Hier wird Zukunft getestet

Merzig · Auf ihrer Sommertour machte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gestern Station in Merzig. Hier ließ sie sich von Professor Horst Wieker das Testfeld für intelligente Verkehrssysteme erklären.

 Professor Horst Wieker (Mitte) erklärt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bürgermeister Marcus Hoffeld sein Forschungsprojekt. Foto: Rolf Ruppenthal

Professor Horst Wieker (Mitte) erklärt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bürgermeister Marcus Hoffeld sein Forschungsprojekt. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Leger gekleidet erschien Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) am Donnerstag im Merziger Rathaus. Auf ihrer Sommertour ließ sie sich das Testfeld der Forschungsgruppe Verkehrstelematik der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saar zeigen. Mit einer kleinen Verspätung ging's los: Ziel der Prozession, zu der unter anderem Forschungsleiter Professor Horst Wieker und Bürgermeister Marcus Hoffeld gehörten, war die Kreuzung vor dem Rathaus Ecke Brauerstraße, Bahnhofstraße und Hochwaldstraße. Dort hat die Forschungsgruppe ihr innovatives Testsystem angebracht.

Da das Land für das Projekt im Zuge eines seiner Forschungs- und Förderprogamme eine Anschubfinanzierung geleistet hat, ist die Ministerpräsidentin "sehr gespannt, was das Konzept zu bieten hat". Ziel des Projektes ist es, "autonome Fahrzeuge um zusätzliche Informationen zur Infrastruktur zu erweitern", erklärte Wieker, "autonome Autos die zurzeit unterwegs sind, wie der Tesla oder die neue Mercedes E-Klasse, verlassen sich nur auf ihre Inboard-Technologie."

Das Konzept der HTW umfasst die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und die Kommunikation mit der Verkehrsinfrastruktur. An Knotenpunkten, wie an der Kreuzung vor dem Rathaus, wurden Verkehrskameras angebracht und so genannte Infrastrukturkomponenten zur Erfassung und Sammlung von Daten, die von Testfahrzeugen gesendet werden. Dementsprechend wurden auch Testautos mit der entsprechenden Technologie ausgestattet. In einem Sicherungskasten neben der Kreuzung ist die Hardware des Systems versteckt. Wieker machte klar, dass das System noch geheim sei. Fotos: strengstens verboten.

Die ausgestatteten Fahrzeuge liefern aktuelle Informationen zu Gefahrensituationen, Verkehrslage, Parkplätzen und teilen diese mit anderen an das System angeschlossenen Verkehrsteilnehmern. Das soll die Effizienz im Straßenverkehr steigern und etwa Staus vermeiden: "Wenn sie an einer Ampel stehen, dann sendet das System, kurz bevor die Lichtanlage auf Grün schaltet, ein Signal an das Auto , den Motor zu starten. Die anderen Autos in der Schlange bekommen auch dieses Signal. So fährt die Schlange gleichmäßiger los", erläutert Wieker anschaulich. Die Problematik dabei: Das Auto fährt los, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob beispielweise ein Fußgänger gerade die Straße überquert. Der Mensch sei also auf keinen Fall verzichtbar. In Zukunft soll die Anlage um Laser-scanner erweitert werden, die Fußgänger erkennen sollen.

"Man muss zeigen, was wir hier im Saarland alles zu bieten haben", sagte die Ministerpräsidentin abschließend. Von dem anschließenden Vortrag im Rathaus war die Presse ausgeschlossen - "firmeninterne Angelegenheiten", erklärte Wieker.

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Hintergrund Telematik ist ein Kunstwort aus Technik und Informatik. Im Verkehrssektor dient Telematik dazu, Verkehrsabläufe effizienter zu gestalten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, verkehrsbedingte Umweltbelastungen zu verringern sowie den Komfort zu erhöhen oder betriebliche Abläufe zu optimieren. Die Forschungsgruppe Verkehrstelematik (FGVT) an der HTW unter Leitung von Professor Horst Wieker wurde im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Wieker ist Professor für Kommunikationstechnik und arbeitete bereits an großen Projekten wie "Converge", das sich ebenfalls mit der Vernetzung von Autos beschäftigt. 2013 begann die Konzeptionierung des Testfeldes in Merzig . Ende 2015 wurde das System an der Kreuzung aufgebaut. Wenn der Kreisel in Merzig umgebaut ist, sollen auch hier weitere Testfelder folgen. nid

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