Immer mehr Frauen trugen Trauer

Merzig · Unter diesen Bedingungen wurden die zu Beginn des Krieges propagierten Ideale der individuellen Tapferkeit und des selbstlosen Einsatzes für das Vaterland rasch obsolet; gefragt waren stattdessen Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen unter extremen und widrigsten Verhältnissen. Der heldenhafte Kampf reduzierte sich auf die Erfahrung von Kälte, Schlamm und Nässe, auf das Ertragen von Ungeziefer und Krankheiten, die verzweifelten Versuche, dem feindlichen Artillerie- und Schrapnellbeschuss zu entkommen. Angesichts des weithin anonymen Massensterbens verlor der Tod des Einzelnen seine ihm zugeschriebene Sinnhaftigkeit nicht nur deshalb, weil die Körper der Gefallenen häufig bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren. Bemerkenswerterweise stellte gerade diese Vorstellung für die Soldaten häufig genug eine traumatische Perspektive dar. "Durch die Kugel zu sterben, scheint nicht schwer; dabei bleiben die Teile unseres Wesens unversehrt; aber zerrissen, in Stücke gehackt; zu Blei gestampft zu werden, ist eine Angst, die das Fleisch nicht ertragen kann", lautete die Beschreibung der Todesumstände auf dem Schlachtfeld durch einen Soldaten in einem Feldpostbrief an seine Familie. Überhaupt war der Tonfall in den Feldpostbriefen, die die Menschen in der Heimat nun nach dem Ende des Bewegungskrieges erreichten, längst nicht mehr so euphorisch, wie in den ersten Wochen und Monaten nach dem Kriegsausbruch. Mittlerweile dämmerte es den meisten, dass der Krieg wohl kaum nach ein paar Monaten beendet sein würde. Keineswegs würden die Soldaten an Weihnachten wieder zu Hause sein, wie viele noch bei Kriegsbeginn voller Euphorie geglaubt hatten. In manchen Briefen wird das Elend in den Schützengräben sehr authentisch und beeindruckend beschrieben. Dies tut auch die nachfolgende Schilderung der Merziger Zeitung vom 20. November 1914, in dem allerdings auch ein rassistischer Unterton zu spüren ist, wie er im damals herrschenden Zeitgeist durchaus üblich war: "Wie aus Soldatenbriefen hervorgeht, zeigen sich vor den Schützengräben auch Schwarze. Bei den nächtlichen Angriffen werden sie von den Franzosen natürlich in die vorderste Linie getrieben; ihr Bajonettangriff ist ungestüm. Ein Reserve-Unteroffizier schreibt: "Unsere Gefühle sind denn auch meist etwas gemischt, wenn sie auf uns losstürmen. Man sieht sich im Geiste schon ohne Augen und Ohren in ihrer Gefangenschaft. Diese Gedanken blitzen einem natürlich nur für Momente auf; unwillkürlich umklammert man seine Muskete und hält haarscharf, so gut es bei Nacht geht, auf die verschwommenen Gestalten. Das grausige Resultat sieht man natürlich erst morgens früh, wenn's hell wird. Gestern Nacht waren die Bestien bis direkt an unsere Drahtverhaue herangeschlichen. Dort war selbstredend Schluss und gestern Morgen hingen sie von unserem Infanteriefeuer und unseren vortrefflichen Maschinengewehren wie weggemäht haufenweise auf den Stacheldrähten, manch armer Teufel auch nur verwundet. Diese Verwundeten sind wirklich zu bedauern, denn es kann ihnen niemand helfen. Die Franzosen wagen sich nicht soweit vor die Feuerlinie und wir opfern auch nicht gerne unser Blut wegen dieses Gesindels, denn sobald wir uns einige Schritte aus den Gräben wagen, beginnt drüben ein mörderisches