Großes Fest zum Hundertsten

Schwemlingen · Die Pfarrei St. Laurentius Schwemlingen feiert den runden Geburtstag ihres Gotteshauses.

 Die Schwemlinger Pfarrkirche kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1912; links das neue Pfarrhaus. Repros/Fotos: Arthur Fontaine

Die Schwemlinger Pfarrkirche kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1912; links das neue Pfarrhaus. Repros/Fotos: Arthur Fontaine

Die Pfarrei St. Laurentius Schwemlingen begeht am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Juni, den 100. Jahrestag der Weihe ihrer Pfarrkirche. Die Entstehung des Schwemlinger Gotteshauses ist eng verknüpft mit der Gründung der Pfarrei im Ort nach mehr als 150-jährigen Bemühungen.

Die Menschen auf dem heutigen Siedlungsgebiet Schwemlingen waren seit der Gründung der ehemaligen Pfarrei St. Gangolf am südlichen Hang des Montclairberges im 10./11. Jahrhundert dort eingepfarrt. Um ihre Pfarrkirche zu erreichen, mussten sie jahrhundertelang einen Fußweg von etwa 45 Minuten für eine Strecke zurücklegen und dabei die Saar überqueren.

Bei gutem Wetter begrenzte sich die damit verbundene Mühe auf den weiten Weg. Unter ungünstigen äußeren Bedingungen aber, etwa im Winter bei Regen, Schnee und Eis, wurde der Kirchgang über unbefestigte, morastige Wege zur Strapaze oder gar unmöglich, wenn die Saar Hochwasser führte und Eisgang jede Verbindung über die Saar hinweg, nicht selten über Wochen, unmöglich machte.

Umgekehrt konnte dann auch der Pfarrer von St. Gangolf seine Pfarrangehörigen links der Saar, zum Beispiel für Versehgänge, nicht erreichen. In solchen Fällen waren die Schwemlinger auf die Hilfe der Nachbarpfarrer aus Hilbringen oder Büdingen angewiesen. Es wird berichtet, dass Beerdigungen bei längeren Unterbrechungen der Verbindung zum Pfarrsitz und dem zugehörigen Friedhof auf Nachbarfriedhöfen erfolgen mussten. In entsprechender Lage wie die Schwemlinger waren auch die Dreisbacher, die ebenfalls der Pfarrei St. Gangolf zugeordnet waren.

Angesichts der geschilderten Lage wundert es nicht, dass die Schwemlinger hier Erleichterung suchten. So richteten sie bereits 1760 an den in St. Gangolf visitierenden Weihbischof die schriftliche Bitte, einen Pfarrer "dingen" zu dürfen. Dies wurde nicht zugestanden, jedoch veranlasst, dass sonn- und feiertags in der Schwemlinger Kapelle (um 1600 bis 1925) eine Messe gefeierte werden solle. Ob dies regelmäßig oder überhaupt so geschah, ist nicht überliefert.

Aber der hier erstmals greifbare Wille zu pfarrlicher Eigenständigkeit ging in der Folge in Schwemlingen nicht mehr verloren und wurde weiter praktiziert, auch wenn es noch fast 150 Jahre dauern sollte, bis das Ziel erreicht war. Immerhin erhielt Schwemlingen an heutiger Stelle um 1830 einen eigenen Friedhof, was schon eine große Erleichterung bedeutete.

Als 1851 durch eine Neuordnung der Pfarreien im Saarschleifengebiet zu St. Gangolf am Montclairberg nur noch die südlich gelegenen Orte Besseringen, Schwemlingen und Dreisbach gehörten, war die Pfarrkirche endgültig in eine Randlage geraten, die vor allem von den Besseringern durch das Bestreben beseitigt werden sollte, den Pfarrsitz nach Besseringen zu verlagern und dort auch eine neue Pfarrkirche zu erbauen. Diesen Absichten setzten die Schwemlinger ihre Selbständigkeitsbemühungen entgegen. Sie wurden nach langen und zum Teil schmerzlichen Querelen mit der Errichtung der "Kapellengemeinde Schwemlingen-Dreisbach" am 22. November 1908 in einem ersten Schritt erreicht. Bereits am 15. Mai 1908 hatten die Schwemlinger ihren ersten eigenen Seelsorger in der Person von Pfarrvikar Kröll im Ort begrüßen können.

