Kunstwerke mit Überraschungseffekt

Merzig · Keramik ist einer der Werkstoffe, mit denen Sigrid Caspar arbeitet; aber auch Metall, Holz und Ton bezieht sie in ihre Skulpturen mit ein. Sie ist nicht selten überrascht, was der Brennprozess aus ihren Vorstellungen macht.

 Besucher der Vernissage, durch eine Skulptur von Sigrid Caspar hindurch fotografiert. Foto: M. Rauch

Besucher der Vernissage, durch eine Skulptur von Sigrid Caspar hindurch fotografiert. Foto: M. Rauch

Foto: M. Rauch

"Experimente aus dem Feuer geboren" hat Sigrid Caspar ihre Ausstellung mit Skulpturen genannt, die in der Merziger Fellenbergmühle zu sehen sind. Die Künstlerin erläuterte den Gästen ihre Technik und wie die außergewöhnlichen Kunstwerke entstehen. Hans Madert, Vorsitzender des Fördervereins Fellenbergmühle, wies in seiner Laudatio auf das künstlerische Wirken der Künstlerin hin. Da es weit gespannt ist, hat er nur einige Entwicklungsschritte herausgehoben. "Zuerst ist es ihre Ausbildung als Puppenmacherin und damit ihr erster Kontakt mit der Keramik in Form von Porzellan", sagte Madert. Dabei sei klar gewesen, dass der Kreativität der Künstlerin mit diesem Werkstoff Grenzen gesetzt waren. Deshalb habe sie sich sehr schnell auch anderen Materialien zugewandt.

Dazu gehörten Metall, Holz und besonders Ton. "Sie hat durch Experimentieren einen großen Erfahrungsschatz erworben. Dazu kamen die Kenntnisse in Materialkunde, Verhalten beim Gestalten und Brennen", führt Madert weiter aus. Diese Kenntnisse habe sie sich an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen erworben, die zu den renommiertesten Schulen in Europa gehört. Jedoch habe sich Sigrid Caspar nicht der traditionellen Kunstkeramik zugewandt, sondern sich in einem schwierigen und seltenen Gebiet, der Raku-Technik, spezialisiert und es hier zu einer wahren Meisterin geschafft. In der klassischen Keramik würde der Gegenstand geformt, getrocknet und gebrannt. Es folge die Abkühlung, und das Stück sei fertig. Anders sei es bei der Raku-Technik. Hier würde der Abkühlungsprozess bei 950 Grad gestoppt.

"Das noch rotglühende Stück wird in einen mit Papier und Holzspänen gefüllten Behälter gebracht und kühlt ab", erläuterte Madert den Entstehungsprozess. Durch die dann entstehenden, chemischen Verbindungen würden schließlich die farbigen Effekte entstehen. Dieser Vorgang sei schwierig zu steuern und deshalb sind Überraschungen beim Ergebnis nicht selten.

Die Skulpturen , die derzeit in der Fellenbergmühle ausgestellt sind, sind solche, die auf den Betrachter wirken. Und jeder interpretiert sie anders. Zwei Holzpfähle stehen mitten im Raum. An den Körpern hat die Künstlerin jeweils zwei Hände aus Keramik angebracht. Es könnte ein knochiger, hungriger Körper sein und viel Elend symbolisieren. Doch bei der Künstlerin stehen sie für Freude und Kommunikation. "Die Bäume kommunizieren, und das wollte ich mit diesen Händen deutlich machen", beschrieb Caspar ihre Sicht. Unterstützt wird Caspar von ihrem Mann. Stefan Rodenmayer übernimmt die Arbeiten, die sehr viel Kraft benötigen. "Ein 950 Grad heißes und 20 Kilogramm schweres Werkstück ist nicht leicht zu transportieren", schilderte Rodenmayer. Doch auch bei der Vorbereitung ist der Ehemann ein wichtiger Ratgeber: "Bevor eine Skulptur entsteht, besprechen wir die Arbeitsschritte." Herauskommen meist Werke, die faszinieren. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 16. August. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 14.30 Uhr bis 17 Uhr.

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