Feuer." Am 25. November schrieb das Blatt folgendes: "Es ist leise am Schneien, schüchtern wie ein junges Mädchen auf dem ersten Ball - der erste Schnee! Die trockene Kälte - wir hatten 3 bis 4 Grad Celsius - hat sich gemäßigt und spielt um Null herum. Den Turkos und Indern hat außer der schweren Prügel, die sie von unseren braven Truppen erhielten, die Kälte derart zugesetzt, dass sie auf und davon sind. Sie wären sonst alle kaputt gegangen. Welch ein Schaden! Die Kerle sollen übrigens viel Mut und Entschlossenheit gezeigt haben, besonders beim Bajonettieren. Aber mit ihrer Schießkunst ist es nicht weit her. Diesen Mangel haben sie mit Brutalität ersetzen wollen. Es ist ihnen wenig Gelegenheit geboten worden, diese in Anwendung zu bringen; sie hatten so schwere Verluste, dass nicht mal die Hälfte die Heimreise antreten konnte. Vielleicht werden Afrikaner und Asiaten im Frühjahr wieder zu uns geschickt, denn der Krieg wird bis dahin noch nicht aus sein. Ein Krieg um die Weltherrschaft kann nicht in wenigen Monaten erledigt sein. Hier heißt es ganze Arbeit schaffen." War in dem vorstehenden Bericht noch von der trockenen Kälte die Rede, die Ende November eingesetzt hatte, so setzte Mitte Dezember heftiger Regen den Soldaten in ihren Unterständen und Löchern in den Schützengräben schwer zu, wie der Merziger Zeitung vom 16. Dezember 1914 zu entnehmen ist: "Ein ganz abscheuliches Wetter herrscht zurzeit: Sturm und Regen, Gewitter und Hagel, dass es nur so das Zeug hält. Dabei ist erst für morgen die schwarze Mondscheibe auf dem Kalender verzeichnet. Was werden die armen Soldaten, Freund und Feind, in den vordersten Schützengräben bei der Nässe leiden, da die "Wolken hoch hinein schauen!" Man sieht es an den Verwundeten, die hier ankommen, wie schmutzig es in den Gräben sein muss. Auch aus folgendem Stoßseufzer eines Leutnants geht dies hervor: "Voll Lehm sind unsere Beine, voll Lehm auch das Gesicht, voll Lehm auch alles andere, was man zu sehen kriegt. Voll Lehm der Schützengraben, voll Lehm das Nachtquartier, voll Lehm die ganze Gegend und alles um uns her. So geht es Woch' um Wochen, nur Lehm und Lehm und Lehm. Es geht bis auf die Knochen, der ewige Lehm, Lehm, Lehm. Da plötzlich eine Wandlung. Es geht in einem Hupp, jetzt regnet's grad zwei Tage: Statt Lehm ist's - Erbsensupp'." Tags darauf meldete das Merziger Blatt dann folgendes: "Gestern erhielten Beckingen und Mettlach wieder Verwundete. Die nach Mettlach überwiesenen sollten ursprünglich nach hier kommen. Wir können vorläufig aber keine mehr unterbringen. Die Krieger sehen durchwegs gut genährt aus, jedoch voll Lehm sind sie von oben bis unten. In den Lazaretten werden sie aber bald gesäubert, so dass man die Leute nicht mehr wieder erkennt. Wie sie sagen, kommen jetzt auf beiden Seiten viele Verschüttungen vor, verursacht durch schwere Geschosse, welche die Schützengräben stellenweise zuwerfen. Bei den letzten Verwundeten am Dienstag befand sich ein Unteroffizier, den man beim Herausziehen aus dem halb verschütteten Graben die Uniformschöße und die unteren Mantelteile abgerissen hatte. Der Mann sah gelungen aus und musste, da er nicht schwer verwundet, über seine Montur selbst lachen. Es sind meist Leichtverwundete hier untergebracht, von denen viele bald genesen sein werden." Kanonendonner ist zu hören

