Merzig Landesbetrieb beharrt auf Kreiselumbau

Merzig · Merzig wollte den Umbau des Kaufland-Kreisels in eine Ampelkreuzung auf den Prüfstand stellen. Der Landesbetrieb für Straßenbau lehnt dies ab.

 So sieht es aktuell an der Straßenkreuzung am Kaufland aus: Ein Kreisel reguliert das Verkehrsaufkommen.

So sieht es aktuell an der Straßenkreuzung am Kaufland aus: Ein Kreisel reguliert das Verkehrsaufkommen.

Foto: rup

Über die Frage, ob der Kreisel am Kaufland in Merzig zu einer Ampelkreuzung umgebaut werden soll, wird seit längerer Zeit in der Kreisstadt intensiv diskutiert. Nach der Stadtratssitzung am heutigen Donnerstag (Beginn: 17.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses) dürfte diese Debatte wieder hochkochen. Denn so, wie es aussieht, wird der Stadt kaum etwas anderes übrig bleiben, als dem Kreisel-Umbau zuzustimmen. Sollte der Rat sich dagegen aussprechen, würden nach Auskunft der Stadtverwaltung nahezu alle weiteren geplanten Maßnahmen zur Verbeserung des Verkehsrflusses nicht weiter verfolgt. Dies habe der zuständige Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) gegenüber der Stadt unmissverständlich deutlich gemacht, erläuterten Bürgermeister Marcus Hoffeld (CDU) und sein Stellvertreter Dieter Ernst (SPD) gegenüber der SZ.

Für den Umbau des Kaufland-Kreisels in eine Ampelkreuzung hatten sich Verkehrs-Gutachter des Büros Brilon-Bondzio-Weiser ausgesprochen, die im Auftrag des LfS Möglichkeiten zur Optimierung der Verkehrssituation in Merzigs Innenstadt untersucht hatten. Dieser Umbau ist in dem Gesamtkonzept, das das Bochumer Gutachterbüro ausgearbeitet hatte, als „Los B“ vorgesehen. Weiterer Bestandteil von „Los B“ ist der Bau von Ampelanlagen an den Ausfahrten der Autobahn A 8 auf der Hilbringer Brücke, um den in den Stoßzeiten immer häufiger vorkommenden Rückstau des Verkehrs bis auf die Autobahn zu entschärfen. Bereits umgesetzt ist „Los A“, womit die zweispurige Einbahnregelung in der Hochwaldstraße, die Einrichtung einer Ampelkreuzung an der Kreuzung Hochwaldstraße/Bahnhofstraße/Friedrichstraße und die Umkehrung der Einbahn-Regelung in der Bahnhofstraße zwischen dieser Kreuzung und der Kreuzung am Landratsamt gemeint war. Im „Los C“ geht es um die Errichtung einer Ampelanlage an der Straßenkreuzung Torstraße/Wilhelmstraße (an der Marienkapelle), „Los D“ schließlich umfasst den Neubau von Ampeln an den Einmündungen der Merchinger Straße und der Straße „Zum Gipsberg“ in die Losheimer Straße.

Entsprechend ihrer Benennung sollten die jeweiligen Maßnahmen zeitlich hintereinander realisiert werden, also zunächst „Los B“ (Kaufland-Kreisel wird zur Ampelkreuzung), danach „Los C“ und „Los D“. Allerdings waren im Laufe des vergangenen Jahres Bedenken laut geworden, ob der Rückbau des Kreisels tatsächlich die erhofften Verbesserungen für die Verkehrssituation bringt. Der Stadtrat hatte daraufhin im September 2016 der Verwaltung den Auftrag erteilt, in Gesprächen mit dem LfS zu eruieren, ob nicht die vorgeschlagenen Maßnahmen von „Los C“ und „Los D“ zuerst umgesetzt werden könnten. Danach solle geprüft werden, ob der Umbau des Kreisels überhaupt noch erforderlich ist oder ob nicht bereits durch die so umgesetzten Veränderungen eine Entspannung der Verkehrssituation erreicht worden sei.

Doch die Stadt hat sich mit diesem Ansinnen offenbar beim Landesbetrieb eine Abfuhr eingeholt. In der Sitzungsvorlage an den Rat heißt es: „Der LfS hat sachlich dargelegt, dass alle Lose nur Sinn machen, wenn der ‚Hela-Kreisel’ in eine signalgesteuerte Kreuzung umgebaut wird.“ Und zwar als erste Maßnahme, noch vor „Los C“ und „Los D“. Das wurde seitens des Landesbetriebes unter anderem damit begründet, dass dieser Umbau zwingend vor der geplanten Sanierung der Bahnunterführung an der Lothringer Straße, den die Deutsche Bahn für Sommer 2021 ins Auge gefasst hat, erledigt sein müsse. Im Zuge der Sanierung werde das bestehende Brückenbauwerk komplett abgerissen und durch ein neues ersetzt. Alles, was mit dieser sehr umfassenden Sanierung an der Bahnbrücke in Zusammenhang stehe, solle nach Ansicht des LfS sinnvollerweise vorher erledigt werden.

Es blieb allerdings nicht nur bei dieser „sachlichen Darlegung“, der LfS hat der Stadt ganz unverblümt auch die Pistole auf die Brust gesetzt. In einem Schreiben an Bürgermeister Hoffeld stellt Werner Nauerz, stellvertretender Direktor des Landesbetriebes, klar: „Sollte die Stadt in dieser Angelegenheit nicht einlenken, wird der LfS lediglich an der Anschlussstelle der Autobahn eine Freisperranlage (gemeint ist eine Ampelregelung, Anm. der Redaktion) einrichten, um den sicheren Abfluss des Verkehrs zu gewährleisten.“ Dabei werde sich, so Nauerz, der Abfluss der Autobahn erheblich verbessern, wohingegen in der Lothringer Straße damit zu rechnen sei, dass sich die heutige Verkehrssituation weiter verschlechtern werde – „der Rückstau könnte dann bis Ballern reichen“, bringt es Bürgermeister Hoffeld auf den Punkt.

Alle weiteren geplanten Veränderungen an der Verkehrsführung in Merzig wären in diesem Fall zudem obsolet, stellt Nauerz in seinem Schreiben klar: „Im Übrigen wird der LfS von jeglichen weiteren Maßnahmen in der Ortsdurchfahrt Merzig absehen, da diese nämlich im Gesamtkontext zu sehen sind und nur bei Umsetzung aller Maßnahmen entlang des gesamtes Streckenzuges die gewünschte verkehrliche Wirkung erzielen.“

Für Bürgermeister Marcus Hoffeld würde dies nach eigener Aussage bedeuten, „dass sich auch an der derzeitigen Verkehrssituation am Gipsberg sowie an der Merchinger Straße in Zukunft nichts ändern wird“. Als Konsequenz werde der Stau in der Innenstadt weiter zunehmen, und zukünftig würde nach dem Schreiben des LfS keine Chance bestehen, an der Situation etwas zu verändern, befürchten Hoffeld und Ernst. Der Stadtverwaltung sei aber ganz massiv daran gelegen, dass sich die Verkehrsbelastung für die Merziger Innenstadt reduzieren lasse. Zudem habe sich bei der Realisierung von „Los A“ gezeigt, dass die Vorschläge der Gutachter von Brilon-Bondzio-Weiser trotz ähnlich großer Skepsis im Vorfeld tatsächlich zu einer Verbesserung der Situation in diesem Bereich geführt hätten.

 Diese Lösung favorisieren der Landesbetrieb für Straßenbau und die von ihm beauftragten Gutachter: Statt eines Kreisels soll eine Ampelkreuzung am Kaufland für besseren Verkehrsfluss sorgen.

Diese Lösung favorisieren der Landesbetrieb für Straßenbau und die von ihm beauftragten Gutachter: Statt eines Kreisels soll eine Ampelkreuzung am Kaufland für besseren Verkehrsfluss sorgen.

Foto: rup

Aus diesem Grund wird die Verwaltung dem Stadtrat in der Sitzung heute Abend vorschlagen, dem Umbau des Kreisels in eine Ampelkreuzung gemäß dem Verlangen des Landesbetriebs für Straßenbau zuzustimmen. Mit den bauplanerischen Vorbereitungen solle, dies habe der LfS zugesagt, noch in diesem Herbst begonnen werden, der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten sei für Herbst 2019 vorgesehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort