Leben retten? - "Einfach helfen"

Merzig-Wadern. "Das ist schon zu lange her", seufzt Elisabeth Mautes, 64, aus Merzig. "Ich weiß nicht mehr genau, was wir vor 30 Jahren im Erste-Hilfe-Kurs gelernt haben." Anlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe an diesem Samstag, 8

Merzig-Wadern. "Das ist schon zu lange her", seufzt Elisabeth Mautes, 64, aus Merzig. "Ich weiß nicht mehr genau, was wir vor 30 Jahren im Erste-Hilfe-Kurs gelernt haben." Anlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe an diesem Samstag, 8. September, erinnern sich Autofahrer an ihren vorbereitenden Kurs zum Führerscheinerwerb und schätzen ein, wie gut sie ihre damals erworbenen Kenntnisse heute noch anwenden können. "Im Notfall würde ich sofort zum Handy greifen und bei der verletzten Person bleiben, bis der Notarzt kommt", sagt die 64-Jährige. "Doch ehrlich gesagt hätte ich Angst, etwas falsch zu machen und noch mehr Schaden anzurichten. Denn von Wiederbelebung und Beatmung habe ich zu wenig Ahnung." Fragend schaut sie dabei ihre Freundin Ingrid Kreutz, 71, aus Merzig an, der spontan die stabile Seitenlage einfällt. "Ausführen kann ich diese aber auch nicht mehr", sagt sie kopfschüttelnd. Dennoch sind sich beide einig: Auf keinen Fall würden sie einen Verletzten seinem Schicksal überlassen. Fahrerflucht sei sogar strafbar, betonen die Frauen. Das wüssten sie nicht nur aus dem Erste-Hilfe-Kurs.Beherzter, wenn es um Rettungsmaßnahmen geht, zeigt sich Rainer Becker, 78. Obwohl sein letzter Erste-Hilfe-Kurs schon 40 Jahre zurückliegt, würde er ohne zu zögern eine bewusstlose Person beatmen. Die einzelnen Schritte einer stabilen Seitenlage kann er noch genau beschreiben. "Nicht lange nachdenken, sondern einfach machen", lautet seine Devise.

Auch Günter Rottmann, 71, aus Niederlosheim kennt die Abläufe bei der Erstrettung: "Beatmung durch Nase und Mund, Herzmassage, stabile Seitenlage, Rautek-Griff. An einem Dummy haben wir im Erste-Hilfe-Kurs alles geübt. Praktisch könnte ich das heute nicht mehr umsetzten. Dafür reicht ein einmaliger Kurs nicht." Rainer Stürmer, 83, führt den Gedanken aus: "Im Prinzip muss man häufiger Erste-Hilfe-Kurse besuchen, um Kenntnisse aufzufrischen und Abläufe zu festigen. Leider gilt ja hier nicht wie beim Radfahren: Einmal gelernt, nie mehr vergessen."

Brigitte Barth, 63, aus Bietzen teilt die Einstellung aller Befragten: "Ich bin zwar kein Profi in Erster Hilfe, aber was zählt, ist die Bereitschaft zu helfen. Und Erste Hilfe bedeutet ja schließlich auch, ein Pflaster auf ein blutendes Kinderknie zu kleben."

Kristin Wagner aus Brotdorf erinnert sich: "Ich war gerade 19 Jahre alt geworden, als ich mich zum Erste-Hilfe-Kurs anmeldete." Der Unterricht hatte in den Räumen der DRK-Geschäftsstelle in Saarlouis stattgefunden. "Zunächst war es eine recht lockere Unterweisung. Peinlich wurde es für mich, als ich Puppen beatmen musste", erzählt sie und hat bei dieser Erinnerung immer noch ein ungutes Gefühl. Der achtstündige Kurs hatte über einen gesamten Samstag stattgefunden. "Damals war es nur ein Schritt hin zum Führerschein, heute bin mir der Tragweite der Übungen ganz anders bewusst", findet die junge Frau.repp, phia, owa

Foto: SOPHIA PAULUS

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