 Im Dienste des Vaterlandes: Ärzte und Pflegepersonal versorgten im Beckinger Vereinslazarett die verwundeten Soldaten. Aber auch sonstwo wurde tatkräftig zur Sache gegangen. Fast in jedem Ort in der Region Merzig gab es einen Raum, wo Frauen und Mädchen Kleidungsstücke für die Soldaten im Feld nähten oder strickten. FOTO: ARCHIV ERICH KAISER

Im Dienste des Vaterlandes: Ärzte und Pflegepersonal versorgten im Beckinger Vereinslazarett die verwundeten Soldaten. Aber auch sonstwo wurde tatkräftig zur Sache gegangen. Fast in jedem Ort in der Region Merzig gab es einen Raum, wo Frauen und Mädchen Kleidungsstücke für die Soldaten im Feld nähten oder strickten. FOTO: ARCHIV ERICH KAISER

Unter diesen Bedingungen wurden die zu Beginn des Krieges propagierten Ideale der individuellen Tapferkeit und des selbstlosen Einsatzes für das Vaterland rasch obsolet; gefragt waren stattdessen Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen unter extremen und widrigsten Verhältnissen. Der heldenhafte Kampf reduzierte sich auf die Erfahrung von Kälte, Schlamm und Nässe, auf das Ertragen von Ungeziefer und Krankheiten, die verzweifelten Versuche, dem feindlichen Artillerie- und Schrapnellbeschuss zu entkommen. Angesichts des weithin anonymen Massensterbens verlor der Tod des Einzelnen seine ihm zugeschriebene Sinnhaftigkeit nicht nur deshalb, weil die Körper der Gefallenen häufig bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren. Bemerkenswerterweise stellte gerade diese Vorstellung für die Soldaten häufig genug eine traumatische Perspektive dar. "Durch die Kugel zu sterben, scheint nicht schwer; dabei bleiben die Teile unseres Wesens unversehrt; aber zerrissen, in Stücke gehackt; zu Blei gestampft zu werden, ist eine Angst, die das Fleisch nicht ertragen kann", lautete die Beschreibung der Todesumstände auf dem Schlachtfeld durch einen Soldaten in einem Feldpostbrief an seine Familie.

Überhaupt war der Tonfall in den Feldpostbriefen, die die Menschen in der Heimat nun nach dem Ende des Bewegungskrieges erreichten, längst nicht mehr so euphorisch, wie in den ersten Wochen und Monaten nach dem Kriegsausbruch. Mittlerweile dämmerte es den meisten, dass der Krieg wohl kaum nach ein paar Monaten beendet sein würde. Keineswegs würden die Soldaten an Weihnachten wieder zu Hause sein, wie viele noch bei Kriegsbeginn voller Euphorie geglaubt hatten.

In manchen Briefen wird das Elend in den Schützengräben sehr authentisch und beeindruckend beschrieben. Dies tut auch die nachfolgende Schilderung der Merziger Zeitung vom 20. November 1914, in dem allerdings auch ein rassistischer Unterton zu spüren ist, wie er im damals herrschenden Zeitgeist durchaus üblich war: "Wie aus Soldatenbriefen hervorgeht, zeigen sich vor den Schützengräben auch Schwarze. Bei den nächtlichen Angriffen werden sie von den Franzosen natürlich in die vorderste Linie getrieben; ihr Bajonettangriff ist ungestüm. Ein Reserve-Unteroffizier schreibt: "Unsere Gefühle sind denn auch meist etwas gemischt, wenn sie auf uns losstürmen. Man sieht sich im Geiste schon ohne Augen und Ohren in ihrer Gefangenschaft. Diese Gedanken blitzen einem natürlich nur für Momente auf; unwillkürlich umklammert man seine Muskete und hält haarscharf, so gut es bei Nacht geht, auf die verschwommenen Gestalten. Das grausige Resultat sieht man natürlich erst morgens früh, wenn's hell wird. Gestern Nacht waren die Bestien bis direkt an unsere Drahtverhaue herangeschlichen. Dort war selbstredend Schluss und gestern Morgen hingen sie von unserem Infanteriefeuer und unseren vortrefflichen Maschinengewehren wie weggemäht haufenweise auf den Stacheldrähten, manch armer Teufel auch nur verwundet. Diese Verwundeten sind wirklich zu bedauern, denn es kann ihnen niemand helfen. Die Franzosen wagen sich nicht soweit vor die Feuerlinie und wir opfern auch nicht gerne unser Blut wegen dieses Gesindels, denn sobald wir uns einige Schritte aus den Gräben wagen, beginnt drüben ein mörderisches Feuer."

