Kommentar zur geplanten neuen Gestaltungssatzung in Merzig Merzig muss kein Museum werden

Es musste viel und intensiv gestritten werden, doch allmählich scheint den Verantwortlichen in Verwaltung und Politik in Merzig zu dämmern: Es gibt in der Kreisstadt ein Manko, das es zu beheben gilt.

Kommentar zur geplanten neuen Gestaltungssatzung in Merzig
Foto: SZ/Robby Lorenz

Nämlich den Umstand, dass demjenigen, der im Herzen der Stadt Gebäude errichten oder umbauen will, viel zu wenig konkrete Vorgaben gemacht werden, wie er die neue Bausubstanz, die da entstehen soll, zu gestalten hat, damit sie sich harmonisch in die Umgebung einfügt.

Wozu dieses Manko führte, ist an manch unschönem Beispiel gerade aus jüngster Vergangenheit sehr eindrücklich – oder besser: erschreckend – zu ersehen.

Dass die Stadt sich nach den vielen Debatten der vergangenen Monate nun anschickt, ihre Gestaltungssatzung für die Innenstadt neu (und verbindlicher) zu fassen, ist nur zu begrüßen. Es könnte verhindern helfen, dass das stellenweise durchaus ansehnliche Antlitz des Stadtkerns weiter durch gesichtslose Zweckbauten entstellt wird.

Wobei auch zu bedenken bleibt: Architektur ist niemals statisch, sondern ein dynamischer Prozess und stets auch Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes. Nur die wenigsten Orte besitzen ein Stadtbild, dass sich so geschlossen und frei von Brüchen präsentiert, dass sie die eigene Historie bis in die Gegenwart hinein ohne Ausrutscher transportieren. Architektur erzählt immer auch die Geschichte einer Stadt und die Geschichte ihrer eigenen Disziplin. Und dazu gehören in beiden Fällen die dunklen Kapitel.

Eine neue Gestaltungssatzung sollte deshalb nicht zum Ziel haben, aus der Merziger Innenstadt eine städtebauliche Puppenstube zu machen, in der nichts, aber auch gar nichts mehr anders gemacht werden darf. Merzig ist nicht Rotenburg ob der Tauber. Aber die schlimmsten architektonischen Zügel- und Geschmacklosigkeiten, über die sich zuletzt viele Menschen in der Stadt nicht zu Unrecht aufregten, die sollten durch diese neue Satzung doch zumindest erschwert werden.

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