Lärmschutzwand In Merzig steht die erste Lärmschutzwand

Merzig · Im Bereich der Kernstadt schreiten die Arbeiten an den Schutzwällen voran. In Besseringen wird um einen Kompromiss mit den Kritikern gerungen.

 Die neuen Lärmschutzwände an der Bahnstrecke   in Merzig  im Bereich  der Straße „Zum Wiesenhof“.

Die neuen Lärmschutzwände an der Bahnstrecke   in Merzig  im Bereich  der Straße „Zum Wiesenhof“.

Foto: Ruppenthal

Der Streit um die geplante Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke in Besseringen könnte ein Ende haben. Denn die DB Projektbau GmbH, verantwortlich für den Bau des Lärmschutzes, hat beim Eisenbahn-Bundesamt ein Planänderungsverfahren beantragt, das den Bürgern in Besseringen entgegenkommen soll.

2012 hatte die Bahn ihre Pläne für Lärmschutzmaßnahmen auf der Strecke Saarbrücken-Trier vorgestellt: eine 803 Meter lange Wand entlang der Brückenstraße und eine 1923 Meter lange Wand entlang der Bezirksstraße. Kurz darauf gründeten sich in dem Merziger Stadtteil Bürgerinitiativen, die sowohl gegen als auch für die zwei bis drei Meter hohen Wände mobil machten. Die Begründung der Gegner: optische Verschandelung. Die Mauern würden den Ort quasi spalten und die Lebensqualität der Bürger, die unmittelbar an der Bahnstrecke wohnen, beeinträchtigen. Statt einer freien Sicht gäbe es künftig nur den Blick auf hohe Wände. Die Mitglieder der Bürgerinitiative Pro Lärmschutzwand sehen das anders. Denn der Zuglärm werde durch die Maßnahmen deutlich abgeschwächt. Außerdem würden viele Anwohner die Wand sowieso nicht sehen, da ihre Grundstücke bereits durch Zäune oder hohe Hecken abgeschirmt seien.

241 Grundstückeigentümer sind von der Maßnahme betroffen, die Stadtverwaltung hatte schon von Beginn der Planungsvorstellung an, den Bürgern Fragebögen zugesandt, die das Stimmungsbild widerspiegeln sollten. 144 Fragebögen wurden der Stadt zurückgeschickt. Die Mehrheit der Bürger (63 Prozent) sprach sich für eine Lärmschutzwand aus. Die Kosten-Nutzen-Rechnung habe für Besseringen nur eines ergeben – und zwar die Lärmschutzwand, erklärt Sabine Weiler, Bauingenieurin und Leiterin des Bereichs Südwest der DB Projektbau GmbH. Außerdem könne nur mit dieser zusätzlichen Maßnahme der Grenzwert von 57 Dezibel erreicht werden. Dieser ist per Gesetz zwischen 22 und 6 Uhr in einem Wohngebiet vorgeschrieben. Der Grenzwert ist allerdings ein Mittelwert, nicht der Pegel eines einzelnen vorbeifahrenden Zuges. Somit werde das „Wohl vieler über das Wohl einzelner gestellt“, sagt Weiler.

Jedoch reichten die Gegner der Schutzwand 2016 Klage beim Oberverwaltungsgericht des Saarlandes in Saarlouis ein. Zur Zeit ruhen die Verfahren, wie Martine Vohl, Sprecherin des Oberverwaltungsgerichtes auf Nachfrage der SZ sagt. Offensichtlich sind die Beteiligten daran interessiert, sich außergerichtlich zu einigen. Von Seiten der DB bemüht man sich um ein Entgegenkommen, bestätigt Hasan Ilhan, Bauingenieur und zuständiger Projektleiter der betroffenen Streckenabschnitte. Das nun beantragte Planänderungsverfahren sieht vor, dass die Wand entlang der Bezirksstraße von 1923 Meter auf 1834 Meter verkürzt wird. Die Lärmschutzwand muss aufgrund eines Bahnübergangs sowieso unterbrochen werden. Die Lücke werde nun vergrößert, so dass die Anwohner dort freie Sicht auf die andere Seite erhalten. Wann das Eisenbahn-Bundesamt dem Änderungsverfahren grünes Licht gibt, sei allerdings noch nicht abzuschätzen, sagt Ilhan. Dementsprechend werden auch die Arbeiten am Streckenabschnitt in Besseringen noch einige Zeit ruhen.

Es gibt aber noch weitere Streckenabschnitte in Merzig selbst, an denen eine Lärmschutzwand gebaut wird: entlang der Trierer Straße (1562 Meter), im Bereich des Hauptbahnhofes (283 Meter) und in der Straße „Zum Wiesenhof“ (572 Meter). Dort werden die Arbeiten Ende diesen Monats abgeschlossen sein. Im Bereich Trierer Straße und des Bahnhofs verzögern sich die Arbeiten, da für die Fertigstellung Sperrpausen nötig seien, die nun ebenfalls beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt wurden, erklärt Ilhan. Denn die abschließende Arbeiten können dort nur vom Gleisbett aus verrichtet werden, weshalb eine Seite für den Bahnverkehr gesperrt werden muss. Das erfolge von August bis etwa Anfang Oktober. Damit der Bahnverkehr nicht zu sehr beeinträchtigt werde, seien die Sperrpausen nachts geplant.

 Laermschutzwaende an der Bahnstrecke   in Merzig  im Bereich  des "Wiesenhofs": Projektleiter Hasan Ilhan.

Foto: Rolf Ruppenthal/ 22. Mai 2018

Laermschutzwaende an der Bahnstrecke in Merzig im Bereich des "Wiesenhofs": Projektleiter Hasan Ilhan. Foto: Rolf Ruppenthal/ 22. Mai 2018

Foto: Ruppenthal

Eigentlich sollten alle Lärmschutzwände im Bereich Merzig längst stehen, doch aufgrund der Witterung, der Sperrpausen und „gewisser Gegebenheiten im Erdreich“ liegt DB rund ein Jahr hinter dem Zeitplan, sagt Ilhan, der seit 16 Jahren Projekte zum Lärmschutz betreut. Verläuft nun alles reibungslos, rechne er damit, dass die Arbeiten im Herbst abgeschlossen sein werden – Besseringen nicht einbezogen. Insgesamt betragen die Kosten der Maßnahmen in Merzig und Besseringen sieben Millionen Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort