Kontroverse Berichterstattung über Hoffmanns Rede in Haustadt

Wadern · Vor 60 Jahren – im Oktober 1955 – wurde nach einem heftig geführten Abstimmungskampf eine Volksbefragung über die Zukunft des Landes durchgeführt, wobei 67,7 Prozent der Saarländer mit „Nein“ stimmten und sich damit gegen das Saarstatut entschieden. Dieses war die Vision des saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, der das Saarland zum ersten europäischen Territorium machen wollte. Mit einer Serie erinnert die Saarbrücker Zeitung daran, was sich rund um diese Abstimmung im Landkreis zugetragen hat.

 Werbung pro Staarstatut. Foto: Archiv Volkmar Schommer

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Die "Saarländische Volkszeitung" schrieb über Johannes Hoffmanns Auftritt in Haustadt weiter: "14 Tage habe sich die CVP überhaupt nicht an der Auseinandersetzung beteiligt. Sie habe beobachtet, und auf die Argumente der Nein-Sager gewartet. Aber es seien keine Argumente, sondern Terror und Geschrei gekommen, was die ‚neugewonnene Freiheit' schon unmittelbar nach ihrem ‚Ausbruch' in Frage gestellt habe. Ministerpräsident Hoffmann betonte vor allem, dass die Abstimmung am 23. Oktober über das Saarstatut nicht über die Zugehörigkeit der Saar zu Deutschland entscheide. Durch das von Bonn und Paris unterzeichnete Statut würden die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse an der Saar bis zum Abschluss eines Friedensvertrages geregelt. Es gehe jetzt darum, dieses Statut, durch das die Interessen der saarländischen Bevölkerung in bester Weise wahrgenommen und Deutschland und Frankreich einander näher gebracht wurden, anzunehmen. Im Verlaufe seiner Ausführungen wies Hoffmann darauf hin, dass an der Saar heute 120 000 Menschen mehr beschäftigt seien als 1938. Das Lebensinteresse des Saarlandes verlange den Zugang zu zwei Märkten. Ferner unterstrich Hoffmann die aus dem Statut resultierenden Einfuhrerleichterungen für Waren aus Deutschland sowie die Bedeutung des Abschlusses dreiseitiger Wirtschaftsverträge. Vor dem Versammlungsgebäude kam es während der Kundgebung zu einigen unbedeutenden Störversuchen, die vorwiegend von Jugendlichen ausgingen."

Demgegenüber hieß es in den "Neuesten Nachrichten" unter der Schlagzeile "CVP-Pleite in Haustadt - Anschließend überfüllte deutsche Versammlung!": "50 Kriminalbeamte in Zivil, 400 uniformierte Polizisten, Wasserwerfer und Tränengastrupps schützten Hoffmanns Kundgebung in Haustadt. - Fünf Omnibusse mit Transporteuropäern, eine Handvoll CVP-Anhänger aus den umliegenden Ortschaften und ganze 21 Bürger von Haustadt (1.500 Einwohner) füllten am Samstagabend den Kundgebungssaal. ... 600 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung demonstrierten draußen gegen Hoffmann und forderten seinen Rücktritt. In das erregte Dorf kam eineinhalb Stunden nach Beendigung der Hoffmann-Veranstaltung der erste Vorsitzende der DPS, Dr. Schneider, von einer Kundgebung im Nachbarort. In wenigen Minuten füllten 308 Personen einen Saal und verlangten stürmisch eine Ansprache Dr. Schneiders. In sachlicher Form begründete dieser das 'Nein' zum Statut und verkündete unter tosendem Beifall den Zusammenschluss der drei deutschen Parteien im Deutschen Heimatbund an der Saar."

Rund drei Wochen später trat Ministerpräsident Johannes Hoffmann wiederum bei einer Kundgebung im Kreis Merzig-Wadern auf. Diesmal machte er Station in Losheim. Im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten Hoffmanns im Kreisgebiet, schien die Losheimer Veranstaltung etwas ruhiger verlaufen zu sein, wenn man dem Bericht der "Saarländischen Volkszeitung" vom 26. September 1955 Glauben schenken darf. < Wird fortgesetzt

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