Grundbildungszentrum der VHS ist gerettet

Merzig-Wadern · Die Existenz des Grundbildungszentrums der Volkshochschule Merzig-Wadern ist gesichert. „Wir konnten uns nun doch einigen“, sagte VHS-Geschäftsführerin Ulrike Heidenreich gestern der SZ.

Das VHS-Grundbildungszentrum Merzig-Wadern muss nun doch nicht geschlossen werden. Das teilte VHS-Geschäftsführerin Ulrike Heidenreich gestern auf SZ-Anfrage mit. Das Saar-Bildungsministerium hatte im Vorfeld deutlich weniger Geld zugesagt als die VHS für das gesamte Jahr benötigt. (Die SZ berichtete.) "Wir konnten uns nun doch einigen", sagte Heidenreich der SZ.

Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) hatte gestern Nachmittag gemeinsam mit Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) das Gespräch mit der VHS-Geschäftsführerin gesucht.

Commerçon gewährt der VHS eine Sonderzuweisung in Höhe von 20 000 Euro. Diese Zahlung bezieht sich, so Heidenreich, auf die Jahre 2014 und 2015. Das Angebot des Grundbildungszentrums - die Offenen Lerntreffs - können so weitergeführt werden. Die Existenz des VHS-Grundbildungszentrum sei mit den einmaligen Zahlungen zunächst gesichert. "Die Lücke, die geklafft hat, konnten wir füllen", erklärt Heidenreich erleichtert. Natürlich müsse weiterhin geschaut werden, wie die Gesamtfinanzierung zu bewältigen sei.

"Wichtig war jetzt, schnell alle an einen Tisch zu bekommen. Wir haben so eine Lösung gefunden, mit der wir das Angebot des Grundbildungszentrums Merzig-Wadern weiterführen können", sagte Rehlinger.

Die Alphabetisierungskurse der VHS helfen laut Commerçon Menschen, die kaum oder nur unzureichend lesen, schreiben und rechnen können. Dieses Angebot müsse auch im Landkreis Merzig-Wadern aufrecht erhalten bleiben. Das Bildungsministerium stellt der VHS rund 73 000 Euro für Personal- und Verwaltungskosten pro Jahr zur Verfügung, hinzu kommen unter anderem Zuwendungen zu den Sachausgaben, so dass die VHS derzeit rund 100 000 Euro an Zuschüssen erhält, teilte das Bildungsministerium mit. Diese Gelder beträfen jedoch nicht die Offenen Lerntreffs, erklärte Heidenreich, sondern seien eine generelle Zuweisung an die VHS im Landkreis, die rechtlich geregelt sei.

"Gute Lösung"



Zuvor hatte das Bildungsministerium nur rund 8600 Euro für die Offenen Lerntreffs des laufenden Jahres zugesagt. Heidenreich zeigte sich dankbar für die schnelle Entscheidung des Bildungsministeriums. Mit der Vereinbarung sei eine gute Lösung für die rund 9000 Analphabeten im Landkreis gefunden worden.

Die Landtagsfraktionen der Piraten und Grünen hatten zuvor einen höheren Etat für das VHS-Grundbildungszentrum gefordert. Das Zentrum bietet mit seinen Offenen Lerntreffs vor allem Flüchtlingen die Möglichkeit, die deutsche Sprache so schnell wie möglich zu lernen. In Zukunft wolle man wohl die Sprachkurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auch für Asylbewerber öffnen, teilte Heidenreich der SZ mit: "Das wäre auch in unserem Sinne." Bisher können Flüchtlinge erst an Sprachkursen teilnehmen, wenn ihr Asylantrag genehmigt wurde. Die Offenen Lerntreffs sollen sich dann wirklich nur noch an funktionale Analphabeten aus der Region richten. "Wir fänden es aber auch gut, wenn die BAMF-Kurse regional gehalten werden." So hätten die Flüchtlinge eine Chance zur schnelleren Integration. "Der lernerische Wert ist bei den BAMF-Kursen deutlich größer", sagte Heidenreich.

Auch der Waderner Bürgermeister Jochen Kuttler hatte sich zuvor zu Wort gemeldet: "Ich finde es schon merkwürdig, dass auf der einen Seite der Innenminister zupackend versucht, die Flüchtlingsthematik in geordnete Bahnen zu lenken, während auf der anderen Seite das Bildungsministerium auf die Sparbremse drückt, wenn es darum geht, die Menschen, die wir als Kommunen gerade in Wohnungen untergebracht haben, zu integrieren." Eines sei ja wohl klar, so der Verwaltungschef: "Wenn die Menschen länger bei uns bleiben, und davon ist auszugehen, werden wir nicht umhin können, ihnen Bildungsangebote zu unterbreiten. Je früher desto besser. Nichts anderes versucht die VHS mit ihrem Grundbildungszentrum. Und das äußerst erfolgreich". Auch Manfred Hewer, Hauptamtsleiter der Gemeinde Losheim, rechnete der VHS "die Offenen Lerntreffs als wichtigen Teil der Integration" an.

Der SPD-Stadtverband Merzig unterstützt die Forderung der Geschäftsführerin der VHS Merzig-Wadern , Ulrike Heidenreich, nach ausreichender finanzieller Unterstützung des VHS-Grundbildungszentrums durch das Saar-Bildungsministerium.

Frank Schirra, Merziger SPD-Vorsitzender, spricht sich in einer Stellungnahme vom Montag klar und deutlich für die weitere Unterstützung der angebotenen Bildungsmaßnahmen aus. "Es kann nicht sein, dass im Bereich Bildung und insbesondere damit verbunden, im Bereich Integration, der Rotstift angesetzt wird. Das widerspricht völlig dem Selbstverständnis des integrationspolitischen Auftrags des Bildungsministeriums." Eine der wesentlichen Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen sei es, die Sprachkenntnisse zu verbessern und damit allen Menschen eine Chancengleichheit zu geben. Schirra weiter: "Wir gehen davon aus, dass sich das Bildungsministerium in ausreichendem finanziellen Maße an der Bereitstellung der Offenen Lerntreffs beteiligt."

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