Kämpfer gegen die Diskriminierung

Merzig · In Merzig haben sich Ende September fünf junge Menschen zusammengefunden, um gemeinsam Courage zu zeigen. „Gleiches Recht für alle“ heißt das Projekt, dass das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel mit dem Jugendhaus und der Jugendstelle des Dekanats Merzig auf die Beine gestellt hat. Jetzt präsentierten die Jugendlichen die Arbeit der vergangenen Wochen.

 Die Projektbeteiligten: Pastoralassistentin Annalena Klein, Katharina Klasen und Thomas Döring (Adolf-Bender-Zentrum) und Anja Breuer-Wirth (Jugendhaus, vorne v. l.) sowie Christopher Rausch, Rabea Müller, Heidi Saab und Hendrik Folz (hinten v. l.). Es fehlt Ella Hackethal. Foto: Drokur

Die Projektbeteiligten: Pastoralassistentin Annalena Klein, Katharina Klasen und Thomas Döring (Adolf-Bender-Zentrum) und Anja Breuer-Wirth (Jugendhaus, vorne v. l.) sowie Christopher Rausch, Rabea Müller, Heidi Saab und Hendrik Folz (hinten v. l.). Es fehlt Ella Hackethal. Foto: Drokur

Foto: Drokur

"Die Jugendlichen haben viel von ihrer Freizeit geopfert. Es ist toll zu sehen, was dabei rauskommt, wenn junge Menschen motiviert bei der Sache sind", sagte Anja Breuer-Wirth, Leiterin des Jugendhauses, zum Projektabschluss. Acht Mal trafen sich die drei Mädchen und zwei Jungs, jeweils für vier Stunden. Auf dem Plan standen unter anderem ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen oder ein Gespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Horst Bernard. Katharina Klasen und Thomas Döring vom Adolf-Bender-Zentrum haben das Projekt schon in einigen anderen Städten umgesetzt. Nach Klasens Worten ist das Ziel von "Gleiches Recht für alle", die Jugendlichen zu Mentoren auszubilden. Außerdem solle das Projekt, dass sich an junge Leute ab 14 Jahren richtet, zum Nachdenken anregen. Klasen: "In Zeiten von AfD, Pegida und steigendem Rechtspopulismus sollen sich die Teilnehmer die Fragen stellen ‚Wo stehe ich?' und ‚Wo will ich stehen?'"

Ansprechpartner

"Wir sind jetzt Ansprechpartner zum Beispiel, wenn jemand gemobbt wird", sagt Rabea Müller. Sie besucht die Oberstufe des Peter-Wust-Gymnasiums in Merzig . "Unsere Politik-Lehrerin hat uns auf das Projekt aufmerksam gemacht." Warum sie aus ihrer Klasse die einzige war, die sich angemeldet hat, weiß die 17-Jährige nicht: "Ich glaube, es fehlt leider das Interesse und in der Oberstufe auch die Zeit." Das hat sie indes nicht abgehalten, sich für das Unterfangen stark zu machen. "Diskriminierung sollte in unserem Land keinen Platz haben", betont Hendrik Folz. Der 22-Jährige absolviert im Jugendhaus ein Freiwilliges Soziales Jahr. Über das Jugendhaus sind auch Heidi Saab und Christopher Rausch zum Projekt gekommen. Beide kommen regelmäßig zum Jugendtreff, zum Kickern, zu Musikabenden oder zum Hausaufgaben-Machen, erzählt Heidi, die zurzeit die Berufsschule besucht.

Beim Abschlusstreffen präsentierten die Jugendlichen zahlreichen Besuchern, unter ihnen Bürgermeister Marcus Hoffeld , was sie in der Zeit alles erlebt haben. "Wir haben zum Beispiel Staatsanwältin Bettina Braun eingeladen und uns mit ihr über das Grundgesetz unterhalten", erzählt Klasen. "Die Jugendlichen haben festgestellt, dass Menschenrechte ein kompliziertes Thema sein können." Sie nennt den Fall Magnus Gäfgen : Der entführte und ermordete 2002 den Bankierssohn Jakob von Metzler . Weil ihm von Polizisten während der Suche nach dem Vermissten Folter angedroht wurde, klagte Gäfgen erfolgreich auf Schmerzensgeld. "Die Menschenrechte gelten für alle. Aber dass sie auch für einen Mörder gelten, ist manchmal nicht leicht zu begreifen. "

Die intensivste Zeit erlebten die fünf Heranwachsenden beim Workshop zum Thema Euthanasie. "Ich habe geweint", erzählt Heidi: "Ich konnte einfach nicht begreifen, wie man Menschen umbringen kann, nur weil sie eine Behinderung haben." Bei dem Gedanken schüttelt es sie noch immer. Aber nicht nur ernste Themen standen auf dem Programmplan des Projektes. "Am meisten Spaß gemacht hat der Filmdreh. Da haben wir uns erst richtig kennen gelernt und sind zusammengewachsen", sagt Rabea. "Die Ideen kamen alle von uns", betont Hendrik. Das Ergebnis zeigten sie beim Abschlusstreffen. Ihr Film greift viele Probleme auf, die nach Meinung der Gruppe unsere Gesellschaft bewegen.

Sänger Alex Breidt beeindruckt

Die Arbeit der Gruppe beeindruckte auch Sänger Alex Breidt: Er habe aber das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. "Wenn 100 Leute ein Lied gut finden und einer schreibt, er findet es schlecht, dann ist es der eine, der im Gedächtnis bleibt. Wir müssen uns mehr auf das Positive konzentrieren und das Negative im Keim ersticken", sagte Breidt.

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Hintergrund Das Adolf-Bender-Zentrum wurde 1985 in St. Wendel gegründet und ist landesweit anerkannter Träger der Jugendhilfe. Namensgeber und Mitbegründer war der Maler Adolf Bender, der als politischer Häftling von 1933 bis 1936 in Konzentrationslagern im Emsland inhaftiert war. Nach dem Krieg besuchte er als Zeitzeuge lange Zeit vor allem Schulen, um von seinen Erlebnissen zu erzählen. nid

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