Kunstbuch Merzig Kunst versteckt sich in Merzig an vielen Ecken

Merzig · Ein neues Buch zeigt die Vielzahl der Kunstwerke, die es in der Kreisstadt – und auch im gesamten Grünen Kreis – zu entdecken gibt.

 Bei der Vorstellung des Buches im Museum Schloss Fellenberg (von links): Jo Enzweiler, Daniela Schlegel-Friedrich und Margarete Wagner-Grill

Bei der Vorstellung des Buches im Museum Schloss Fellenberg (von links): Jo Enzweiler, Daniela Schlegel-Friedrich und Margarete Wagner-Grill

Foto: Mauritius te Dorsthorst

Wer entlang der Brunnen, Gedenksteine und Mosaike an und in Gebäuden des Landkreises Merzig-Wadern geht, vergisst schnell, dass hinter diesen Werken oft eine eindrucksvolle Geschichte steckt. Bei vielen dieser Bauten und Skulpturen handelt es sich nämlich um Kunst, die tausendfach gesehen, aber nie wirklich berücksichtigt oder gewürdigt wurde. Mit diesen Werken befassen sich Jo Enzweiler und Margarete Wagner-Grill im neu veröffentlichten Buch „Kunst im öffentlichen Raum – Landkreis Merzig-Wadern“. Dieses haben sie kürzlich im Museum Schloss Fellenberg in Merzig vorgestellt.

Die Kunst des öffentlichen Raums und auch das Unwissen über diese boten Professor Jo Enzweiler, Direktor des Institutes für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Anlass, sein Forschungsprojekt seit 1992 zu betreiben. „Der Anstoß für meine Arbeit kam durch die Unkenntnis meiner Studierenden, aber auch der Bürger“, sagt Enz weiler. Seit Anfang der 90er Jahre versucht Enzweiler mit seinen Mitarbeitern, alle Kunstwerke im Saarland zu katalogisieren und in Büchern zusammenzufassen. Der nun erschienene fünfte Band beschäftigt sich mit dem Landkreis Merzig-Wadern und umfasst rund 430 öffentliche Kunstobjekte.

Dabei ist das Projekt von Enzweiler und seinem Team einzigartig. „Es gibt zwar ähnliche Untersuchungen, aber die beschränken sich oft auf kleinere Einheiten, wie etwa eine Stadt, einen Landkreis oder eine Uni. Aber für ein ganzes geschlossenes System wie ein Bundesland gibt es ein solches Sammelwerk noch nicht“, sagt der Professor. „Allgemein ist es auch nicht üblich, ein solches Projekt zu machen, aber weil das Saarland so übersichtlich ist, war es überhaupt erst möglich“, betont Enzweiler.

Das Vorhaben, sämtliche Kunstwerke im Landkreis Merzig-Wadern zu erfassen, läuft bereits seit 2002. Allerdings musste das Projekt 2005 aus finanziellen Gründen unterbrochen werden. 2014 wurde es erneut aufgegriffen und mit der Veröffentlichung des fünften Bandes in diesem Jahr ist das Projekt abgeschlossen. Einziger Wermutstropfen: Der 2019 errichtete „Stahlapfel“ von Dato (David Mscheidse) vor der Stadthalle ist im Buch nicht enthalten, da dieser erst nach Beendigung der Arbeiten am Buch errichtet wurde.

Generell stellt nicht nur das Vorhaben, sondern auch die Zahl der Kunstwerke im Landkreis Merzig-Wadern eine Besonderheit dar. „Es ist interessant, dass in diesem eher ländlichen Bezirk so viele entscheidende Werke zu finden sind“, sagt Enzweiler.

Margarete Wagner-Grill, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin im Institut für aktuelle Kunst, erklärt die Bedeutung der Wandmosaike. Speziell die seit den 1960er Jahren von Albert Kettenhofen geschaffenen Werke, die Wände im Landkreis zieren. „Mosaike sind viel widerstandsfähiger und langlebiger als Wandbilder und Graffiti und haben im Landkreis eine fast schon 200-jährige Tradition“, sagt sie. Dies ist unter anderem auf die in Mettlach ansässige Keramikfabrik Villeroy & Boch zurückzuführen.

„Merzig ist zudem noch seit den 80er Jahren geprägt von dem Bildhauer Paul Schneider“, erklärt Wagner-Grill. Schneiders Skulpturen, wie etwa die „Drei Türme“, die an der Hilbringer Brücke zu sehen sind, oder das „Sonnenschiff“, das am Museum Schloss Fellenberg steht, verteilen sich über die ganze Stadt Merzig und auch in anderen Teilen des Landkreises.

Der nun erschienene fünfte Band wurde auch vom Landkreis mit breiter Zustimmung unterstützt. Daniela Schlegel-Friedrich, Landrätin des Kreises Merzig-Wadern, erklärt: „Es gab einen breiten politischen Konsens. Und auch die finanzielle Unterstützung, die wir für den Druck des Bandes geleistet haben, hat zu keiner nennenswerten Diskussion geführt.“

Das Buch „Kunst im öffentlichen Raum – Landkreis Merzig Wadern“ ist ab sofort im Buchhandel für 40 Euro erhältlich.

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