In Deutschland eine zweite Heimat gefunden

Merzig · „Vietnam bleibt in unseren Herzen, aber Deutschland gibt uns eine zweite Heimat“, sagt Han Dinh, Arzt in Merzig. Der Mann mit vietnamesischem und deutschem Pass flüchtete 1980 zeitgleich wie seine spätere Ehefrau, der Apothekerin Phuong Dao, nach Deutschland. Beide sind stolz auf ihre Leistungen.

 Han Dinh, Phuong Dao: seit 36 Jahren in Deutschland. Foto: aki

Han Dinh, Phuong Dao: seit 36 Jahren in Deutschland. Foto: aki

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Nachdem die Folgen des Zweiten Weltkrieges überwunden waren, hat Deutschland immer wieder Aus- und Übersiedler sowie Asylsuchende und Flüchtlinge aufgenommen. Nach den Italienern, Spaniern und Portugiesen kamen die Türken und Südostasiaten, dann die Menschen aus Afrika, dem Balkan, aus dem Nahen und Mittleren Osten, aus den Ländern der früheren Sowjetunion und aktuell der große Zustrom aus allen Krisengebieten des Nahen Ostens und Afrikas. Nicht alle, aber viele der Ankömmlinge fanden in Deutschland ihre zweite Heimat .
Gelungene Eingliederung

Ein Beispiel für eine gelungene Eingliederung in die deutsche Gesellschaft ist das Ehepaar Phuong Dao und Han Dinh - sie als Apothekerin und Inhaberin der Postapotheke in Heusweiler, er als Facharzt für Allgemeinmedizin mit je einer Praxis in Heusweiler und Merzig. Beide verließen ihre Heimat wenige Jahre nach Ende des Vietnamkrieges, als die Kommunisten die Macht in dem wiedervereinten Land übernommen hatten. Thi Phuong Dao, so ihr vollständiger Name, floh mit ihrer schwerkranken Mutter nach Malaysia, von wo aus eine UN-Flüchtlingsorganisation sie nach Deutschland geleitete. Ihr späterer Mann kam mit der Cap Anamur, dem Schiff der Hilfsorganisation "Cap Anamur - Deutsche Notärzte", kurze Zeit später ebenfalls in der Landesstelle Unna-Massen in Nordrhein-Westfalen an. In Deutschland angekommen, nahmen beide ihr Schicksal in die Hand. Sie machten ihr Abitur und studierten danach an der Mainzer Gutenberg-Universität Pharmazie und Medizin. Während des Studiums lernten sie sich kennen und heirateten. 2004 bezogen sie ihr neues Haus in Riegelsberg. Er hatte mittlerweile seine Praxen eröffnet, in denen er Patienten auch nach der traditionellen Chniesischen Medizin behandelt, und seine Ehefrau hatte die Postapotheke in Heusweiler erworben. Rückblickend betonen beide, dass die meisten Deutschen ihnen freundlich und hilfsbereit begegnet seien.
Besuch der alten Heimat

Han Dinh und Puhong Dao haben nur wenige unliebsame Erinnerungen an die erste Zeit im Saarland. Als sie ihr Haus bauten, schrieben Unbekannte "Chinesen raus" an die Wand. Er erinnert sich auch nicht daran, dass deutsche Patienten die Behandlung durch ihn verweigerten oder keine Medikamente in der Postapothke kaufen wollten, nur weil sie keine Deutsche seien. Dao sagt, dass er und seine Frau noch mehr stolz als jeder Ur-Deutsche auf die eigenen Leistungen seien. Da beide noch an an ihrer alten Heimat hängen und sie auch noch ab und zu besuchen, haben sie neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die vietnamesische behalten. "Die ursprüngliche Heimat bleibt lebenslang im Herzen", betont der Doktor.

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