Aus für Paulus Investoren sollen Paulus retten

Merzig · Von der Insolvenz des traditionsreichen Merziger Tiefkühlkost-Herstellers Paulus sind auch 170 Mitarbeiter betroffen.

 Der Stammsitz des Tiefkühlkost-Herstellers B. Paulus GmbH in Merzig.

Der Stammsitz des Tiefkühlkost-Herstellers B. Paulus GmbH in Merzig.

Foto: rup

Bangen um ein Traditions-Unternehmen: Der Merziger Tiefkühlkost-Hersteller B. Paulus GmbH hat am Mittwoch beim Amtsgericht in Saarbrücken einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dies gab das Unternehmen nun bekannt.

Ein zweiter Insolvenzantrag wurde für die Tochterfirma Delimar GmbH eingereicht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde nach Auskunft des Unternehmens der Rechtsanwalt Günter Staab bestellt.

Als Grund für die Einleitung des Insolvenzverfahrens gab die Firma „die mangelnde Refinanzierung des laufenden Geschäftsbetriebes“ an. Dem Unternehmen droht offenkundig das Geld auszugehen. Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte sich das von Berthold Paulus gegründete Familienunternehmen (siehe Info) in finanzieller Schieflage gefunden. Damals war ein so genanntes vorläufiges Eigenverwaltungs-Verfahren eingeleitet worden. Mit diesem Schutzschirm-Insolvenzverfahren war der Firma die Möglichkeit gegeben worden, die Geschäfte neu aufzustellen und sich aus sich heraus zu sanieren. Dieses Verfahren ist nach Auskunft von Bernhard Paulus, einem der beiden aktuellen Geschäftsführer, auch im Juni 2016 abgeschlossen worden. Im Zuge dieses Eigenverwaltungs-Verfahrens hatte die Paulus GmbH zwei thüringische Standorte in Bad Langensalza und Eigenrode geschlossen, die dort beschäftigten Mitarbeiter hatten ihren Job verloren. Die Betriebsstätten an diesen beiden Standorten sollten verkauft werden, der Erlös aus dem Immobilienverkauf sollte in die Sanierung einfließen. Dies ist allerdings nicht gelungen, wie Bernhard Paulus jetzt mitteilte: „Die beiden erwähnten Standorte in Bad Langensalza (Produktionsstandort) und Eigenrode (Wohnheim für behinderte Menschen) konnten während des ersten Insolvenzverfahrens und in der Zeit danach nicht verkauft werden, was zu Finanzierungs-Schwierigkeiten und somit zu einer drohenden Zahlungsunfähigkeit geführt hat.“

Vom jetzt gestellten Insolvenzantrag sind nach seinen Angaben rund 170 Mitarbeiter an den beiden Firmen-Standorten in Merzig und Rehlingen betroffen. Im Verlauf des vorherigen Eigenverwaltungs-Verfahrens war die Mitarbeiterzahl schon um rund 35 Menschen zurückgegangen. Unter den noch verbliebenen 170 Mitarbeitern sind 110 Menschen mit Behinderungen. Die Paulus GmbH ist nach eigenen Angaben seit 1980 eine anerkannte Werkstatt für Behinderte, dort werden die behinderten Menschen weitestgehend in den alltäglichen Ablauf integriert und finden unter fachmännischer Betreuung eine Beschäftigung sowie ein Zuhause. Das soll sich durch die Insolvenz auch nicht ändern, betonten die Verantwortlichen: „Die Gesellschafter des Unternehmens wünschen die Erhaltung der Werkstatt für Behinderte und des Integrations-Betriebes Delimar und werden dem Amtsgericht zu bestimmenden Insolvenzverwalter entsprechende Vorschläge unterbreiten“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens von Donnerstag.

Auch der laufende Betrieb soll durch den Insolvenzantrag nicht beeinträchtigt werden und weiterlaufen, bekräftigte Bernhard Paulus auf SZ-Nachfrage: „Die nicht-behinderten Mitarbeiter beziehen im Dezember 2017, Januar und Februar 2018 Insolvenzausfallgeld.“ Die Löhne der behinderten Mitarbeiter seien dadurch aber nicht gedeckt und würden aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanziert. Paulus: „Was die Zeit danach anbetrifft, führt die Insolvenzverwaltung Gespräche mit potentiellen Investoren, diese sind aber noch vertraulich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort