Handicap macht Schule

Merzig · Werner Rieger ist querschnittsgelähmt und Rollstuhlbasketballtrainer für das Projekt „Handicap macht Schule“. In diesem Schuljahr wird es an saarländischen Schulen vorgestellt, so auch in der Kreuzbergschule in Merzig.

 Kinder des vierten Schuljahres der Kreuzbergschule Merzig beim Rollstuhl-Basketball mit Projektleiter Werner Rieger.Foto: Frank Wagner/Kreuzbergschule

Kinder des vierten Schuljahres der Kreuzbergschule Merzig beim Rollstuhl-Basketball mit Projektleiter Werner Rieger.Foto: Frank Wagner/Kreuzbergschule

Foto: Frank Wagner/Kreuzbergschule

Für die Viertklässler der Kreuzbergschule ist es ein Rätsel, wie das funktionieren soll: Mit der einen Hand den Ball dribbeln und mit der anderen dem Rollstuhl den entsprechenden Schwung geben. Wer den Ball auf den Schoß legt, darf den Rollstuhl nur zweimal anschubsen. Schließlich sind beim "Fußgänger-Basketball", wie es die Rollifahrer nennen, auch nur zwei Schritte mit dem Ball in der Hand erlaubt. "Und so soll ich den Ball übers ganze Feld spielen?", fragt einer der Viertklässler ungläubig. "Das geht", antwortet Werner Rieger.

Seit dem 19. Lebensjahr sitzt er nach einem Motorradunfall im Rollstuhl, ist querschnittsgelähmt. Jahrelang spielte er Rollstuhlbasketball in der zweiten Bundesliga. Jetzt ist er Trainer und an mehreren saarländischen Schulen für das Projekt "Handicap macht Schule" verantwortlich. Das Gemeinschafts-Projekt des Württembergischen Behinderten- und Rehasportverbands, der SR-Herzenssache und der Sportregion Stuttgart gibt es seit 2013.

In diesem Schuljahr wird es auch an zehn saarländischen Schulen, wie der Kreuzbergschule, vorgestellt. Projektleiter Rieger nennt die Ziele: Es gehe darum, die Aufmerksamkeit für den Behindertensport in den Medien zu erhöhen, die Schulen kennenzulernen, Nachwuchs zu akquirieren, Sponsoren zu finden und Folgeprojekte zu generieren. Denn nur so könne flächendeckend Angebote für Menschen mit Behinderung geschaffen und die Inklusion im Sport weiter vorangetrieben werden. So schreibt es Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention vor. Zur Präsentation eignen sich nach seinen Worten besonders Rollstuhlbasketball und Blindenfußball . "Weil es Teamsportarten sind und weil die Behinderung mit Hilfe von Brille beziehungsweise Rollstuhl leicht zu imitieren ist", sagt Rieger. Die Schüler bekommen die Möglichkeit, sich in die Situation eines behinderten Menschen hineinzuversetzen. Schulleiter Frank Wagner findet das wichtig: "Unsere Schüler finden so einen Zugang zum Behindertensport und können Empathie für Menschen mit Handicap entwickeln."

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