Am 25. November schrieb das Blatt folgendes: "Es ist leise am Schneien, schüchtern wie ein junges Mädchen auf dem ersten Ball - der erste Schnee! Die trockene Kälte - wir hatten 3 bis 4 Grad Celsius - hat sich gemäßigt und spielt um Null herum. Den Turkos und Indern hat außer der schweren Prügel, die sie von unseren braven Truppen erhielten, die Kälte derart zugesetzt, dass sie auf und davon sind. Sie wären sonst alle kaputt gegangen. Welch ein Schaden! Die Kerle sollen übrigens viel Mut und Entschlossenheit gezeigt haben, besonders beim Bajonettieren. Aber mit ihrer Schießkunst ist es nicht weit her. Diesen Mangel haben sie mit Brutalität ersetzen wollen. Es ist ihnen wenig Gelegenheit geboten worden, diese in Anwendung zu bringen; sie hatten so schwere Verluste, dass nicht mal die Hälfte die Heimreise antreten konnte. Vielleicht werden Afrikaner und Asiaten im Frühjahr wieder zu uns geschickt, denn der Krieg wird bis dahin noch nicht aus sein. Ein Krieg um die Weltherrschaft kann nicht in wenigen Monaten erledigt sein. Hier heißt es ganze Arbeit schaffen."

War in dem vorstehenden Bericht noch von der trockenen Kälte die Rede, die Ende November eingesetzt hatte, so setzte Mitte Dezember heftiger Regen den Soldaten in ihren Unterständen und Löchern in den Schützengräben schwer zu, wie der Merziger Zeitung vom 16. Dezember 1914 zu entnehmen ist: "Ein ganz abscheuliches Wetter herrscht zurzeit: Sturm und Regen, Gewitter und Hagel, dass es nur so das Zeug hält. Dabei ist erst für morgen die schwarze Mondscheibe auf dem Kalender verzeichnet. Was werden die armen Soldaten, Freund und Feind, in den vordersten Schützengräben bei der Nässe leiden, da die "Wolken hoch hinein schauen!" Man sieht es an den Verwundeten, die hier ankommen, wie schmutzig es in den Gräben sein muss. Auch aus folgendem Stoßseufzer eines Leutnants geht dies hervor: "Voll Lehm sind unsere Beine, voll Lehm auch das Gesicht, voll Lehm auch alles andere, was man zu sehen kriegt. Voll Lehm der Schützengraben, voll Lehm das Nachtquartier, voll Lehm die ganze Gegend und alles um uns her. So geht es Woch' um Wochen, nur Lehm und Lehm und Lehm. Es geht bis auf die Knochen, der ewige Lehm, Lehm, Lehm. Da plötzlich eine Wandlung. Es geht in einem Hupp, jetzt regnet's grad zwei Tage: Statt Lehm ist's - Erbsensupp'."

Tags darauf meldete das Merziger Blatt dann folgendes: "Gestern erhielten Beckingen und Mettlach wieder Verwundete. Die nach Mettlach überwiesenen sollten ursprünglich nach hier kommen. Wir können vorläufig aber keine mehr unterbringen. Die Krieger sehen durchwegs gut genährt aus, jedoch voll Lehm sind sie von oben bis unten. In den Lazaretten werden sie aber bald gesäubert, so dass man die Leute nicht mehr wieder erkennt. Wie sie sagen, kommen jetzt auf beiden Seiten viele Verschüttungen vor, verursacht durch schwere Geschosse, welche die Schützengräben stellenweise zuwerfen. Bei den letzten Verwundeten am Dienstag befand sich ein Unteroffizier, den man beim Herausziehen aus dem halb verschütteten Graben die Uniformschöße und die unteren Mantelteile abgerissen hatte. Der Mann sah gelungen aus und musste, da er nicht schwer verwundet, über seine Montur selbst lachen. Es sind meist Leichtverwundete hier untergebracht, von denen viele bald genesen sein werden."
Kanonendonner ist zu hören

