Mütter erfuhren partnerschaftliche Unterstützung im Haushalt und der Kindererziehung wie noch nie zuvor.

Träger der Lebensberatungsstelle Merzig ist das Bistum Trier. Die im vergangenen Jahr entstandenen Gesamtkosten von rund 321 000 Euro trug das Bistum zu 45,4 Prozent, der Landkreis Merzig-Wadern zu 54,6 Prozent. Im Jahr 2020 hat das Bistum Trier 3,37 Millionen Euro für seine 20 Beratungsstellen im Saarland und in Rheinland-Pfalz aufgewendet. Hinzu kommen die Landes- und Kommunalzuschüsse von insgesamt rund 3,68 Millionen Euro. Die 20 Beratungsstellen erbrachten 8867 Beratungsleistungen mit denen 19 647 Personen erreicht wurden. Für Hilfe suchende Menschen ist die Beratung kostenfrei.

Die Beratungsstelle Merzig hat ihren Sitz in der Trierer Straße 20 in 66663 Merzig und ist erreichbar unter Tel. (0 68 61) 35 49 und per E-Mail an:
sekretariat.lb.merzig@bistum-trier.de

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