Fortschreibung des Integrationskonzeptes Integration bleibt ein Prozess in Merzig

Merzig · Ein neues Konzept beschreibt sieben Bereiche, in denen die Kreisstadt Maßnahmen und Projekte zur besseren Integration angehen will.

 Bürgermeister Marcus Hoffeld (links), die Integrationsbeauftragte der Stadt Merzig, Heike Wagner (Zweite von rechts), sowie Mitglieder des Integrations- und Migrationsbeirates nach der Vorstellung des neuen Integrationskonzeptes

Bürgermeister Marcus Hoffeld (links), die Integrationsbeauftragte der Stadt Merzig, Heike Wagner (Zweite von rechts), sowie Mitglieder des Integrations- und Migrationsbeirates nach der Vorstellung des neuen Integrationskonzeptes

Foto: Stadt Merzig/Sahra Klemm

Es hat etwas länger gedauert als geplant, aber nun ist es endlich fertig. Nach dem Start des Integrationskonzeptes der Stadt Merzig im Jahr 2012 gibt es nun nach monatelanger Arbeit endlich eine Fortschreibung des kommunalen Konzepts, das im Rahmen einer Sitzung des Zuwanderungs- und Migrationsbeirates am Montag vorgestellt wurde. Neben dem Merziger Willkommensordner, der viele nützliche Informationen über die Stadt bereithält, soll auch die so erfolgreiche Merziger Vereinsmesse weiter angeboten werden.

Eigentlich wollten die Beteiligten, allen voran der Beirat und die Integrationsbeauftragte der Stadt Merzig, Heike Wagner, bereits zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung das Konzept überarbeiten, wurden aber durch die turbulenten Ereignisse der Migrations- und Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015 überrumpelt: „Es war nicht geplant, dass es so lange dauert, aber die Flüchtlingssituation hat uns damals kalt erwischt – dass so viele Menschen auf einmal kommen, damit konnte keiner rechnen“, sagt Wagner.

Dennoch zeigten sich Bürgermeister Marcus Hoffeld, Wagner und die restlichen Beiratsmitglieder überaus zufrieden, dass nach monatelanger Arbeit endlich ein ihrer Ansicht nach solides und weitreichendes Konzept auf den Weg gebracht werden konnte: „In dem Konzept steht zwar wenig Verbindliches, dennoch kann einiges daraus entstehen“, betont der Vorsitzende des Beirats, Giuseppe D’Auria.

Der Plan beinhaltet insgesamt sieben Handlungsfelder, die jeweils mit konkreten Maßnahmen und Projekten verbunden sind. Zu den Bereichen zählen sowohl Erziehung und Bildung als auch Sport, Arbeit und Beruf sowie gesellschaftliche und politische Teilhabe: „Wir sind als Stadt in unseren finanziellen und rechtlichen Mitteln zwar beschränkt handlungsfähig, dafür haben wir aber schon einiges erreicht“, sagt Wagner.

So sei beispielsweise die Merziger Vereinsmesse zu nennen, an der sich viele verschiedene Vereine und Organisationen beteiligen. Dabei stellen sich sowohl Sportvereine als auch gesellschaftliche Gruppen – wie die Grünen Damen, die Caritas oder das Mehrgenerationenhaus – vor, um für ehrenamtliche Mitglieder, auch mit Migrationshintergrund, zu werben: „Besonders stolz sind wir auf das IQ-Projekt (Integration durch Qualifizierung), ein bundesweites Förderprogramm, dass die Vermittlung von Migranten in den Arbeitsmarkt zum Ziel hat“, erklärt Wagner hierzu.

Besonders erwähnenswert sei dabei die Fachmesse „Immigra“, die bereits dreimal in Merzig veranstaltet wurde: „Das ist gleichermaßen eine Job- und Informationsbörse, bei der wir zahlreiche Unternehmen, aber auch das Jobcenter, die Agentur für Arbeit und andere beratende Stellen versammeln konnten, die Menschen mit Migrationshintergrund in allen Fragen rund um die Arbeitswelt beraten haben“, berichtet die Integrationsbeauftragte. Auch Fragen rund um die Anerkennung von Abschlüssen, wo Menschen sich hinwenden können, um eine bestimmte Arbeit zu bekommen oder eine Ausbildung zu beginnen, konnten dort beantwortet werden. Ob die Messe in diesem Jahr wieder stattfinden wird, kann Wagner allerdings noch nicht sagen, der Veranstalter, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, habe sich noch nicht klar positioniert: „Vielleicht versuchen wir dann, selbst eine Messe auf die Beine zu stellen, das dauert aber Monate, um so etwas zu planen.“

Viel Arbeit der Integrationsbeauftragten und des Beirats sei indes nicht auf den ersten Blick ersichtlich: „Wir stecken viel Zeit und Energie in die kulturelle Öffnung unserer Stadt, das geht von Schulungen unserer Verwaltungsmitarbeiter über Anti-Diskriminierungsworkshops bis hin zu interkulturellen Nachbarschaftsfesten und der Beteiligung der Migranten am städtischen Leben.“ So habe die Stadt beispielsweise sogenannte Willkommensordner auf Türkisch und in anderen Sprachen erstellt, die alle wichtigen Informationen über Merzig, die Behörden und andere Anlaufstellen bereithalten. In Kindergärten hat die Stadt zudem Bilderbücher mit wichtigen Begriffen für die Eltern von Migrantenkindern verteilt, in denen auch einfache Begriffe wie beispielsweise „Matschhose“, erklärt werden. Auch Erklärungen über kulturelle Gepflogenheiten und Eigenheiten werden allen Beteiligten nähergebracht, wodurch Missverständnisse untereinander vermieden werden sollen.

Viel geschafft wurde auch in der Stadtbibliothek, in der es mittlerweile eine große Auswahl an mehrsprachiger Literatur gibt: „Wir haben auch darauf geachtet, dass es einfache Literatur mit einer einfachen Sprache gibt, die auch Menschen mit nur geringen Deutschkenntnissen lesen können“, sagt Wagner. Das gelte im Übrigen für alle Informationen des öffentlichen Lebens, alle Informationen seien leicht verständlich aufbereitet worden. Auch ein sogenannter Integrations-Lotse ist nach wie vor bei der Kreisstadt beschäftigt, an den sich Menschen mit Migrationshintergrund mit Fragen aller Art wenden können.

Ein Vorzeigeprojekt, auf das Bürgermeister Hoffeld, Wagner und alle Mitglieder des Beirats besonders stolz sind, ist das saarlandweit erste muslimische Gräberfeld auf dem Friedhof Waldstraße in Merzig, auf dem sich Menschen muslimischen Glaubens auch ohne Sarg beerdigen lassen können: „Wenn Menschen hier leben und ankommen wollen, müssen sie auch zuhause fühlen – da gehört die Bestattung nach den Regeln des eigenen Glaubens auch dazu“, betont Hoffeld. Das müsse seiner Meinung nach selbstverständlich sein. Auch wenn die Integrationsbeauftragte stolz auf das bislang Erreichte ist, weiß sie, dass es auch in Zukunft weiterhin viel für sie zu tun gibt: „Integration ist ja ein Prozess, an dem wir alle ständig weiter arbeiten müssen – und wenn ich mir anschaue, wie viel Fremdenhass stellenweise wieder in Deutschland herrscht, ist unsere Arbeit wichtiger denn je.“

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