Platz für rund 50 Geflüchtete aus der Ukraine DRK und THW ziehen Sammelunterkunft in der Saargauhalle Schwemlingen hoch

Schwemlingen · Rund 50 Menschen finden in den Wohn-Boxen Unterkunft, die am Donnerstag in der Mehrzweckhalle in Schwemlingen aufgebaut wurden. Dabei war Schwerstarbeit zu leisten, aber auch Fingerspitzengefühl gefragt.

 Die Saargauhalle in Schwemlingen wurde von vielen Helfern, unter anderem vom THW, in eine Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge umgebaut.

Die Saargauhalle in Schwemlingen wurde von vielen Helfern, unter anderem vom THW, in eine Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge umgebaut.

Foto: Ruppenthal

Ein bisschen tüfteln müssen die Leute vom DRK schon, bis die Teile des Metallbettes exakt aufeinander passen. Die Frage, welche Schraube in welche Öse soll, beantworten die Rotkreuzler sich durch Probieren. Ein paar Versuche, dann kennen sie den korrekten Kniff mit schlafwandlerischer Sicherheit. Während die Rotkreuzler Michael Weber, Michaela Wagner, Renate und Wolfgang Hoff, Wolfgang Becker und Jürgen Kuhn im Foyer der Saargauhalle in Schwemlingen Hochbetten zusammenbauen und die Leitern an den Gestellen befestigen, ziehen die Leute vom Technischen Hilfswerk (THW) in der Halle selbst die Wohnboxen hoch – zehn Stück, jede fünf auf fünf Meter groß. Die 17 Leute arbeiten an diesem heißen Donnerstag im Akkord, um die schneeweißen Domizile so schnell wie möglich hochzuziehen.

Am frühen Mittwochnachmittag hatte der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld mitgeteilt, dass die Halle in Schwemlingen zu einer Sammelunterkunft umfunktioniert wird – „zu einer Vorzeigeunterkunft“, wie Michael Weber vom DRK Oppen-Reimsbach-Erbringen findet.

 Im Akkord bauen die Rotkreuzler Betten auf.

Im Akkord bauen die Rotkreuzler Betten auf.

Foto: Margit Stark

„Da sich die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine täglich erhöht und die Wohnungen nicht mehr ausreichen, richtet die Kreisstadt Merzig eine Notunterkunft für die Geflüchteten in der Saargauhalle in Schwemlingen ein“, sagte der Verwaltungschef. Die kurzfristige Aktion wurde nach seinen Worten nach Rücksprache mit Ortsvorsteher Claus Linz und in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Merzig-Wadern, dem THW und dem Deutschen Roten Kreuz auf die Beine gestellt. Der Plan, diese Notunterkunft aufzuschlagen, ist nach dem Bekunden von Christian Bies, Beigeordneter der Kreisstadt, am Montagabend gefasst worden. Die Ausstattung der Not-Domizile mit Boxen und Betten sei vor einigen Monaten in Auftrag gegeben worden – in einer ordentlichen Ausführung, wie Arno Jung, Leiter des Ordnungsamtes, diese Anschaffung kommentiert. Was Bies und Jung imponiert: Feste Türen statt Stoffbahnen trennen die Domizile voneinander ab. „Auf diese Weise ist mehr Privatsphäre gesichert“, sind sie sich einig. Neben Schlafgelegenheiten werden die Wohn-Boxen laut Arno Jung mit Spinden, Tischen und Elektroanschlüssen ausgestattet. „Somit können sie ihr Handy aufladen oder Radio hören.“

Eines ist den künftigen Bewohnern laut Bies und Jung allerdings nicht gestattet: Essen zu kochen – wegen der Brandgefahr. Ein Caterer soll für eine warme Mahlzeit täglich sorgen. Man habe sich für den Stadtteil Schwemlingen entschieden, da er neben Kindergarten und Schule auch Arzt, Apotheke und Geschäfte für den täglichen Bedarf biete. „In der Halle war dies auch einfach machen“, nennt der Rathauschef einen weiteren Grund. Turnhallen und Schulen für diesen Zweck umzufunktionieren, komme nicht in Frage. Auch könne man den Nebenraum der Halle nutzen. Hoffeld betont: „Gerne haben wir das nicht gemacht. Aber wir müssen Platz für die Leute finden, die bei uns Obdach suchen.“ Die Menschen aus der Ukraine, die Not leiden, seien auf unsere Hilfe angewiesen. „Wir sind uns bewusst, dass diese Nutzung mit Einschränkungen für die Bevölkerung, vor allem für die örtlichen Vereine, verbunden ist.“

Während die Helfer vom DRK aus den Ortsverbänden Merchingen, Oppen-Reimsbach-Erbringen und Noswendel-Nunkirchen die Betten in die Boxen schleppen, beobachten Bies und Jung zufrieden, wie die THW-Mitglieder Innenwände und Stäbe wie Puzzleteile zusammenbauen und fixieren. Ein paar Handgriffe – und schon haben Sabrina Hess, Jonas Daub, Manuel Müller und Sebastian Schäfer vom THW Beckingen die Stäbe ausgepackt und mit den weißen Kunststofftafeln verbunden. Die laden weitere THW-Kollegen aus Mettlach und von der Obermosel von dem Anhänger, den Christian Thul vom Katastrophenschutz des Landkreises unmittelbar vor der Tür abgestellt hat. Er ist an diesem Nachmittag ständig unterwegs. um Dinge zu organisieren und zu besorgen. Derweil packen Ralf Bernardy und Siegbert Bauer, seine Kollegen aus dem Fachbereich, im Foyer und in der Halle selbst mit an.

So einfach ist die Sache nicht, da die Wandtafeln sehr glatt sind und hin und her vibrieren. Doch nach ein bisschen Üben beherrschen die Lastenträger ihre Sache perfekt. Aus zwei bis drei Wändern mit einem Transport werden fünf und mehr. Es geht auf 15 Uhr zu. Mittlerweile haben die Rotkreuzler das achte Bett zusammengebaut. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt Renate Hoff, als die DRK-Helfer Bett Nummer neun angehen. Gegen die glühende Hitze an diesem Nachmittag wappnen sie sich mit viel Sprudel. „Gibt es auch was mit Geschmack?“, fragt einer der Helfer. Die klare Antwort: Nein.

Mittlerweile ist Michael Schmitt, Ortsbeauftragter des THW Obermosel, eingetroffen und wird sofort mit einer Hiobsbotschaft konfrontiert: Es fehlen Teile, um die Boxen fertig zu stellen. Zargen für die Türen nennt Frank Wagner vom Regionalverband des THW auf SZ-Anfrage, dazu einige Querstreben. Deren Lieferung wird für diesen Freitag in Aussicht gestellt.

 Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld (Mitte) informierte sich vor Ort über den Fortschritt der Arbeiten.

Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld (Mitte) informierte sich vor Ort über den Fortschritt der Arbeiten.

Foto: Ruppenthal

Am Spätnachmittag schaut sich Bürgermeister Marcus Hoffeld in der Halle um: „Die Leute haben super gearbeitet – trotz der sengenden Hitze“, lobt er. Man habe inständig gehofft, die Sammelunterkunft nicht aufbauen zu müssen, doch angesichts der nicht abreißenden hohen Flüchtlingszahlen sei es dies unausweichlich gewesen. Er ist sich sicher, dass die fehlende Teile so schnell wie möglich eingebaut werden können. „Wir haben Zeit“, sagt Marcus Hoffeld, „noch steht kein Bus mit Flüchtlingen vor der Tür.“

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