Rätselhafter Vorfall Geschoss durchschlägt Scheibe

Harlingen · In das Wohnhaus einer 75-Jährigen in Harlingen ist eine Patrone eingeschlagen. Wie das passieren konnte, ist bislang unklar.

 Rund zwölf Zentimter Durchmesser misst das Einschlagloch in der äußeren Scheibe der Dreifachverglasung. Unklar ist bisher, wie das Geschoss abgefeuert wurde.

Rund zwölf Zentimter Durchmesser misst das Einschlagloch in der äußeren Scheibe der Dreifachverglasung. Unklar ist bisher, wie das Geschoss abgefeuert wurde.

Foto: SZ/Markus Welsch

Markus Welsch ist auch zwei Tage später noch erkennbar aufgeregt: „Das da war kein Kavaliersdelikt“, wettert der 47-jährige über die Begebenheit, die ihn seit Mittwoch sehr intensiv beschäftigt: Ein Unbekannter hat wohl in der Nacht zum Mittwoch eine Patrone auf das Haus seiner 75 Jahre alten Mutter, die in Harlingen in der Straße Oberstwies lebt, abgefeuert. Das neun Gramm schwere Geschoss durchschlug eine Aluminium-Rollade und beschädigte die äußere Scheibe einer dahinter liegenden Dreifachverglasung. Die Kugel blieb in der Rollade stecken, wo sie später von der Polizei sicher gestellt werden konnte. Seither sucht Welsch, auch durch Aufrufe im sozialen Netzwerk Facebook, nach Zeugen des Vorfalls, die Hinweise zur Aufklärung des rätselhaften Geschehens geben können.

„Mehrere Personen haben mir gegenüber von einem sehr lauten, explosionsartigen Knall berichtet, den sie am Mittwoch in der Früh gegen 5.20 Uhr vernommen haben“, sagt Welsch. Auch er, der nach eigenen Worten „etwa 400 Meter Luftlinie entfernt von meiner Mutter“ im Nachbarort Bietzen lebt, habe das Geräusch „im Halbschlaf“ gehört – allerdings sei er nicht so davon aufgeschreckt, dass er auf die Uhr geschaut habe. Andere Anwohner haben das ganz anders erlebt: „Das hat aber auch geknallt, wir saßen aufrecht im Bett“, kommentierte eine Facebook-Nutzerin den Eintrag von Markus Welsch. Eine weitere Nutzerin bestätigt in ihrem Kommentar die Uhrzeit, zu der das laute Geräusch zu hören gewesen war – sie sei zu dieser Zeit mit dem Hund unterwegs gewesen. Und noch weitere Anwohner, die um diese Zeit bereits aufgestanden waren, haben nach eigenem Bekunden den Knall vernommen.

Seine Mutter Ilse hingegen habe so fest geschlafen, dass sie den Knall nicht richtig wahrgenommen habe. Auf den Einschuss in ihrem Fenster sei sie erst aufmerksam geworden, als sie etwas später aufgestanden sei. „Sie ist dann wie gewohnt in das Zimmer gegangen, um die Rolläden hochzuziehen. Dabei ist ihr der Lichtschein aufgefallen, der durch das Loch in dem beschädigten Rollo gedrungen ist – normalerweise ist es stockduster im Zimmer“, erzählt Welsch. Bei genauem Hinsehen habe seine Mutter dann auch das Loch in der Glasscheibe entdeckt. „Ihr erster Gedanke war, dass da jemand versucht hat einzubrechen“, sagt er. Sofort habe sie ihren Sohn kontaktiert, aber der war mittlerweile schon außer Haus. „Und ausgerechnet an dem Tag hatte ich auch jede Menge zu tun“, sagt Welsch. So habe er erst am Abend, nach der Rückkehr von der Arbeit, die Polizei verständigt – „ich wollte dabei sein, wenn die Beamten kommen“, sagt er. Denn seine Mutter sei durch das Geschehen ohnehin schon mitgenommen gewesen: „Als sie sich bei mir gemeldet hat, war sie sehr aufgewühlt.“ Inzwischen jedoch gehe sie gefasster mit dem Geschehen um.

Wie das Geschoss in der Scheibe einschlagen konnte, ist nach wie vor unklar. Hermann Coßmann von der Polizei-Inspektion in Merzig erklärte auf Anfrage der SZ, dass die Kugel bislang noch keinem speziellen Waffentyp oder einer Waffengattung zugeordnet werden konnte. Es sei noch nicht einmal geklärt, ob der Schuss aus einer Waffe abgegeben worden sei. denkbar sei auch, dass die Patrone mittels einer Schleuder in Richtung des Hauses geschossen worden ist. Da der Polizei nach den Worten von Coßmann bislang keine Erkenntnisse über den genauen Hergang und mögliche Beteiligte vorliegen, ist sie ebenso wie Markus Welsch dankbar für Hinweise möglicher Zeugen.

Welsch hat inzwischen auf Grund der Rückmeldungen auf seinen Aufruf hin das Areal eingegrenzt, aus dem mutmaßlich der Schuss abgegeben worden ist. Nach seiner Überzeugung ist das auch kein Einzelfall gewesen: „Ich habe von einigen Leuten erfahren, dass es solche Fälle in den vergangenen Jahren wiederholt in unserer Umgebung gegeben hat, insbesondere im Umkreis des Geländes, aus dem jetzt wieder geschossen wurde. Das Thema beschäftigt die Leute auf dem Bietzerberg sehr.“ Vor allem aber ist er dankbar, dass seine Mutter nach dem Zwischenfall sehr viel Anteilnahme erfahren habe, insbesondere aus der direkten Nachbarschaft. Und er ist froh, dass die Sache so glimpflich geendet ist: Außer dem Sachschaden kam seine Mutter mit dem Schrecken davon.

 Das Geschoss durchschlug diesen Aluminium-Rolladen in dem Harlinger Wohnhaus.

Das Geschoss durchschlug diesen Aluminium-Rolladen in dem Harlinger Wohnhaus.

Foto: SZ/Markus Welsch

Hinweise erbittet die Polizei Merzig unter Tel. (0 68 61) 70 40.

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