Merzig FDP: Weniger Licht für mehr Arten in Merzig

Merzig · „Die von den Grünen im Stadtrat geforderte Resolution zum Biodiversitätsnotstand ist grundsätzlich ein begrüßenswerter Ansatz, der aber zu sehr in der Theorie stecken bleibt“, findet die FDP-Bürgermeisterkandidatin für Merzig, Angelika Hießerich-Peter.

 Neben einer Reduzierung der Lichtverschmutzung hält Angelika Hießerich-Peter den Erhalt von Streuobstwiesen für wichtig.

Neben einer Reduzierung der Lichtverschmutzung hält Angelika Hießerich-Peter den Erhalt von Streuobstwiesen für wichtig.

Foto: picture alliance / dpa/Sebastian Kahnert

Gerade im urbanen Raum spitze sich die Konkurrenz zwischen zum Beispiel Verkehrswegen, dringend benötigtem Wohnraum, gestiegenen Ansprüchen an die Lebensqualität und Lebensmittelproduktionsflächen zu, erklärt Hießerich-Peter gegenüber unserer Redaktion. „Die Erhaltung und Fortentwicklung von Grün- und Freiflächen muss dabei als eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe angesehen werden“, findet die FDP-Frau. Bei der Gestaltung der Grünflächen dürfe nicht vergessen werden, dass nur eine abwechslungsreich gestaltete Fläche zur Regulierung des lokalen Mikroklimas beitrage. Hießerich-Peter sagt weiter: „Eine grüne überwucherte Wüste aus stickstoffliebenden Pflanzen ist für Lebensqualität und die Klimaresilienz ebenso schädlich wie Betonlandschaften oder Schottergärten aus Kies. Auf einer abwechslungsreich bepflanzten Fläche hingegen finden Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel einen idealen Lebensraum, und die Menschen profitieren vom angenehmen Klima.“

Es gehe nicht nur darum, im Rahmen einer Resolution theoretische Klimaschutzziele zu vereinbaren. „Wir brauchen pragmatische Ansätze, die unkompliziert und zügig umgesetzt werden können“, findet die FDP-Vertreterin. Die Freien Demokraten schlagen drei konkrete Handlungsfelder vor: Zum einen wollen sie ein Beleuchtungskonzept entwickeln, das gezielt der um sich greifenden Lichtverschmutzung entgegenwirkt. „Beleuchtungen von Straßen und Wegen sollten nach Möglichkeit mittels Bewegungssteuerung oder Induktionsschleifen gesteuert und zeitlich begrenzt werden. Lichtbänder, die die Lebensräume von Insekten und Säugetieren zerschneiden, werden so ausgeschlossen“, sagt die FDP-Kandidatin. Bei der Straßenbeleuchtung müssen nach Ansicht von Hießerich-Peter die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt werden, etwa durch eine dimmbare Steuerung der Beleuchtung an Kreisverkehren. So könnte die Beleuchtung während hohen Verkehrsaufkommens im Feierabendverkehr höher als bei geringem Verkehr sein. Mit dem Umrüsten könne Merzig einen Beitrag zum Insektenschutz leisten.

Eine weitere Maßnahme wären Biotop-Verbünde als Antwort auf den Artenrückgang. Einzelne kleine Biotope können im gesamten Stadtgebiet geschaffen werden. Bedingung: Diese sind vom nächsten renaturierten Biotop höchstens fünf bis zehn Kilometer entfernt, so dass ein Austausch der Arten zwischen den Biotopen stattfindet. Es müsse dabei beachtet werden, dass Biotope, die zum Ziel der Arterhaltung angelegt werden, Pflegemaßnahmen unterzogen werden müssen, um die Sekundärbiotope der bäuerlichen Kulturlandschaft zu erhalten, sagt Hießerich-Peter. „Artenschutz bedeutet, optimale Bedingungen für Arten zu schaffen.“ Ziel sei, einen Flickenteppich solcher Biotope über alle Stadtteile verteilt zu etablieren und Landschaft als komplexes System mit ihren Stoffkreisläufen zu verstehen.

Als Drittes plädiert die FDP-Kandidatin dafür, Pflege und Erhalt der Streuobstwiesen wieder stärker in den Fokus rücken. Dabei könnten im Rahmen eines Bildungsprojekts Patenschaften einzelner Schulklassen übernommen werden, alte und heimische Sorten angepflanzt und betreut werden. Kinder und Jugendliche könnten so Naturkunde vor Ort hautnah erleben und ihre Kenntnisse einbringen, bis hin zum gemeinsamen Ernten und Keltern.

Hießerich-Peter sagt abschließend: „Die Debatte über Arten- und Naturschutz muss wieder ideologiefreier, weniger emotionsgetrieben, auf die Wirklichkeit bezogen und nicht populistisch geführt werden.“

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