Hilbringen Damit das Erinnern nicht vergessen wird

Hilbringen · Bei der Einweihung eines Gedenksteins in Hilbringen sprach Landtagspräsident Stephan Toscani über die Bedeutung von Erinnerungsarbeit, gerade zusammen mit jungen Menschen.

 Der saarländische Landtagspräsident mahnte dazu, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

Der saarländische Landtagspräsident mahnte dazu, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachhalten – darum ging es am Mittwochmorgen auf dem Gelände der CEB Akademie in Hilbringen. Im Garten der Begegnung wurde eine Gedenktafel eingeweiht, die der Erinnerung an die Gräuel, die den Juden unter dem NS-Regime angetan wurden, gewidmet ist. In Gedenken an Anne Frank, in deren Tagebuch viele dieser Grausamkeiten nachzulesen sind, wurde an dem Stein eine weiße Rose angebracht, gestaltet von Schülern der Jean-François-Boch-Schule (BBZ) Merzig aus dem Berufsgrundbildungsjahr. Die Tafel besteht aus Beton und wurde gegossen von Mitarbeitern der Behindertenwerkstatt der CEB.

Anlass gaben gleich mehrere Jubiläen, darunter 70 Jahre Grundgesetz und 100 Jahre Weimarer Verfassung. Darauf nahm der saarländische Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) Bezug, der es sich seit vergangenem Herbst zur Aufgabe gemacht hat, vor allem jungen Menschen nahezubringen, wie wichtig es ist, dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät. Er nahm daher auch an der Einweihung des Gedenksteins in Hilbringen teil. Für Toscani sei dies ein persönlicher Anlass, sagt er, denn als Landtagspräsident vertrete er das Parlament und habe damit auch die Aufgabe, daran zu erinnern, dass es nicht immer selbstverständlich war, als freier Bürger in einem freien Land zu leben.

Toscani zitierte Artikel eins des Grundgesetzes Deutschlands: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Er erläuterte: „Das war eine Antwort auf die Verbrechen des NS-Regimes, das Millionen von Menschen eben diese Würde wegnahm.“ Diese Ereignisse scheinen zwar lange zurückzuliegen, sagte Toscani, doch historisch betrachtet sei die Zeit, die seitdem vergangen sei, nur ein Wimpernschlag. Lange Zeit sei die Erinnerung an diese schrecklichen Taten noch lebendig gewesen, doch inzwischen seien kaum noch Zeitzeugen am Leben. „Daher müssen wir andere Methoden der Erinnerung finden, um sicherzustellen, dass das, was damals geschah, nicht in Vergessenheit gerät“, betonte Toscani.

Ganz wichtig sei ihm, dass die Erinnerung an die NS-Verbrechen nicht ritualisiert werde, sie solle gerade auch den jungen Menschen präsent bleiben. Daher müsse man sich bemühen, vor allem Jugendlichen einen eigenen Zugang zu dem Thema zu verschaffen. Denn es sei nicht nur Aufgabe der Politiker, sondern aller Bürger, sich für die Demokratie und den Rechtsstaat einzusetzen. Denn auch heutzutage sei es nicht überall auf der Welt selbstverständlich, in Frieden und Freiheit leben zu können. Das wichtigste Ziel der Erinnerungsarbeit sei es daher, aus der Vergangenheit für die Gegenwart und für die Zukunft zu lernen.

Der Gedenkstein im Garten der CEB sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich Jugendliche mit dem Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigen könnten, erklärte CEB-Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth. Den Stein haben Mitarbeiter der Behindertenwerkstatt der CEB Hilbringen in zweiwöchiger, intensiver Arbeit aus Beton gegossen, erläuterte er. Verziert wurde er mit einer Rose aus Metall, die Schüler des BBZ Merzig an einem Tag in der CEB-Werkstatt aus Metall gestaltet haben. So soll der Stein an das Schicksal der Anne Frank erinnern, die stellvertretend für alle Juden steht, die unter dem NS-Regime den Tod fanden. In der Erinnerungsarbeit sei die CEB immer schon bemüht gewesen und betrachte dies auch als wichtige Aufgabe der politischen Bildung, bekräftigte Eisenbarth. So habe die Institution eine Anne-Frank-Ausstellung gezeigt, über 100 Begegnungen zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen organisiert, Fahrten in ehemalige Konzentrationslager organisiert und im vergangenen November auch der Ereignisse der Reichskristallnacht 1938 gedacht. Der Garten ist frei zugänglich und jeder Bürger ist eingeladen, sich an diesem Ort des Gedenkens einzufinden, hob Eisenbarth hervor.

„Man könnte sich fragen, warum beschäftigen sich ausgerechnet Berufsschüler mit diesem Thema“, so Andreas Nikolaus Heinrich, Schulleiter des BBZ Merzig. „Doch gerade an einer Berufsschule ist dieses Thema so wichtig, fast noch wichtiger als etwa an einem Gymnasium. Denn die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus, die Erinnerungsarbeit, das soll nicht zum Intellektuellenthema verkommen“, sagte Heinrich. „Das sind Dinge, mit denen sollte sich jeder Bürger, unabhängig von seinem Bildungsstand, auseinandersetzen. Geschichte gehört nicht ins Museum“, betonte Heinrich abschließend.

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