Kolumne Apropos Drei Geschichten vom Zugfahren
Jeden Tag mit der Eisenbahn zur Arbeit und wieder zurück, da passiert schon allerhand, mindestens aber drei Erlebnisse. Es gab auch noch ein viertes, aber das passte hier nicht mehr rein.
Ein Mann kommt aus dem Bahnhofsgebäude gerannt, springt auf die Gleise, schwingt sich auf den Bahnsteig, kommt zu mir und sagt: „Heute fahr‘ ich nach Grevenbroich!“ Bei Köln, denke ich, und dann sage ich’s, also: „Bei Köln!“ „Ja!“ Der Mann zeigt mir sein Handy, aber ich kann das Display nicht lesen, die Sonne. „Da“, er zeigt, „Saarbrücken und dann“. „Koblenz“. Und jetzt guckt er plötzlich groß: „Sag, fährst du auch nach Grevenbroich?“
Ein Mann kommt aus dem Bahnhofsgebäude gerannt, und schießt an mir vorbei. Ich drehe mich mit und kann seine Kutte sehen: „Megadeth“ ganz groß, drumherum noch ganz andere Bands. Ich versuche, die Namen zu lesen, da dreht er sich um. Unsere Blicke treffen sich, ich halte stand, dann schaue ich über seine Schulter hinweg. Er schwenkt rüber, kommt auf mich zu und sagt: „Warst du mal mit Martha zusammen?“ Martha?, denke ich und sage nein, also: „Nee, kenn‘ ich nicht!“ Jetzt guckt er groß: „Ah, `tschuldigung, verwechselt“, und geht langsam wieder weg, bis ganz hinten ans andere Ende des Bahnsteigs, und immer weiter, ganz weit nach hinten weg.
Ein Mann kommt aus dem Bahnhofsgebäude gerannt und springt in den Zug, ganz weit hinten rein, ich war da schon vorne. Jetzt schreiten wir durch den Gang und gehen aufeinander zu. Es ist viel los, und ich sehe den freien Platz in der Mitte zwischen uns. Ich dehne mich und strecke mich und schaffe es leicht vor ihm dorthin. Aber er dehnt und streckt sich auch und schiebt seinen linken Fuß vor und schmeißt sich vor mir in den Sitz.
Nichts denke ich und sage auch nichts, also „ “ und setze mich auf den Sitz davor. Denn der war nämlich auch frei. Da tippt er mich von hinten durch die Lehnen durch auf die Schulter an und sagt: „`tschuldigung“. Und ich denke, Grevenbroich, Martha, und sage: „Kein Ding!“