Fasten kann jeden Tag beginnen

Merzig · Nun ist die Fastenzeit also wieder vorbei. Wie ist es bei Ihnen gelaufen? Hand aufs Herz: Haben Sie Ihre guten Vorsätze gehalten?Wenn Sie gefastet haben, dann sind Sie jedenfalls auf der Höhe der Zeit.

Aktuelle Umfragen zeigen: Fasten ist "in". Viele Deutsche haben in den letzten sechs Wochen auf etwas verzichtet - auf Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch oder auch mal aufs Auto. Die Motivationen sind unterschiedlich. "Ich will mir selbst was Gutes tun", sagen die einen. "Ich will ein Zeichen setzen", sagen andere. Keine Frage: Fasten hilft, bewusster mit sich und der Umwelt umzugehen.

Fasten wird aber fast immer mit Verzicht gleichgesetzt. Fasten ist hart und nicht gerade angenehm.

Es gibt aber auch ein ganz anderes Verständnis des Fastens. Das hat schon lange vor Jesu Geburt der Prophet Jesaja festgestellt, dessen Worte sich im Alten Testament der Bibel finden: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: Die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Versklavten freizulassen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen."

Wenn man Fasten so versteht, dann bedeutet es nicht weniger, sondern mehr: Mehr an Menschlichkeit, mehr an Solidarität, mehr an Einsatz für die Schwachen und Armen. Damit einher geht ein Verzicht. Nicht auf Süßigkeiten oder Alkohol, sondern auf Gewalt, auf dumpfe Parolen, auf vorschnelle Urteile und darauf, nur sich selbst im Blick zu haben.

Wie schön wäre es, wenn solch ein Fasten heute "in" wäre - in einer Zeit, in der tausende Menschen an den Grenzen Europas elendig festsitzen und Terroristen Leid und Schrecken verbreiten. Die gute Nachricht: Solch ein Fasten ist nicht an die sechs Wochen vor Ostern gebunden. Solch ein Fasten kann jeden Tag beginnen. Warum nicht heute? Warum nicht bei mir?

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