Neben dem Aufbau der pfarrlichen Strukturen war nun das Hauptziel der Bau einer neuen Kirche und eines Pfarrhauses in Schwemlingen. Die vorhandene Kapelle war für den stark angewachsenen Ort viel zu klein geworden. Nach den Bestimmungen der Errichtungsurkunde für die Kapellengemeinde musste zuerst ein Pfarrhaus gebaut werden. Dies geschah in den Jahren 1911/12. Danach ging man sofort an den Kirchenbau. Bereits 1897 war ein Kirchenbauverein gegründet worden, dessen Mittel aber restlos für den Pfarrhausbau ausgegeben werden mussten. Lediglich das Baugelände für die neue Kirche war vorhanden, sodass die veranschlagten Finanzmittel für den Bau durch örtliche und überregionale Kollekten sowie Darlehen aufgebracht werden mussten.

Als Architekt der Kirche wurde der Trierer Baumeister Peter Marx beauftragt. In dieser Spätphase historistischen Kirche-Baustils war zu erwarten, dass auch die neue Schwemlinger Pfarrkirche einen Neo-Stil aufweisen würde. Man wollte sich in Schwemlingen aber offenbar von den neugotischen Kirchenbauten der Nachbarorte Hilbringen und Besseringen abheben und entschied sich für Neo-Barock nach dem Vorbild der Barockkirche St. Paulin in Trier (1735 erbaut). Marx führte die Schwemlinger Kirchenbau außen und innen in wesentlich schlichterer Weise und einfacherer neubarocker Formensprache aus.

So entstand 1913/14 eine einschiffige Saalkirche mit je fünf Rundbogenfenstern in den Langhauswänden. Der fünfeckige Ostchor ist gegenüber dem Kirchenschiff eingezogen. Der im oberen Bereich achteckige Turm ist dem Schiff westlich vorgesetzt Das Tonnengewölbe in Inneren wird durch Gurtbögen strukturiert, die auf kannelierten Pilastern aufliegen. Barockes Zierwerk (Medaillons, Puttenköpfe, Füllhörner, Muschen) findet man an verschieden Stellen im Kircheninneren.

Die neue Kirche konnte am Palmsonntag 1914 benediziert und damit in Benutzung genommen werden. Drei Monate später begann der Erste Weltkrieg. Man war sich in Schwemlingen später darüber klar, dass es ein Glück gewesen ist, die Kirche zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt zu haben, sonst wäre sie wohl sobald nicht zustande gekommen. Die Ausstattung im Inneren erfolgte nach und nach in den folgenden Monaten und Jahren, wie die verfügbaren Finanzen dies erlaubten.

Am 24. Mai 1917 fand die feierliche Konsekration der neuen Kirche durch Weihbischof Dr. Antonius Mönch statt. Vollgültige Pfarrei wurde die Kapellengemeinde Schwemlingen-Dreisbach erst am 1. September 1925.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Schwemlinger Pfarrkirche mit einigen Beschädigungen. Renovierungen in den folgenden Jahrzehnten sorgten dafür, dass St. Laurentius Schwemlingen auch heute ein schmuckes, freundliches Gotteshaus ist.

Informationen zur Schwemlinger Pfarr- und Kirchengeschichte unter www.schwemlingen-ortsgeschichte.com/kirche_im_dorf_ki.html .

Zum Thema:

Festprogramm Das Pfarrfest startet am Samstag, 10. Juni, um 20 Uhr mit einem musikalisch-geistlichen Einstieg ins Jubiläumsfest in der Pfarrkirche zum Thema "Gottes Haus". Den Auftakt zum Programm am Sonntag, 11. Juni, bildet ein Festhochamt in der Pfarrkirche St. Laurentius ab 10.30 Uhr. Ab 12 Uhr gibt es ein buntes Festprogramm in der Schwemlinger Saargauhalle und auf dem Hallenvorplatz mit Mittagessen, Kaffee, Kuchen und einer Ausstellung "Wir malen unsere Kirche" sowie einer Malaktion von Kindergarten, Grundschule, Laurentiushöhe und Pfarreiangehörigen. Des Weiteren geplant sind Darbietungen von Grundschule, Kindergarten, Musikverein Schwemlingen, Heini-Singers und Ton-Art. Ferner gibt es eine Knaxx-Hüpfburg, ein Soccerfeld, Spiele, Bastelaktionen für die Jugend sowie Kinderschminken.

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