Brotdorf Wildkatze, Milan, Kauz und Co. ein sicheres Obdach geben

Brotdorf · Mit Bund und Nabu hat die Forstbetriebsgemeinschaft Vereinbarungen getroffen, seltene Tiere im Wald zu schützen.

 Die Wildkatze liebt naturnahe Waldbewirtschaftung, Totholz und Windwurfteller. Auf dem Terrain im Jugenwäldchen würde sie dies alles vorfinden.

Die Wildkatze liebt naturnahe Waldbewirtschaftung, Totholz und Windwurfteller. Auf dem Terrain im Jugenwäldchen würde sie dies alles vorfinden.

Foto: Ruppenthal

Sie sind alles andere als verschmuste Stubentiger. Bevor die Römer Katzen als Haustiere zähmten, streiften sie schon durch die Wälder: die Wildkatzen. Lange galten die Tiere als ausgerottet, in den vergangenen Jahren kehrten sie nach und nach nach Deutschland zurück. Gut versteckt schleichen sie durch das Unterholz. Ihre Leibspeise: fette Mäuse. Charakteristisch für das Wildtier: Sein Fell ist grau-cremegelb getigert, es hat einen hellen Kehlfleck, einen buschigen Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem, schwarzem Ende. Und es liebt Totholz und Windwurfteller im Wald – ein Terrain, wie es die 143 Hektar im Jugenwäldchen bieten. 2016 haben Klaus Borger für seine Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) und Christoph Hassel, Vorsitzender des Bund Saar, eine Vereinbarung zum Schutz der scheuen Jägerin getroffen.

Ein wichtiger Punkt für Hassel und Borger: die Schaffung und Erhaltung von Rückzugs- und Vermehrungsorten. Dazu zählt Hassel, der bei der Begehung mit von der Partie war, Schutz von liegendem Totholz und Erhalt von Windwurftellern. Die FBG, eine Vereinigung privater Waldbesitzer, steht laut Borger Forsteigentümern beratend zur Seite. „Waldbesitzer sollten ein Interesse an einer naturnahen Bewirtschaftung haben“, sagt Borger. „Je naturnaher, je ausgeglichener die Balance, desto ertragreicher ist der Wald“, nennt er eine Faustformel.

Die größte Bedrohung der Wildkatze ist nach Bekunden von Hassel die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch strukturarme landwirtschaftliche Monokulturen, Straßen und Siedlungen. Seit rund 15 Jahren engagiert sich der Bund mit dem Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ für die scheue Jägerin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet, gibt es in Deutschland laut Bund heute schätzungsweise wieder 5000 bis 7000 Exemplare.

Ebenfalls 2016 wurde die Horstschutzvereinbarung unterzeichnet – ein Kontrakt zwischen der FBG und dem Naturschutzbund Saar (Nabu). Das Projekt soll bedrohte Greifvögel wie Schwarzmilan, Wespenbussard, Baumfalke und Uhu schonen. Waldbau im Umfeld von Nestern soll deutlich eingeschränkt werden. So dürfen von der Paarbildungszeit ab 1. Februar bis zur Jungenaufzucht Ende August im Umkreis von 100 Metern um den Horst keine störenden Aktivitäten wie Holzeinschlag, Rückemaßnahme, Auszeichnen der Bäume, Wegebau und Jagd stattfinden. Zudem gibt die Vereinbarung dem Waldbesitzer Empfehlungen, wie er im Rahmen der Waldpflege Verantwortung für seltene und geschützte Vogelarten übernehmen kann.

 Eine Wildkatze im Versteck

Eine Wildkatze im Versteck

Foto: picture alliance / dpa/Fredrik von Erichsen
 Die Horstschschutzvereinbarung gilt für Rotmilane und andere Großvogelarten.

Die Horstschschutzvereinbarung gilt für Rotmilane und andere Großvogelarten.

Foto: dpa/Patrick Pleul
 Auch Spechtarten, wie hier ein Buntspecht, profitieren von Altholzbeständen in den Wäldern.

Auch Spechtarten, wie hier ein Buntspecht, profitieren von Altholzbeständen in den Wäldern.

Foto: Ruppenthal

Ob Kauz, Rotmilan, Buntspecht oder andere Spechtarten: Viele Vögel haben im Jungenwäldchen laut Borger eine neue Heimat gefunden. Bei einer Zählung von Fledermäusen ist nach den Worten von Rudi Reiter auf dem Terrain auch eine Mopsfledermaus registriert worden. Reiter, stellvertretender Vorsitzender des saarländischen Naturschutzbundes, nennt das Brutgeschäft dynamisch. Es gebe Vogelarten, die ihrem Brutplatz treu bleiben, andere wechselten ihre Brutbäume jährlich. „Daher werden vermutlich niemals alle aktuell bebrüteten Horste vollständig und flächendeckend bekannt sein.“ Nach seinem Bekunden folgt die Hohltaube, die in dem Gebiet mit den alten Buchen aufgeflattert ist, dem Specht gerne nach. Er zimmere dem Vogel – wie auch anderen Tieren – die Höhle.

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