Kreis rechnet in diesem Jahr mit Engpässen

Merzig · Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts zum Thema Wohnraumsituation für Geflüchtete im Landkreis Merzig-Wadern kommt zu beunruhigenden Ergebnissen. Doch ist die Situation im Grünen Kreis tatsächlich so dramatisch? Wird der Wohnraum für Asylsuchende tatsächlich knapp? Die SZ hat in den Kommunen nachgefragt.

Ende des vergangenen Jahres hat das Pestel-Institut mit Sitz in Hannover eine Studie zur Wohnraumsituation im Landkreis Merzig-Wadern veröffentlicht. Demnach hätte im Landkreis schon 2015 mehr Wohnraum geschaffen werden müssen als in den Jahren zuvor. "Wohnungen neu bauen und leer stehende Wohnungen sanieren", warnte das Pestel-Institut. Andernfalls drohe im Kreis eine Wohnungskrise.

Nicht ganz so dramatisch

Doch ganz so dramatisch scheint die Situation im Moment noch nicht zu sein. "Bis Ende 2015 werden wir es in den Städten und Gemeinden gestemmt bekommen", erklärte damals Werner Klein, Sprecher des Landkreises Merzig-Wadern. Das ging auch aus den einzelnen Gemeinden im Landkreis hervor (siehe zweiten Text). Wobei laut Klein die Unterbringung in den Städten Merzig und Perl ungleich schwerer ist als beispielsweise im Hochwald. Auch die Einschätzungen für dieses Jahr fallen in den Städten und Gemeinden im Landkreis unterschiedlich aus.

Dezentrale Unterbringung

Das Institut geht bei seiner Untersuchung von einer Million Zufluchtssuchenden aus, die in diesem Jahr in Deutschland erwartet werden. Nach dem "Königsteiner Schlüssel" müsste der Kreis Merzig-Wadern im Laufe des Jahres etwa 1270 Geflüchtete unterbringen. Tatsächlich ist die Zahl sogar noch höher. Während es 2013 insgesamt 20 und im Jahr 2014 218 waren, wurden dem Landkreis allein im vergangenen Jahr (Stand 11. Dezember) 1214 Geflüchtete zugewiesen. 150 weitere erwartete der Landkreis noch bis Ende 2015. Eine dezentrale Unterbringung ist laut Klein aber weiterhin beabsichtigt.

Bedarf von 510 Wohnungen

Des Weiteren geht das Institut davon aus, dass für 100 Geflüchtete im Schnitt etwa 40 Wohnungen benötigt würden. Deshalb, so die Studie, hatte der Landkreis alleine im vergangenen Jahr einen Bedarf von 510 Wohnungen. Zahlen, die sich nach den Vorgaben des Sozialhilfegesetzes richten. Demnach wären für eine Person etwa 45 Quadratmeter angemessen. Jede weitere in der Wohnung lebende Person kann einen zusätzlichen Wohnraum von 15 Quadratmetern beanspruchen.

Die Realität sieht aber bei allen Bemühungen oft anders aus. Dies lässt sich aber kaum verwirklichen. "Wir sind natürlich bemüht, alle Asylsuchenden menschenwürdig unterzubringen. Wir wissen aber, dass der Wohnraum auch mal darunter liegen kann", sagte Werner Klein. Trotzdem hat es der Landkreis geschafft, insgesamt 1452 Asylsuchende "überwiegend in angemietetem, privaten Wohnraum" unterzubringen. Den Großteil davon in den vergangenen Monaten.

1200 Flüchtlinge erwartet

"Bei uns läuft es vergleichsweise gut", sagt Klein weiter, räumt aber im gleichen Atemzug ein: "Bei dem derzeit anhaltenden Flüchtlingsstrom rechnen wir im Jahr 2016 mit Engpässen." Für dieses Jahr rechnet der Landkreis mit der Aufnahme von etwa 1200 weiteren aus Kriegsgebieten geflüchteten Menschen. "Es ist nicht kalkulierbar", sagte Klein.

Ein Grund, weshalb die Städte und Gemeinden im Landkreis Merzig-Wadern mit Prognosen sehr vorsichtig sind. > Die Situation der Gemeinden im Detail:

Zum Thema:

Auf einen BlickZahlen der Kreiskommunen seit 2013.Merzig : Geflüchtete: 415Angemietete Objekte: 60Monatliche Mietkosten: 40 000 EuroWadern: Geflüchtete: 217Angemietete Objekte: 50Monatliche Kosten: 30 000 EuroLosheim: Geflüchtete: 228Angemietete Objekte: 50Monatliche Kosten: 25 000 EuroMettlach: Geflüchtete: 197Angemietete Objekte: 24Monatliche Kosten: 15 000 EuroBeckingen: Geflüchtete: 185Angemietete Objekte: 50Monatliche Kosten: 11 250 EuroWeiskirchen: Geflüchtete: 113Angemietete Objekte: 25Monatliche Kosten: 18 000 EuroPerl: Geflüchtete: 97Angemietete Objekte: 11Monatliche Kosten: 6500 Euroaub

Zum Thema:

stichwortDie Auftraggeber der Pestel-Studie kommen ausschließlich aus dem Baugewerbe: Die Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt (IG-Bau), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), die Deutsche Gewerkschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) sowie der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB). In seiner Untersuchung kritisiert das Pestel-Institut die vom Bund bereitgestellten 500 Millionen Euro, die die Länder bis 2020 jährlich für den sozialen Wohnungsbau bekommen sollen. "Das wird hinten und vorne nicht reichen. Der Grüne Kreis wird davon nicht wirklich spürbar profitieren", sagt Matthias Günther, Leiter des Instituts. Weshalb vor allem private Investoren die Lücke schließen müssten. aub

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