„Gehofft, gekämpft und doch verloren“

Merzig · Damit werde dem Hochwald eine entscheidende Entwicklungsmöglichkeit genommen, kommentiert Daniela Schlegel-Friedrich das Aus für die Straße. Viele Bürger würden weiter mit Verkehr belastet.

 Über Bundeswehrgelände war die Straße geplant. Foto: rup

Über Bundeswehrgelände war die Straße geplant. Foto: rup

Foto: rup

Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich verhehlt ihre Enttäuschung nicht: "Es ist sehr ernüchternd, zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass diese wichtige Infrastrukturmaßnahme für die Region, die von breiten Mehrheiten in der Politik und in der Bevölkerung gewollt wird, aufgrund EU-rechtlich vorgegebener naturschutzfachlicher Rahmenbedingungen nicht umgesetzt werden kann." Sie und viele andere hätten "gehofft, gekämpft und doch verloren". Nun also ist das Aus für die Nordumfahrung Merzig verkündet.

Damit werde, hält die Landrätin fest, der Hochwaldregion eine entscheidende Entwicklungsmöglichkeit genommen "und viele Bürger würden weiter mit Verkehr belastet". Sie sei "gespannt, was diejenigen, die das Scheitern der Nordumfahrung begrüßen und vielleicht sogar daran mitgewirkt haben, den betroffen Menschen, deren Vermögen gefährdet ist und die vom Verkehr weiterhin belastet sind, als Alternative zu bieten haben". Achselzucken bei der Kreis-Verwaltungschefin: "Ich habe alles in meinen Möglichkeiten Stehende getan, um diese Entwicklungsachse, von deren Notwendigkeit ich nach wie vor überzeugt bin, in die Umsetzung zu bringen. Denjenigen, die alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um das Projekt trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zu verwirklichen, Wählertäuschung vorzuwerfen, kann nicht richtig sein", kommentiert Schlegel-Friedrich Äußerungen des Chefs der Bürgerinitiative für den Bau der Straße, Ulrich Kiebortz, in der SZ vom Samstag. Die Landrätin fordert die Landesregierung auf, "zumindest die Mittel, die für die Realisierung des Straßenbauprojektes vorgesehen und über den Koalitionsvertrag festgelegt waren, weiterhin für die Region zur Verfügung zu stellen". Wie geht es weiter? "Wir werden jetzt neue Ideen entwickeln müssen, wie wir dafür sorgen, dass der Hochwald nicht abgehängt wird und weiterhin für junge Menschen und ihre Familien attraktiv bleibt. Die Anbindung an die Verkehrsachse nach Luxemburg wird ein wichtiges Thema bleiben", sagt Schlegel-Friedrich. "Aus der Sicht der CDU war das ein schwerer Schlag", kommentiert CDU-Kreisvorsitzende Helma Kuhn-Theis die Ablehnung der Nordumfahrung Merzig . Sie habe jahrelang für das Projekt gekämpft und alles versucht, das Bauvorhaben zu realisieren. "Letztlich waren die Hürden unüberwindbar", räumt Kuhn-Theis ein. Auch wenn die Straße nicht gebaut wird, kann es laut Kuhn-Theis aber nicht sein, dass der Hochwald von der Politik im Stich gelassen wird. Daher richte sich ihr Blick nun nach vorn: "Wir brauchen schnellstmöglich praktikable Vorschläge, um infrastrukturelle Maßnahmen umzusetzen zu können", sagt die CDU-Chefin. Für Kuhn-Theis spielt neben dem Straßenausbau auch die Digitalisierung im Hochwald und im Kreis Merzig-Wadern eine große Rolle.

Sie betont, dass es zwingend notwendig ist, umsetzbare Ideen voranzutreiben. "Nur so ist ein Vertrauensbruch gegenüber der Bevölkerung abzuwenden", ist sich Kuhn-Theis sicher. Der SPD-Stadtverband, insbesondere die Vorsitzenden der SPD-Ortsvereine Merzig /Mitte und Brotdorf, Hubert Schönhofen und Paolino Mangione, sind enttäuscht, dass die Nordumfahrung Merzig nicht kommt. Wie Manfred Klein, SPD-Stadtverbandschef schreibt, hätten viele von der Straße eine Entlastung der Ortsdurchfahrten erwartet und damit verbunden eine Reduzierung der Lärm- und Feinstaubbelastung.

Natur- und Artenschutz sei ein wichtigen Faktor, aber es dürfte "nicht sein, dass dem Schutz des Menschen in diesem Prozess eine untergeordnete Rolle zukommt".

Äußerungen des Grünen-Politikers Klaus Borger in der SZ vom Samstag bezeichnet Klein als "eine bodenlose Frechheit". In der Jamaika-Regierung habe der damalige Staatssekretär Borger "mit allen Mittel versucht, die Nordumfahrung zu verhindern". Borger könne nun nicht allen Ernstes der BI, die für die Straße war, "gemeinsame Überlegungen" anbieten.

< Weiterer Bericht folgt.

Nachdem das endgültige Aus für die Nordumfahrung Merzig verkündet worden ist, soll nach Ansicht der Merziger CDU die Umsetzung des innerstädtischen Verkehrskonzeptes "von der Landesregierung schnellstmöglich und priorisiert vorangetrieben werden", schreibt CDU-Stadtverbandschef Jürgen Auweiler in einer Stellungnahme zur Entscheidung der Saarbrücker Großkoalitionäre. "Nur durch eine zügige Umsetzung der weiteren Bauabschnitte des Verkehrskonzepts kann man zur Entlastung der Innenstadt und zur Verbesserung der Verkehrssituation für weitere betroffene Orte beitragen", meint Auweiler. Durch das Begraben der Nordumfahrung dürfe Merzig in Sachen Verkehr nicht aus dem Fokus der Landesregierung rutschen. Die Merziger CDU erwartet "schnelles und beherztes Handeln in der Umsetzung der Bauabschnitte ".

Auweiler weiter: "Mit den finanziellen Zusatzbelastungen dieser Landesmaßnahmen dürfen wir nicht alleine gelassen werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort