Merzig-Wadern Grüne sehen Kommunales Übergangsmanagement kritisch

Merzig-Wadern · Am kommenden Montag wird der Kreistag beraten, ob das neue Programm an den Gemeinschaftsschulen umgesetzt wird.

Der Kreisverband von Bündnis90/Grüne sieht das Programm Kommunales Übergangsmanagement (KÜM), das durch die Verabschiedung des Kreishaushaltes durch den Kreistag kurz vor dem Jahreswechsel auf den Weg gebracht wurde, eher kritisch. Wie Grünen-Kreisvorsitzender Klaus Borger gegenüber der SZ erklärte, werde das Programm, das an allen Gemeinschaftsschulen im Kreis umgesetzt werden soll, den dortigen Gegebenheiten und Anforderungen nicht gerecht und werfe datenschutzrechtliche Probleme auf.

KÜM steht für kommunales Übergangsmanagement und soll Schülern des Kreises bei der Berufsorientierung helfen. „Hierfür sieht das Programm eine Potenzialanalyse für Schüler in Form einer Onlinetestung in Klassenstufe 8 und eine Nachtestung in Klassenstufe 9 vor“, sagt Borger. Nach dem Test erhalten die Schüler ein Beratungsgespräch durch eine vom Kreis eingestellte und bezahlte Beratungskraft. Um möglichst umfassend beraten zu können, hat diese Zugriff auf eine eigens dafür erstellte Datenbank, in der neben den persönlichen Daten die Zeugnisnoten Platz finden. Ziel des Programm sei, dass alle Schüler optimal auf das Berufsleben vorbereitet werden.

Die Grünen sehen in dieser Konzeption jedoch Mängel, wie Borger ausführt: „Das Testverfahren ist jedoch ein reines Onlineverfahren. Es prüft keine praktischen Fähigkeiten ab. Es ist darüber hinaus auch nicht auf zukünftige Abiturienten zugeschnitten, und es ist für Geflüchtete weitgehend ungeeignet.“ Viele Empfehlungen basierten nur auf den Selbsteinschätzungen der Schüler.

Borger weiter: „Damit wird es der heterogenen Schülerschaft der Gemeinschaftsschulen nicht gerecht.“ Das Berufsorientierungsprogramm BOP, wie es zurzeit von der Christlichen Erwachsenenbildung (CEB) und der Gemeinschaftsschule Orscholz umgesetzt werde, wird nach seiner Auffassung „hier der Schülerschaft gerechter und könnte gegebenenfalls um eine Onlinetestung erweitert werden“.

Borger weiter „Eine Unterstützung der Schulen durch Berufsorientierungstrainer ist aus Sicht der Grünen eine gute Sache, da insbesondere die Gemeinschaftsschulen durch Inklusion oder die Integration der Geflüchteten sowie die weiterhin hohen Klassenstärken am Belastungslimit sind.“

Es sei auch verständlich, dass der Kreis im Bereich der Berufsvorbereitung mitreden will, wo er jetzt schon in viele Maßnahmen investiere, ohne direkt Einfluss nehmen zu können. Eine gute Berufsvorbereitung könne zukünftige Sozialausgaben vermeiden.

„Den Grünen ist dabei wichtig, dass die vom Kreis bezahlten neuen Kräfte unabhängig von den Schoolworkern sind, die ja eine andere ebenfalls wichtige Aufgabe wahrnehmen. Wir sehen die Aufgabenteilung zwischen der Agentur für Arbeit, den Verantwortlichen der Schulen, den weiteren außerschulischen Akteuren sowie dem Kreis als bisher noch nicht ausreichend geklärtes Arbeitsfeld“, betont Borger.

Außerdem erscheint es aus Sicht der Grünen fraglich, ob eine eigens geschaffene Datenbank, die eine enorme Anhäufung persönlicher Daten darstellt, notwendig ist. Borger: „Dabei stellen sich natürlich wichtige Fragen zum Persönlichkeits- beziehungsweise Datenschutz: Wer hat Zugriff auf die Daten? Wann werden die Daten gelöscht? Wie ist die Datenbank gesichert?“ Diese Fragen seien aus Sicht der Grünen noch zu klären.Und noch eins empfindet Borger bei der Umsetzung des Programms als wichtig: „Es wäre gut, wenn der Kreis die Schulen dabei unterstützen würde, externe Partner dauerhaft zu binden, denn zurzeit müssen sich die Schulen bei guten Programmen mit wechselnden Trägern und damit wechselndem Personal auseinandersetzen“.

Am Montag, 11. Februar, wird der Kreistag von Merzig-Wadern in seiner Sitzung ab 17 Uhr im Landratsamt über die Umsetzung des Kommunalen Übergangs-Managements an den Gemeinschaftsschulen im Kreis beraten.

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