Fink: Von einer Straße nie die Rede

Merzig. Der Stadt Merzig steht möglicherweise ein Rechtsstreit wegen des Westwallbunkers bevor, der für den Bau der geplanten Ortsumgehung Besseringen zugeschüttet werden muss. Dies bestätigte Rainer Fink, Pächter der Bunkeranlage, des so genannten Regelbaus 1 mit Namen "Anton"

Merzig. Der Stadt Merzig steht möglicherweise ein Rechtsstreit wegen des Westwallbunkers bevor, der für den Bau der geplanten Ortsumgehung Besseringen zugeschüttet werden muss. Dies bestätigte Rainer Fink, Pächter der Bunkeranlage, des so genannten Regelbaus 1 mit Namen "Anton". Fink sagte der SZ, er habe sich rechtlichen Beistand eingeholt, um juristische Schritte gegen die Behörden, die bei der Planung der Umgehung sowie der Verpachtung des Bunkers an ihn beteiligt waren, zu prüfen.Fink hatte den Bunker, der Teil des militärhistorisch bedeutsamen Westwalls ist, 2004 vom Bundesamt für Immobilienaufgaben gepachtet und mit viel Eigenleistung und privatem Kapital wieder in Schuss gebracht. Die Stadt Merzig hatte dem Pächter das Betreten des Geländes, auf dem der Bunker sich befindet und das im Eigentum der Stadt ist, gestattet. Fünf Jahre war der Bunker an zwei Sonntagen im Monat für Besucher zugänglich gewesen, zuletzt am 18. Oktober.Nun soll Bunker "Anton" der geplanten Ortsumgehung Besseringen weichen. Der Bunker liegt genau auf der Trasse der Umgehung. Sollte die Straße gebaut werden, müsste der Bunker "übererdet", also zugeschüttet werden. Laut Fink hat das Bundesamt für Immobilienverwaltung den Pachtvertrag mit ihm zum 30. November gekündigt. Fink betont, dass er keineswegs gegen den Bau der Ortsumgehung sei. Diese halte er für den Ort für absolut notwendig. Er habe sich wiederholt bemüht, in Gesprächen mit den zuständigen Behörden zu erreichen, dass der Bunker trotz der geplanten Straße erhalten bleiben kann. Allerdings sah der Landesbetrieb für Straßenbau, der für die Planung zuständig ist, keine Möglichkeit, diese dementsprechend zu verändern. "23 000 Euro investiert"Der Bunkerpächter verlangt von den Behörden nun eine Entschädigung für die Arbeit und das Geld, das er seit der Anpachtung des Bunkers 2004 in dessen Restaurierung steckte. Nach Finks eigenen Angaben hat er 23 000 Euro dafür ausgegeben. Der LfS hat ihm eine Kompensationszahlung von 10 000 Euro angeboten - das ist Fink zu wenig: Er fordert vom Bundesamt und der Stadt Merzig zusätzlich jeweils 4000 Euro. Er sieht sich durch das Vorgehen der Behörden getäuscht: "Fakt ist, dass auf dem Gelände und dem Bunker eine Veränderungssperre lag, und trotzdem wurden Verträge mit mir abgeschlossen. Beide Parteien wusten von dieser Sperre. Ich selbst war vor Abschluss der Verträge noch beim zuständigen Liegenschaftsamt der Stadt Merzig und habe mir Auskünfte über das Gelände geholt. Von einer Straße oder der Sperre ist nie ein Wort gefallen." Sollten die Behörden eine Entschädigung ablehnen, werde er versuchen, diese auf juristischem Wege einzuklagen, sagte der Pächter.Dies hat Fink auch gegenüber Bürgermeister Fredi Horf (CDU) geäußert, als dieser am letzten Öffnungstag von "Anton" am 18. Oktober die Bunkeranlage besuchte. Horf sieht die Stadt allerdings nicht in der Verantwortung, den Bunkerpächter zu entschädigen: "Er hat von der Stadt lediglich ein Betretungsrecht für das Grundstück bekommen - mehr nicht." Er könne die Verärgerung des Pächters verstehen: "Er hat die Anlage wieder in Schuss gebracht, aber der Pachtvertrag, den er abgeschlossen hat, war für ihn wohl sehr ungünstig ausgestaltet."

Auf einen blickNeben Bürgermeister Fredi Horf war auch der städtische Beigeordnete Patrick Maurer (FDP) am letzten Öffnungstag von "Anton" an der Anlage. "Ich kenne die Details des Vorgangs zwar nicht genau, weil ich noch nicht lange im Stadtrat bin", sagte Maurer der SZ. "Aber nach den Plänen, die der Pächter mir gezeigt hat, würde die neue Straße den Bunker nur auf einem schmalen Streifen schneiden." Maurer sagte, es wäre zu prüfen, ob die Trasse an dieser Stelle nicht doch um ein paar Meter verlegt werden könne. Gleichwohl solle die Umgehung nach dem Willen der FDP auf jeden Fall und ohne weitere Verzögerung gebaut werden. Auch er äußerte Verständnis für die Position des Pächters: "Das tut einem in der Seele weh, wenn jemand sich für die Gesellschaft engagiert, privates Geld reinsteckt und damit ein schönes kleines Museum baut - und das soll nun platt gemacht werden." cbe

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