Nach dem Ende des spektakulären Vormarschs an der Westfront und der entsprechenden Siegesmeldungen trat nun, nachdem sich der Bewegungskrieg mehr und mehr zum Stellungskrieg entwickelt hatte, auch in der Heimat so etwas wie Kriegsalltag ein. "Gestern wurde wieder den ganzen Tag über ferner Kanonendonner hier vernommen. Wie Leute aus der Metzer Gegend erzählen, sollen die Schüsse von einem Metzer Fort abgegeben worden sein auf Pont-á-Mousson", notierte die Merziger Zeitung am 28. September 1914.

Eine Woche später, am 5 Oktober hieß es: "Am Samstagabend passierten acht erbeutete französische Geschütze, darunter zwei schweren Kalibers, unsere Bahnstation in der Richtung Trier. Das Herz lacht einem im Leibe beim Anblick solch eherner Trophäen."

Gleichzeitig berichtete das Blatt aber auch: "Unsere Pioniere aus Merzig und Umgegend, welche bei Verdun stehen, beklagen sich in ihren Feldbriefen bitterlich darüber, dass sie von den heimatlichen Liebesgaben noch keine Probe zu sehen bekommen hätten. An Essen und Trinken würde es ihnen nicht fehlen, aber an Rauchmaterial. Man würde oft den Ausspruch hören: "Ein Königreich für eine Zigarette oder eine Pfeife Tabak!" Vielleicht ist es den betreffenden Autos möglich, auch einmal unsere braven Pioniere zu erreichen und ihnen eine Freude zu bereiten."

Am 9. Oktober schrieb die Merziger Zeitung: "Soeben wurde eine Anzahl französischer Flieger gemeldet. Die Landwehrkompanie steht zur Beschießung bereit."

Der Oktober ging seinem Ende zu und so meldete die Merziger Zeitung am 26. des Monats: "Der gestrige Sonntag, der letzte vor Allerheiligen, zeichnete sich durch mildes sonniges Wetter aus, so dass es eine Lust war, sich in der herbstlichen Natur zu ergehen. Der Fremdenverkehr ließ nichts zu wünschen übrig. Es wurde viel gekauft, besonders Hüte und Gräberblumen. Aufgefallen ist, dass so viele Frauen in Trauer gehen. Ja, der Krieg hat in viele Familien Lücken gerissen und Trauer hinterlassen, aber still und ergeben tragen die Angehörigen den Verlust ihrer Helden.

Heute Nacht ist die Witterung umgeschlagen. Es hat schwer geregnet und gestürmt, manche Bäume sind plötzlich entlaubt - ein Bild des Herbstes. - So ehrt man unsere Helden! - Das gestrige Begräbnis des Reserve-Unteroffiziers Waszynski, der den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist, wies eine derartige Beteiligung auf, wie man sie hier lange nicht gesehen hat. Dabei war auch wunderschönes Wetter und Sonntag. Der Verlauf des Begräbnisses war wie üblich großartig und erhebend in seiner Art - ein schwacher Trost für die trauernden Angehörigen."

Die Tage Allerheiligen und Allerseelen beschrieb das Blatt dann am 3. November 1914 doch recht melancholisch: "Allerheiligen und Allerseelen wurden bei schönstem Herbstwetter gefeiert. Alle Jahre dasselbe Bild. Die große Sterbenssinfonie rauschte wieder durch die Lande. Gelbes Laub bedeckt die Erde. Die Wandervögel haben uns verlassen, verstummt der liebliche Gesang. Ernst ist die Natur. Ein Jahr ist vorüber. Grässliche Ernte hält der Tod in diesem Jahr. Der Weltkrieg lodert und die Blüte der Nationen fällt ihm zum Opfer. Und daheim, welcher Schmerz um die Gefallenen, ungezählte Tränen trauernder Eltern, verlassener Witwen, Waisen und Bräute. Die Tränen schreien zum Himmel auf, Strafe heischend für die Frevler, die solch unermesslich Unheil verschuldet." < Wird fortgesetzt.

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